«Wo ist Adolf?» ist Spurensuche und historische Erzählung zugleich – eine faszinierende Untersuchung, die das Wechselspiel von individuellen Lebenswegen und globalen Umbrüchen erzählt. «Wäre er nicht im nördlichsten Sibirien interniert gewesen…», notierte ein Beamter im Mai 1928 auf der Rückseite einer fremdenpolizeilichen Akte. Davor und danach wurde Adolf Borgas, ein Bankangestellter aus Rheinfelden im Kanton Aargau, von Verzeichnissen der deutschen Militärbürokratie, Listen der russländischen Lagerverwaltung, Protokollen humanitärer Organisationen, Akten zahlreicher Einwohnerämter und den Dossiers der schweizerischen Migrationsbehörden lokalisiert. Sie gaben ihm meistens eine Nummer, um ihn in den Papieren wiederzufinden, und eine Adresse, die irgendwo zwischen Rastatt, Wladiwostok, Brunsbüttel und dem fernen Osten der Schweiz lag. So hielten Schreibstuben die Stationen seines bewegten curriculum vitae fest und formatierten dabei ein Papierleben, das vom Weltkrieg, vom Untergang dreier Kaiserreiche und von weltgesellschaftlichen Veränderungen geprägt war. «Wo ist Adolf?» erzählt dieses Papierleben.