Universum Kleinstadt

Die Stadt Zug und ihre Untertanen im Spiegel der Protokolle von Stadtrat und Gemeinde (1471–1798)

Herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons Zug
Beiträge zur Zuger Geschichte, Band 18
Gebunden
2018. 320 Seiten, 16 Abbildungen s/w., 32 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1484-7
CHF 38.00 / EUR 38.00 
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  • Einblick
  • In den Medien
  • Buchreihe

Zwischen 1471 und 1798 wurden von Rat und Bürgerversammlung der Stadt Zug über 80 000 Geschäfte verhandelt und protokolliert. Unter der Leitung der ­Bürgergemeinde und des Staatsarchivs Zug wurden zu sämtlichen Protokolleinträgen inhaltliche Zusammenfassungen erstellt und in eine Datenbank eingespiesen – ein schweizweit einzig­artiges Projekt. Recherchierbar via Volltextsuche, öffnet sich nun ein gewaltiger, bislang nicht systematisch verwendbarer Quellenkorpus.

«Universum Kleinstadt» veranschaulicht exemplarisch die Möglichkeiten der Digital ­Humanities und eröffnet gänzlich neue Aspekte zur Zuger Geschichte. Einen mikrogeschichtlichen Ansatz verfolgend, thematisieren acht Beiträge unter anderem die Bedeutung schriftlicher und mündlicher Informationsvermittlung, den sorgsamen Umgang mit Ressourcen und Privilegien der Bürgerschaft, die wechselseitige Verflechtung zwischen der städtischen Obrigkeit und ihren Untertanen, die dichte Agenda von öffentlichen Anlässen und Ereignissen oder die zunehmende Ausgrenzung von Hinter- und Beisässen sowie Armen und Fremden.


geb. 1946, promovierte in Geschichte an der Universität Zürich. Er war 1979–2011 Staatsarchivar des Kantons Zug und Projektleiter der elektronischen Erschliessung der Rats- und Gemeindeversammlungsprotokolle der Stadt Zug von 1471 bis 1798.


Aufsätze im Chronos Verlag


geb. 1968, promovierte in Geschichte. Er ist assoziierter Forscher am Historischen Institut der Universität Bern und arbeitet zu vielfältigen Themen der älteren und neueren Schweizer Geschichte.


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aufgewachsen in Zug, promovierte in Geschichte. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Historischen Seminar der Universität Zürich und freischaffende Historikerin.


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geb. 1953, Dr. phil., Historiker, Geschäftsführer der Beratungsstelle für Landesgeschichte.


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Artikel
  • Ein riesiger Schatz, aber kein Zugang

    Die datenbankgestützte Erschliessung der alten Rats- und Gemeindeprotokolle der Stadt Zug

    S. 11–30
  • Farbe im Alltag

    Die Strukturierung des kleinstädtischen Alltags durch wiederkehrende öffentliche Anlässe

    S. 31–60
  • Die Ökonomie des Gemeinwesens

    Auskömmliche Haushalte als ökonomisches Fundament und sozialer Kern der Gemeinwirtschaft

    S. 61–86
  • Wenn Bürger zu Feudalherren werden

    Die Stadt Zug und ihre abhängige Landschaft

    S. 87–118
  • Gastmähler, Geschenke, Gehässigkeiten und Gemeinschaftshandeln

    Einblicke in den Verwaltungsalltag des Zuger Stadtrats vor 1800

    S. 119–162
  • Zuhören statt lesen

    Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der Vermittlung und Überlieferung von Informationen

    S. 163–196
  • Schlichten, Strafen, Sühnen

    Vom Bemühen um sozialen Frieden und der gesellschaftlichen Einbettung von Gerechtigkeit

    S. 197–228
  • Hintersassen, Gäste, fremde, Bettler, Arme

    Aspekte der Zuger Ordnungs- und Sozialpolitik in der Vormoderne

    S. 229–276
  • Te deum laudamus!

    Die Kirchenpflege als kräftezehrendes Gezerre mit Kirchenvolk und Klerus

    S. 277–306

Pressestimmen

«Die hier angerissenen, von den Autoren mittels zahlreicher Quellenbeispiele anschaulich, amüsant und spannend dargebotenen Ausschnitte aus dem städtischen Alltag Zugs bilden nur einen kleinen Teil von dem ab, was zu untersuchen möglich wäre. Die Fachwelt darf sich daher freuen, dass die Regesten demnächst über eine Datenbank für die allgemeine Forschung verfügbar sein werden.»

Historische Zeitschrift Band 312, 2021, Lina Schröder

«Der vorliegende, umfangreiche Sammelband gibt nun einen ersten Einblick in die reale Umsetzung des Projektes und eröffnet ein breites Themenfeld, das erkennen lässt, was die fachkundige Auswertung dieser bislang in ihrer historischen Bedeutung nur ansatzweise erkannten Quellenserie zu leisten vermag. [...] Der wissenschaftliche Ertrag des Sammelbandes ist beachtlich. Dank konsequenter Auswertung der im Burgerarchiv und im Staatarchiv Zug liegenden Quellen gelingt es, völlig neue und differenzierte Ergebnisse des „Universums Kleinstadt“, hier als Zentrum einer Schweizer Landesherrschaft der Frühen Neuzeit, zu zeichnen. Glänzend vorgeführt wird die Bedeutung von Ratsprotokollen für eine intensive stadthistorische Forschung nicht zuletzt auf der Ebene sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Fragen. [...] Die Ausstattung des Bandes mit Karten, Ortsansichten, Bildern von Häusern, Türmen und Kirchen, Chroniken und Dokumenten ist beeindruckend. [...] Das vorgegebene Ziel, historische Entwicklungen in unterschiedlichsten Rezensionen 191 Themenbereichen über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten, wurde in allen acht, jeweils intensiv kommentierten Beiträgen überzeugend erreicht. Nathalie Büsser, Peter Hoppe, Thomas Meier, Daniel Schläppi sowie dem Historischen Verein des Kantons Zug als Herausgeber sind Dank und Anerkennung auszusprechen.»

Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 128/1 (2020), Ulrich Wagner

«Dieser Band mit neun Beiträgen über das Leben in der kleinen Stadt Zug von 1471 bis 1798 ist das Ergebnis kluger Entscheidungen, welche die politischen Instanzen dieser bis heute kleinen Stadt und des mit ihr namensgleichen, aber mitnichten identischen Kantons Zug am Ende der 1980er-Jahre gefällt haben: nämlich die Protokolle des Rates und der Bürgerversammlungen der Stadt Zug, die für diesen Zeitraum aus mehr als
82.000 Eintragungen bestehen, durch eine Datenbank der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu erschließen, und zwar nicht einfach durch reine Transkription, sondern durch Regesten, das heißt präzise Zusammenfassungen in moderner Sprache und Orthographie. [...] Wie es sich in dieser „Miniatur-Schweiz“ in der Frühen Neuzeit lebte, dokumentieren acht gut gegeneinander abgegrenzte Querschnitte: zur Festkultur, speziell den Prozessionen und anderen kirchlichen Veranstaltungen der katholischen Stadt, zu den Finanzmitteln und dem Finanzgebaren der eher ressourcenarmen Gemeinde, zum Erwerb der städtischen Herrschaftsrechte auf dem Land, zum Habitus der politisch dominierenden Kreise, speziell ihrer Netzwerkbildung, zum mündlichen und schriftlichen Informationsfluss, zur Schiedsgerichtsbarkeit und Strafjustiz, zur Sozialpolitik und zum spannungsreichen Verhältnis zwischen Kirche und Rat, Klerus und Bürgerschaft. [...] Alle diese schlaglichtartigen Einblicke in die unterschiedlichsten und doch zusammengehörigen Lebenssituationen werden farbig und nicht selten mit milde ironischem Understatement erzählt und begegnen damit der größten Gefahr, die solchen Mosaiken vergangener Lebenswirklichkeit innewohnt, nämlich bewusst oder unwillentlich zu idealisieren. [...] Ein bemerkenswert gut gelungener Band.»

Zeitschrift für Historische Forschung, 4/2019, Volker Reinhardt

«Thomas Meier richtet seinen Blick ebenfalls über die thematischen Grenzen der Protokolle hinaus und untersucht die Ausgrenzung von Hinter- und Beisassen, Armen und Fremden. Wie andernorts schotteten sich die städtische Gesellschaft, aber auch die lokalen Gemeinwesen im Verlauf des Ancien Régime zusehends ab. Thomas Meiers Analysen sind ebenso erhellend wie jene von Daniel Schläppi in dessen Aufsatz zur Wirtschaftspolitik, gerade auch für das Verständnis des heutigen Kantons Zug. So zeigt sich, dass das ‹ostentativ sparsame Verwaltungshandeln› im Kanton Zug seinen Ursprung in einem auf strukturelle Knappheit angelegten und landwirtschaftlich geprägten Gemeinwesen hat. [...] Die Idee des Bandes überzeugt, anhand dieser acht Beiträge das Potenzial der Rats- und Gemeindeprotokolle der Stadt Zug für die Geschichtswissenschaft aufzuzeigen. Die sorgfältige Gestaltung des Buches trägt zum positiven Gesamteindruck bei. Die Abbildungen sind zum Teil informativ (etwa Abb. 2 mit verschiedenen Schriftbildern aus den Ratsprotokollen), zum Teil erscheinen sie eher als eingestreute Illustrationen. Die Beiträge weisen nur wenige Redundanzen auf, etwa zur Schriftlichkeit, zur Streitschlichtung oder zur sozialen Grenzziehung. Zugleich zeigen sie, dass die Ratsprotokolle allein, so vielfältig ihre Inhalte auch sind, dank ihrer grossen Zahl und des grossen Zeitraumes einen fokussierten Blick auf die Zuger Geschichte zulassen. [...] Dem Buchumschlag zufolge veranschaulicht ‹Universum Kleinstadt› exemplarisch die Möglichkeiten der ‹Digital Humanities›. Dem ist zuzustimmen und zugleich ist zu hoffen, dass diese damit noch lange nicht ausgeschöpft sind.»

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 69/2 (2019), Adriano Boschetti

«Den Anlass für die Entstehung des Bandes bot der offizielle Abschluss des langjährigen, in jeder Hinsicht vorbildlichen Projekts zur Aufarbeitung der Zuger Rats- und Gemeindeprotokolle aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um ein Quellenkorpus mit mehr als 80.000 Einträgen, zu denen bisher kein Findmittel existierte. [...] Im Hauptteil des Bandes werten die Autorin und die drei Autoren die Protokolle inhaltlich aus. Im Sinne einer ambitionierten, um Lebensnähe bemühten Mikrohistorie fassen sie dabei vor allem den kleinstädtischen und ländlichen Alltag ins Auge, der sich mit vielen seiner Probleme und Ungereimtheiten recht deutlich in den Protokollen abzeichnet. [...] Das gut lesbare Werk [erweist sich] als eine erfreuliche Bereicherung und als ein anregender Beitrag zur Geschichte des Alltags und der politischen Kultur in der Schweiz des 17. und 18. Jahrhunderts.»

Vollständiger Beitrag

H-Soz-Kult, 28. Mai 2019, Konrad Wanner

«Mitte der 1980er Jahre, als der Computer noch ein grosses, fremdes Möbel war, traf man im Kanton Zug eine historische Entscheidung: Die im Staatsarchiv aufbewahrten Ratsprotokolle aus der Zeit vor 1789 sollten in einer digitalen Datenbank zugänglich gemacht werden. Heute, 30 Jahre später, ist das Projekt, das 3,8 Millionen Franken kostete, abgeschlossen. Ein herausragender Schatz ist damit für die Forschung zugänglich geworden: rund 17500 handschriftliche Seiten mit über 80000 einzelnen Traktanden, die Auskunft geben über sämtliche Verwaltungs- und Lebensbereiche einer Kleinstadt und ihrer Untertanengebiete in der Zeit von 1471 bis zur Französischen Revolution. Vier Historiker und Historikerinnen haben das Material nun erstmals gesichtet. Sie bieten Einblicke in das Alltagsleben, die Haushalte, die mündliche Tradition, die feudale Herrschaft, das Schlichten, Strafen und die Sozialpolitik der Vormoderne.»

NZZ Geschichte, Ausgabe 20 / Februar 2019, Lea Haller