Strasse und Strassenverkehr – Routes et circulation routière
Traverse. Zeitschrift für Geschichte – Revue d’histoire (ISSN 1420-4355), Band 1999/2
Broschur
1999. 284 Seiten
ISBN 978-3-905315-17-2
CHF 25.00 / EUR 17.40 
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Porträt / Portrait
Das Archiv des Service Civil International (SCI) in La Chaux-de-Fonds.
Eine Fundgrube zur Sozialgeschichte unseres Jahrhunderts
Heinz Gabathuler

Schwerpunkt / Dossier Thematique
Strassenverkehrsgeschichte: endlich etwas ins Rollen bringen
Christoph Maria Merki, Hans-Ulrich Schiedt

Histoire de la circulation routière: mettons-nous enfin en route
Christoph Maria Merki, Hans-Ulrich Schiedt

Trampelpfade und Chausseen. Literaturbericht einer strassenbezogenen
Verkehrsgeschichte
Hans-Ulrich Schiedt

Unterwegs in unwegsamem Gelände. Historische Strassenverkehrs-
forschung in der Schweiz
Christoph Maria Merki

Das Rodfuhrwesen im Fürstentum Liechtenstein. Eine verkehrsgeschicht-
liche Studie mit besonderer Berücksichtigung des späten 18. Jahrhunderts
Klaus Biedermann
Résumé

La politique fribourgeoise des transports au 19e siècle
Jean-Pierre Dorand
Zusammenfassung

Eine funktionale Bestandsaufnahme der Pferdepost, 1850­1920
Thomas Frey
Résumé

La route saisie par l'automobile, 1895­1920
Catherine Bertho Lavenir
Zusammenfassung

Ford-Legende und Wirklichkeit. Die Motorisierung des Strassenverkehrs
in Europa und Übersee im Vergleich, bis 1939
Reiner Flik
Résumé

Konfigurationen vergangenen Verkehrs. Elf Bilder aus dem Archiv
der Beratungsstelle für Unfallverhütung
Christoph Maria Merki

Vom Schwung der Fahrt zur Form der Strasse. Veränderungen
des städtischen Raums im Zeichen der Massenmotorisierung
Barbara Schmucki
Résumé

Luftreinhaltepolitik im Strassenverkehr in den USA, in Deutschland und
in der Schweiz. Ein Vergleich der Entwicklung nach 1945
Ueli Haefeli
Résumé

Randregionen in der Autobahnfalle
Stefan Rieder
Résumé

Der Artikel / L'article
Das Bankgeheimnis im Konflikt zwischen der Schweiz und Frankreich.
Die Deblockierung der französischen Guthaben in der Schweiz,
1945­1948
Janick Schaufelbühl

Dokument / Document
De La Chaux-de-Fonds à Auschwitz. L'itinéraire tragique d'André Weill
Marc Perrenoud

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ist Privatdozent an der Universität Bern und ein Liechtenstein-­Spezialist.


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Herausgeber/in der Reihe

Zusammenfassung

Strassenverkehrsgeschichte:
endlich etwas ins Rollen bringen

Christoph Maria Merki und Hans-Ulrich Schiedt

«Die Bewegung ist das grosse Ungedachte in unseren Sprachen.»
Peter Sloterdijk(1)

In der Schweiz gibt es heute 1592 km Nationalstrassen, 18'331 km Kantonsstrassen und 63'147 km Gemeindestrassen. Dazu kommen 79'587 km Forst- und Güterstrassen, Fahrrad-, Reit- und Wanderwege. Der Wiederbeschaffungswert all dieser Anlagen beläuft sich auf 203 Mia. Fr. (Stand 1997).(2) Ohne Strassenverkehr geht nichts: er begegnet einem in der Politik, im Alltag, vor dem Haus und als Lärm manchmal auch im Haus; er bestimmt das Gesicht unserer Landschaft und die Qualität unserer Luft. Doch nicht nur die Gegenwart, auch die Vergangenheit des Strassenverkehrs hat Bedeutung und Relevanz. Der Gang aller Kulturen ist aufs engste mit der Geschichte ihrer Verkehrswege verzahnt. Der Gründungsmythos der Schweiz kommt daher auf einem Saumweg und in einer hohlen Gasse. Aus dem Saumweg ist inzwischen eine Autobahn geworden, und mit Moritz Leuenberger bzw. Schiller möchten wir fragen: Wer zählt die 40tönner, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen? Die Historikerinnen und Historiker tun es nicht.
Die Geschichte der Strasse, ihres Verkehrs und ihrer Verkehrsmittel fristet das Dasein eines Blümchens am main stream der Historiographie. Zum 150jährigen Bestehen der Schweizer Bahnen ist ein prächtiger Sammelband erschienen, der sich auch wissenschaftlich durchaus sehen lässt.(3) Das 100jährige Bestehen von ACS (1898) und TCS (1896) hat hingegen, soviel uns bekannt ist, keinen einzigen Historiker zum Gang in die Archive verlockt. Alle kennen Julius Cäsar, den Erfinder der Einbahnstrasse;(4) doch wer kennt den Walliser Ernest Guglielminetti, den Erfinder der Strassenteerung? Dass die schweizerische Historiographie auf dem Gebiete der Strassenverkehrsgeschichte noch in den Kinderschuhen steckt, hat mehrere Gründe. Nach wie vor hat die Wirtschafts- und Technikgeschichte allgemein einen schweren Stand. Überdies ist sie nur allzu oft blind gegenüber den Erträgen der benachbarten Wissenschaften (Ökonomie, Soziologie, Geographie, Volkskunde, Recht), ohne deren Hilfe jede verkehrsgeschichtliche Studie in der Sackgasse steckenbleibt. Es fehlen Institutionen, die das Interesse an der Strassenverkehrsgeschichte bündeln könnten: das Verkehrshaus der Schweiz beschäftigt sich lieber mit Flugzeugen und Dampfschiffen als mit etwas so Alltäglichem wie der Strasse; grosse Firmen, welche ­ wie die DaimlerChrysler AG in Stuttgart ­ die Forschung anschieben könnten, existieren nicht. Ausserdem bestehen gerade bei jüngeren Historikerinnen und Historikern häufig Berührungsängste mit einem Thema wie der Strasse ­ manche scheuen wohl, schöngeistig imprägniert wie sie sind, die Berührung mit diesem Gegenstand; andere haben vermutlich Angst davor, politisch mit den Betonmischern in einen Topf geworfen zu werden. Dabei wäre die Anschlussfähigkeit einer breit verstandenen Strassenverkehrsgeschichte enorm. Nur fünf von zahllosen Herangehensweisen seien hier erwähnt:
­ die wirtschaftsgeschichtliche (die Verbesserung der Infrastruktur als Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum);
­ die literatur- und geistesgeschichtliche (die Erfahrungsberichte Reisender als eigene literarische Gattung, angefangen von den Peripatetikern über Johann Gottfried Seume bis hin zu den road movies der 60er Jahre);
­ die sozial- und alltagsgeschichtliche (die Strasse als Ort der Begegnung, als Spiel-, Erfahrungs- und Austauschraum);
­ die finanzgeschichtliche (die Pass-, Brücken- und Durchfahrtsgelder als Vorläufer des road pricing);
­ die historisch-geographische (die Geschichte der verkehrsweggeprägten Raum- und Siedlungsstrukturen als Voraussetzung für die Arbeit von Denkmalpflege und Raumplanung).
Die Beiträge, die wir in diesem Heft vorstellen, sind Erkundigungen in einem vorläufig noch nahezu unbekannten Gebiet. Als Orientierungshilfe sind die beiden Forschungsberichte gedacht, die den Reigen eröffnen. Wir verzichten dabei auf die Behandlung der antiken und mittelalterlichen Strassenverkehrsgeschichte und setzen mit der Frühen Neuzeit ein. Gleich drei Beiträge befassen sich mit dem 18. und 19. Jahrhundert, d. h. mit jener Zeit, deren Modernisierungspotential in Sachen Strassenverkehr angesichts der alles überstrahlenden «Eisenbahnrevolution» meistens vergessen geht. Mit zwei Beiträgen aus Frankreich und Deutschland (über den frühen Automobilismus) stellen wir den Anschluss an die Diskussion im Ausland her. Wie der Beitrag aus Deutschland gehen auch zwei weitere, zeitgeschichtliche Aufsätze komparatistisch vor. Der Vergleich (auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene) bietet sich bei der Untersuchung raumwirtschaftlicher Entwicklungen nicht nur an, er ist oft die einzige Möglichkeit, die begründete Verallgemeinerungen zulässt. Mit dem letzten Beitrag geben wir einer Nachbarwissenschaft das Wort, von der die Geschichte nur lernen kann. Wir hoffen, dass mit diesem Heft endlich etwas ins Rollen kommt, dass sich auch unsere Disziplin endlich an einer Verkehrsdebatte beteiligt, die bislang fast ausschliesslich von der Ingenieurwissenschaft, von der Geographie, der Ökonomie und der Politologie vorangetrieben wird.

Anmerkungen

(1) Eurotaoismus. Zur Kritik der politischen Kinetik, Frankfurt a. M. 1996 (1. Aufl. 1989), 79.
(2) 100 Jahre Schweizerischer Baumeisterverband, Zürich 1997, 22.
(3) Verkehrshaus der Schweiz (Hg.), Kohle, Strom und Schienen. Die Eisenbahn erobert die Schweiz, Zürich 1997.
(4) Im Jahr 45 v. Chr. führte Cäsar in Rom Einbahnstrassen ein, vgl. Maxwell G. Lay, Die Geschichte der Strasse, Frankfurt a. M., New York 1994.


Résumé

Histoire de la circulation routiEre
mettons-nous enfin en route

Christoph Maria Merki et Hans-Ulrich Schiedt
(Traduction Chantal Lafontant)

«Le mouvement est le non-dit dans nos langues.»
Peter Sloterdijk

La Suisse recense aujourd'hui 1592 km de routes nationales, 18'331 km de routes cantonales et 63'147 km de routes communales.(1) A ces chiffres s'ajoutent 79'587 km de routes forestières, de chemins d'exploitation, de pistes cyclables, de chemins équestres et pédestres. Le montant total de tous ces équipements s'élève à 203 milliards de francs (1997). Sans circulation routière, rien ne fonctionne: elle apparaît dans la politique, dans notre quotidien, devant notre maison, se manifeste sous forme de bruit, parfois même à l'intérieur de notre domicile; elle détermine la configuration du paysage et la qualité de l'air que nous respirons. Le présent, mais aussi l'histoire de la circulation routière jouent un rôle important. Le développement de toutes les cultures est étroitement lié à l'histoire des routes. Le mythe fondateur de la Suisse trouve son origine dans un sentier muletier et dans un chemin creux. Aujourd'hui ce sentier muletier a fait place à une autoroute. Celle-ci figure constamment à l'ordre du jour de la politique routière, mais n'intéresse guère les historiennes et historiens.
L'histoire des routes, de la circulation et des moyens de transport nous fait penser à la vie d'une petite fleur, sur le main stream de l'historiographie. A l'occasion des 150 ans des chemins de fer, un superbe ouvrage a été publié qui mérite également l'attention d'un point de vue scientifique.(2) En revanche, le 100e anniversaire de l'ACS (1898) et du TCS (1896) n'a amené aucun historien, à notre connaissance, à entreprendre des recherches dans les archives. Tout le monde connaît Jules César, l'inventeur des rues à sens unique;(3) mais qui connaît le Valaisan Ernest Guglielminetti, l'inventeur du goudron? Plusieurs raisons expliquent le retard qu'a pris l'historiographie suisse en matière d'histoire de la circulation routière. De nos jours encore, l'histoire économique et l'histoire des techniques éprouvent de la peine à s'imposer. Celles-ci négligent souvent les apports des sciences voisines (sociologie, géographie, ethnologie, droit), sans l'aide desquelles toute étude historique sur les routes se trouve dans une impasse. Il n'existe pas d'institutions capables de fédérer les intérêts autour d'une histoire de la circulation routière: le Musée suisse des transports à Lucerne préfère s'occuper des avions et des machines à vapeur que de problèmes quotidiens tels que les routes; les grandes entreprises ­ comme Daimler Chrysler AG à Stuttgart ­ susceptibles de stimuler des recherches, n'existent pas en Suisse. En outre, les historiens, en particulier ceux qui sont issus de la plus jeune génération, éprouvent souvent des réticences à aborder des sujets tels que la route. Imprégnés d'une pensée artistico-littéraire, certains appréhendent sans doute de traiter un tel objet; d'autres encore craignent d'être assimilés aux partisans des bétonnières. Pourtant, les liens à tisser autour d'une histoire de la circulation routière, au sens large du terme, seraient multiples. Nous nous limiterons ici à mentionner cinq approches:
­ historico-économique (l'amélioration des infrastructures comme condition nécessaire à la croissance économique);
­ historico-littéraire et intellectuelle (les récits des voyageurs en tant que genre littéraire spécifique, en partant des péripatéticiens et en passant par Johann Gottfried Seume jusqu'au road movies des années 1960);
­ historico-sociale et de la vie quotidienne (l'histoire en tant que lieu de rencontre, espace de jeux, espace d'expérience et d'échanges);
­ historico-financière (les péages versés pour les cols, les ponts et les passages, précurseurs des road pricing);
­ historico-géographique (l'histoire du territoire marqué par les transports et des structures d'habitat, point de départ pour une étude sur l'aménagement du territoire et la conservation des monuments).
Les articles publiés dans ce cahier explorent un domaine à peu près inconnu, du moins pour le moment. Les deux premières études servent de point de repère aux lecteurs. Nous avons renoncé à traiter l'histoire de la circulation routière dans l'Antiquité et au Moyen Age et commençons nos recherches aux Temps modernes. Deux articles sont consacrés aux 18e et 19e siècles, autrement dit à une période marquée par une forte modernisation de la circulation routière, phénomène le plus souvent occulté par l'intérêt que suscite la «révolution ferroviaire». Deux contributions écrites par des auteurs français et allemands (sur les premières automobiles) nous informent sur la situation dans les pays voisins. A l'instar de l'étude allemande, deux autres articles portant sur la période contemporaine ont choisi une démarche comparative. La méthode comparative (sur le plan local, régional ou national) s'avère utile non seulement pour étudier les développements économiques et territoriaux, mais elle représente souvent la seule possibilité de mettre en évidence des phénomènes plus généraux. Dans le dernier article, nous donnons la parole à un représentant d'une science voisine, échange qui ne peut être que profitable à la science historique. Nous espérons que ce dossier fera enfin bouger les choses et que notre discipline, à l'avenir, prendra part au débat sur l'histoire des transports qui jusqu'à ce jour a été conduit d'une manière quasi exclusive par des ingénieurs, des géographes, des économistes et des politologues.

Notes

(1) 100 Schweizerischer Baumeisterverband, Zürich 1997, 22.
(2) Verkehrshaus der Schweiz (éd.), Kohle, Strom und Schienen. Die Eisenbahn erobert die Schweiz, Zürich 1997.
(3) Maxwell G. Lay, Die Geschichte der Strasse, Frankfurt a. M. 1994.


Die zweisprachige Zeitschrift versteht sich als Forum der Geschichtsforschenden in der Schweiz mit einem Horizont, der über Landes- und Fachgrenzen hinausreicht. «Traverse» ist sowohl eine historische Fachzeitschrift als auch ein Organ, das einem interessierten Publikum Einblick in aktuelle historische Forschung gibt und deren Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Fragen diskutiert. Zudem versteht sich die Zeitschrift als Publikationsorgan für jüngere Forschende.

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