Geschlecht und Wissen – Genre et savoir – Gender and Knowledge
Beiträge der 10. Schweizerischen Historikerinnentagung
Schweizerische Historikerinnentagungen / Schweizerische Tagung für Geschlechtergeschichte, Band 10
Broschur
2005. 432 Seiten
ISBN 978-3-0340-0526-5
CHF 48.00 / EUR 32.90 
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  • Einblick
  • In den Medien
  • Buchreihe
Der Band «Geschlecht und Wissen» enthält ausgewählte Beiträge der 10. Schweizerischen Historikerinnentagung des Jahres 2000, die an der Universität Freiburg i. Ü. stattfand. Alle Beiträge beinhalten eine kritische Auseinandersetzung der Geschlechterforschung mit Wissen und Wissenschaft. Es wird aufgezeigt, wie sich Wissen und Wissenschaft, soziale Ordnung und Geschlechterbeziehungen gegenseitig strukturieren. Der Begriff «Wissen» wird dabei weit gefasst: Einerseits handelt es sich um explizites Wissen, das an spezifischen Orten produziert und fassbar wird, wie z. B. institutionalisierte Bildung, Lehre und Forschung, andererseits wird auch implizites Wissen thematisiert, das sich durch Selbstverständlichkeit und vermeintliche Natürlichkeit auszeichnet, wie z. B. Mythen, Normen, Stereotype sowie Denkstrukturen und Wahrnehmungsmuster. Ein weiterer Schwerpunkt des Sammelbandes konzentriert sich auf das Verhältnis von Geschlecht und Wissenschaft. Die feministische Kritik zeigt auf, dass die vermeintlich wissenschaftliche Objektivität eine in hohem Masse durch den «männlichen» Blick verzerrte ist. Gleichzeitig stellt sie die Möglichkeit von Objektivität überhaupt in Frage. Postmoderne Wissenschaftsforscherinnen verwerfen die Idee einer wertneutralen, objektiven und universalgültigen Forschung, indem sie die Situiertheit von Wissensproduktion offenlegen und propagieren.


Bücher im Chronos Verlag

Artikel
  • Geschlecht – Wissen – Wissenschaft. Eine Einleitung
  • Im Dienste der Humanität. Die Schweizer «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz als Akteurin im Zweiten Weltkrieg und die Rezeption ihres Wirkens bis heute
  • Politik zwischen Integration und Desintegration. Geschlecht und Wissen in der schweizerischen Kriegswirtschaft
  • «The Personal is international?» Internationale Frauenorganisationen zwischen Professionalisierung und Marginalisierung, 1919–1955
  • Unterwegs im Männerraum. Alpinismus und Geschlechterordnung in der Schweiz 1863–1838
  • Women Conflating Science Fiction and Science Non-fiction in Domestic Cold-War America. Openings into Later Feminist Theorizing
  • «Warum in die Ferne schweifen?» Deutsche Lehrerinnen auf dem (ausser)europäischen Arbeitsmarkt um 1900
  • Feminisierung des Volksschullehrerberufs auf Grund gescheiterter Professionalisierung? Das Beispiel des Kantons Zürich
  • Auf den Spuren der Männer in einem Frauenberuf – weshalb die Krankenpflege weiblich ist
  • Frauenbildung als Männerideal in der frühen Neuzeit
  • «Sie werden die Methode Ihrem Geschlecht geben». Rosette Niederer-Kasthofer (1779–1857), Vermittlerin von Pestalozzis Pädagogik
  • L’Education des femmes en France du XIXe au XXe siècle
  • La transmission des savoirs. Quelques réflexions sur l’instruction et la formation des filles en Suisse (Ancien Régime et début du XIXe siècle)
  • Entre vision des élites et stratégies familiales. Etude comparative de l’accès des filles au savoir lors de la transition démographique
  • Die Schule der Nation und ihr Lehrplan. Männerleitbilder im Schweizer Militär 1939–1945
  • Die Päpstin Johanna – ein methodisches Problem der Männlichkeitsforschung
  • Das Bild der delinquenten Frau am Beispiel der Zwangsarbeitsanstalt Thorberg 1849–1893
  • Überlegungen zur geschlechtsspezifischen Sozialisation in Mädchenerziehungsanstalten
  • Historikerinnen an der Universität Zürich 1900–1970. Geschlecht als soziale und als Wissenskategorie
  • Lucie Dikenmann-Balmer – zu einer der frühesten Universitätskarrieren einer Frau im Fach Musikwissenschaft
  • Why are there no 18th Century (Private) Women Scientists and Philosophers? The Marquise Du Châtelet and the Categorization of Knowledge
  • Zwischen historischer «Dichtung» und akademischer «Wahrheit». Zur Situierung von Frauen in der Verwissenschaftlichung der Geschichtskunde
  • Les débuts de l’accès des femmes aux professions de l’enseignement supérieur en Suisse
  • Die Instrumentalisierung von Körpervorstellungen zur (Trans-)Formierung sozialer Ordnungsvorstellungen
  • X-Y-Mythos: Konstruktion von Geschlecht durch Genetik
  • Die Disziplinierung der Fortpflanzung. Geschlecht, legitimiertes Wissen und soziale Bewegung am Beispiel der USA
  • Leben – Geschlecht – Wissen. Zu einem gesellschaftstheoretischen Begirff des «menschlich Lebendigen» für eine feministische Kritik der Biotechniken
  • «Die Wissenschaft sei geschlechtslos und Gemeingut Aller». Frauen in der Genese und Tradition der historischen Disziplin
  • «Woman Has to Set her Stamp on Science, Philosophy, Justice and Politics». A Look at Gender Politics in the «Knowledge Wars» of the European Past
  • Defizite im Wissenskanon der «Business History». Zur Dekonstruktion des Schumpeter’schen Unternehmerbildes
  • Geschichte «belesben» – Frauenstadtrundgänge in Heidelberg
  • Befreiungstheorien und Alltagsverstand

Besprechungen
Geschlechtergeschichte rox. Vor fünf Jahren, im Februar 2000, fand an der Universität Freiburg i. Ü. die 10. Schweizer Historikerinnentagung statt. Die damals zur Diskussion gestellten Beiträge sind jetzt in einer elaborierten Druckfassung einzusehen. Noch immer – so lesen wir im Vorwort – besteht die Aufgabe der wissenschaftlichen Geschlechtergeschichte darin, «die historisch spezifischen Effekte bewusster und unbewusster vergeschlechtlichter Wahrnehmungen und Darstellungen» herauszustellen. Wer in dem Band blättert, staunt über die Vielfalt der Zugänge: Zwei Autorinnen beleuchten «Die Schweizer ÐFlüchtlingsmutterð Gertrud Kurz als Akteurin im Zweiten Weltkrieg und die Rezeption ihres Wirkens heute», ein anderer Beitrag in der nämlichen Sektion trägt den verheissungsvollen Titel «Unterwegs im Männerraum. Alpinismus und Geschlechterordnung in der Schweiz 1863-1938». Dazwischen finden sich weitere Beiträge, die den immer wieder überraschenden Perspektivenreichtum der gender studies belegen; so etwa derjenige über die «Päpstin Johanna - ein methodisches Problem der Männlichkeitsforschung». Geschlecht und Wissen - Genre et Savoir - Gender and Knowledge. Herausgegeben von Catherine Bosshart-Pfluger u. a. Chronos-Verlag, Zürich 2004. 432 S., Fr. 48.-. Publiziert mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 19.02.2005 Nr.42 46 (c) 1993-2005 Neue Zürcher Zeitung AG Blatt 1