Querblicke

Zürcher Reformationsgeschichten

Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 86
Broschur
2019. 204 Seiten, durchgehend illustriert
ISBN 978-3-0340-1498-4
CHF 48.00 / EUR 48.00 
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Im Rückblick scheint die Reformationsgeschichte schlüssig: Humanistische Kritik trifft populäre Revolte, Luthers öffentliche Anklage wird durch die Möglichkeiten des Buchdrucks zum Fanal, und mit dem Amtsantritt von Zwingli am 1. Januar 1519 beginnt auch in Zürich ein neues Zeitalter. Die Zürcher Reformation lässt sich als zielgerichteter Prozess verstehen, der zur Erneuerung und Eigenständigkeit der Zürcher Kirche führte. Die Ereignisse stellten aber viele Menschen auch vor Entscheidungen, deren Folgen nicht absehbar waren. Diese «kleinen» Geschichten sind ebenfalls Teil des epochalen Umbruchs.
Zum 500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation kommen in diesem Buch ungewohnte, wenig bekannte oder gar abweichende Annäherungen an die Reformationsgeschichte zur Sprache. Ausgehend von Bildern, Gegenständen, Schriften oder Bauten werfen sie überraschende und unterhaltsame Querblicke auf eine Geschichte, die uns nur scheinbar vertraut ist.

Mit Beiträgen von Boris Bauer, Roland Böhmer, Sebastian Brändli, Christoph Eggenberger, Rudolf Gamper, Daniel Gutscher, Erika Hebeisen, Jochen Hesse, André Holenstein, Peter Jezler, Hildegard Elisabeth Keller, Urs B. Leu, Michael Mente, Helmut Meyer, Rosa Micus, Peter Niederhäuser, Markus Schär, Barbara Schmid, Regula Schmid, Dölf Wild


ist freischaffender Historiker und lebt in Winterthur. Neben seiner Tätigkeit in Museen und als Reiseleiter forscht und publiziert er zur Landesgeschichte der Ostschweiz mit besonderem Schwerpunkt auf der Adels- und Kirchengeschichte. Er ist Vizepräsident der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich.


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ist assoziierte Professorin für Geschichte des Mittelalters an der Universität Bern. Sie war 2003–2018 Aktuarin und Vizepräsidentin der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich und ist seit 2016 Vorstandsmitglied der Schweizerischen Vereinigung für Militärgeschichte und Militärwissenschaften. Ihre Forschungsinteressen gelten der städtischen politischen Kultur, der Sozialgeschichte von Heer und Krieg und der Geschichte der Historiografie.


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Artikel
  • Die Felix-und-Regula-Legende vor der Zürcher Stadtansicht von Hans Leu
    S. 14–25
  • Das Votivbild für Hans Waldmann im Fraumünster zu Zürich
    S. 26–33
  • Der Bischof schenkt Maschwanden eine Wappenscheibe
    S. 34–39
  • Das Jahrzeitenbuch von Elgg und die Reformation
    S. 40–45
  • Die unvollendete Ausmalung von Dinhard
    S. 46–51
  • Zwingli als Benutzer der Klosterbibliothek Einsiedeln
    S. 52–57
  • Misstöne und Leidenschaft am Vorabend des Amtsantritts von Zwingli
    S. 58–63
  • Heinrich Bullinger als Kartäuser?
    S. 64–69
  • Das Zürcher Exemplar des Schleitheimer Täuferbekenntnisses
    S. 70–77
  • Die schleichende Reformation in Winterthur nach der Chronik Laurenz Bossharts
    S. 78–83
  • Die lateinische Bibel von Johannes Bullinger
    S. 84–89
  • Der «Zürcher Fastenstreit»
    S. 90–95
  • Wem gehören kirchliche Stiftungen? Das Beispiel Kappel und Hallwyl
    S. 96–101
  • Die Heilige Schrift sanktioniert die Machtpolitik Zürichs in der Ostschweiz
    S. 102–105
  • «Zwinglis Waffen». Von katholischen Trophäen zu reformierten Reliquien
    S. 106–111
  • Drei Zürcher Fahnen
    S. 112–117
  • Die Prophezei. Zwingli und Bullinger als Urväter der Zürcher Universität
    S. 118–123
  • Die Synodenordnung
    S. 124–129
  • Zwinglis Kanzellettner im Zürcher Grossmünster
    S. 130–137
  • Die Rückgabe der Kommende Bubikon an den Johanniterorden
    S. 138–143
  • Vom Kloster zum Amtshaus Töss
    S. 144–149
  • Der Entenschnabel und die Welt des Zürcher Stadtchirurgen Jakob Ruf
    S. 150–157
  • Das tragische Ende des letzten Mönchs von Rüti
    S. 158–163
  • Kirchenbau im Wandel
    S. 164–169
  • Die Stammheimer «Märtyrer» Wirth
    S. 170–175
  • Das Urbild des Altersporträts von Heinrich Bullinger
    S. 176–181
  • Der Jerusalempilger Peter Füssli und seine Rose von Jericho
    S. 182–187
  • Ferdinand Keller und der heilige Ägidius von Unterleimbach
    S. 188–195
  • St. Stephan und St. Anna. Der Verlust von Stadtgeschichte durch die Reformation
    S. 196–201

Pressestimmen

«Der große Vorzug dieses bunten Florilegiums besteht in seiner Anschaulichkeit, und zwar in zweifacher Hinsicht: Zum einen sind die Texte allesamt erfreulich knapp auf den Punkt gebracht und überwiegend auch für ein nicht fachspezifisch vorgebildetes Publikum gut verständlich. Zum anderen ist der Band opulent mit einer Fülle von Illustrationen ausgestattet, die vor allem bei den Erzählungen zum bewegten Schicksal von vorreformatorischen Bild- und Altarstiftungen zum Tragen kommen; [...] Die Geschichte der Zürcher Reformation muss auf der Grundlage dieser Detailstudien gewiss nicht umgeschrieben werden, doch stellt sich ihr Bild um einiges farbiger und facettenreicher dar. Nicht zuletzt wird ein weiteres Mal deutlich, wie einschneidend für alle, auch abgelegene Lebensbereiche die Neuordnung von Kirche und Religion an der Limmat war. […] Das damit gewagte Unterfangen, die Umwälzungen des Jahres 1519 ‹nicht teleologisch›, sondern aus dem Moment der individuellen Entscheidungsfindung heraus und damit offen zu schildern, [ist] durchaus gelungen.»

Zeitschrift für Historische Forschung 47 (2020) 3, Volker Reinhardt

«Am Ende der Lektüre ist es einem, als hätte man durch ein Kaleidoskop geschaut: Viele, rasch wechselnde Eindrücke. Bunte Bilder, die sich spiegeln. Bekanntes verfremdet. Weniger Bekanntes und Unbekanntes in neuem Licht. [...] Die größeren Linien und historischen Vorgänge werden von den Verfassern je und je eingespielt. Doch auf eine geschlossene Darstellung kommt es den Herausgebern eben auch nicht an. Mit ihrer Vorgehensweise brechen sie vielmehr gängige Erzählmuster auf und lassen tatsächlich nicht nur einen Quer- sondern einen anderen Blick auf die Züricher Reformation zu. [...] Als ‹Lesebuch› für ‹ein breites Publikum› (10) ist die vorliegende Publikation sehr zu empfehlen. [...] Als ‹Jubiläumsbuch› bieten die ‹Querblicke› (10) mehr als Eigengeschichtsschreibung. Sie sind wissenschaftlich auf dem neuesten Stand und lohnen sich so auch für ein Fachpublikum, welches womöglich viel über die lutherische, aber vergleichsweise wenig über die schweizerische Reformation weiß.»

Vollständige Rezension

sehepunkte 19 (2019), Nr. 10, 15. Oktober 2019, Sebastian Kranich

«Der Verlauf der Schweizer Reformationsgeschichte scheint klar: Sie beginnt 1519 mit dem Wirken des charismatischen Predigers Huldrych Zwingli als Leutpriester in Zürich und reicht von der Durchsetzung der Reformation in Zürich und in der Eidgenossenschaft [...] bis hin zur Schlacht bei Kappel 1531 [...]. Doch diese so glatt erzählte Geschichte lässt vergessen, dass für die Zeitgenossen das Geschehen wesentlich unübersichtlicher war und dass es konkurrierende Deutungen oder später nicht mehr beachtete Begebenheiten gab. Der vorliegende Aufsatzband begibt sich auf die Spur dieser ‹anderen› Geschichten.»

Damals, 3/2020

«‹Querblicke› schließlich ist das diesjährige Neujahrsblatt der ‹Antiquarischen Gesellschaft in Zürich› und situiert sich damit an der Schnittstelle von Akademie und öffentlicher Geschichtskultur. Gemeinsam ist allen drei Bänden [die in dieser Sammelrezension besprochen werden – SG] die Absicht einer gewissen Dezentrierung der Zürcher Reformationsgeschichte. [...]

‹Querblicke› bietet hingegen eine andere Form der Dezentrierung [als die anderen Bände – SG]. Hier wird der Ereigniszusammenhang ‹Zürcher Reformation› in insgesamt 29 Miniaturen granuliert. Episodenhaft und quellennah fokussieren die Autorinnen und Autoren Momente der Aneignung und Abgrenzung von der reformatorischen Dynamik und widmen sich dabei in besonderer Weise den Auswirkungen der Reformation auf der Zürcher Landschaft. Nicht immer bringt dieses Verfahren spektakuläre Ergebnisse hervor. Manchmal werden einfach nur gute Geschichten erzählt wie jene vom Streit um die Johanniterkommende Bubikon (Boris Bauer), die deutlich macht, wie ambivalent und lückenhaft die reformierte ‹Herrschaft› Zürichs über die Landschaft blieb. Andere Beiträge gehen von einzelnen Objekten aus. So kann etwa Erika Hebeisen zeigen, dass der vermeintliche Helm und das Schwert des auf dem Kappeler Schlachtfeld gefallenen Zwingli erst als spätere Trophäen gegenreformatorischer Propaganda des katholischen Stands Luzerns nachweisbar sind und ihre Authentizität damit aus guten Gründen bezweifelt werden darf.

Der Band besticht vor allem aber auch durch umfangreiche und phantastisch reproduzierte Illustrationen, die das ikonographische Erbe der Zürcher Reformation vor Augen führen.»

Vollständige Rezension

H-Soz-Kult, 27. Mai 2019, Jan-Friedrich Missfelder

«In der Rückschau erscheint die Geschichte der Reformation in Zürich nahezu folgerichtig: [...] Doch vieles war für die Zeitgenossen nur auf den ersten Blick folgerichtig, ja diese Folgerichtigkeit erscheint vielfach nur konstruiert. Das Geschehen in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts war bunter, vielfältiger, farbenreicher. Genau dies möchte der vorliegende Band aufzeigen, indem er einzelne  Persönlichkeiten, Institutionen, Ereignisse, aber auch Urkunden und Kunstwerke oder auch Kirchenbauten in den Blick nimmt.  [...]

Die Autoren werden dem selbstgesetzten Anspruch, mit den dreißig Querblicken eine Vielzahl von Perspektiven auf das Zeitalter der Reformation in Zürich zu eröffnen vollauf gerecht. Alle Beiträge sind lebendig und leichtverständlich geschrieben und stellen somit eine Einladung für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Reformationszeit in Zürich dar.»

Hinweis auf die vollständige Rezension

Informationsmittel (IFB) 27 (2019), 2[07] : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft, Michael Kitzing

«Im Januar 1519 trat ein junger Priester namens Ulrich Zwingli am Grossmünster seine Stelle an ... Halt, bitte weiterlesen! Auch wer aufgrund des aus Zürcher Sicht vorgezogenen Reformationsjahrs schon ein bisschen die Nase voll von dieser Geschichte hat, kommt hier auf seine Rechnung. Die Antiquarische Gesellschaft hat nämlich ein umfangreiches und reich bebildertes Neujahrsblatt zusammengestellt, das andere Geschichten zur Zürcher Reformation erzählt, Geschichten, die nicht oder nur am Rande Geschichte schrieben. [...] Darin ist etwa auch zu lesen, was es mit Zwinglis Waffen und Helm auf sich hat oder wie genau es bei dem Fastenbrechen im März 1522 in der Druckerei Froschauers zu- und herging. Weiter wird dort erzählt, wie tragisch der letzte Mönch des Prämonstratenserklosters Rüti, Sebastian Hegner, ums Leben kam.»

Tages-Anzeiger, 27. Dezember 2018, Helene Arnet

«Je länger man in den Querblicken blättert, umso deutlicher wird allerdings: Die eine grosse Geschichte der Reformation gibt es nicht. Aber das Erbe der Zürcher Reformation erwies sich als gross genug, um über die Jahrhunderte immer wieder anderweitig instrumentalisiert zu werden. [...] Zwingli bleibt aktuell.»

Der Landbote, 6. Februar 2019, Matthias Scharrer

Am Berchtoldstag eines jeden Jahres stellt die Antiquarische Gesellschaft in Zürich ihr Neujahrsblatt vor. Der Band behandelt jeweils ein Thema der Zürcher oder Schweizer Geschichte. Dabei wird häufig jungen Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben, mit ihren Forschungsergebnissen an eine breitere Öffentlichkeit zu treten.