Figuren der Übertragung
Adalbert Stifter und das Wissen seiner Zeit
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 9
Broschur
2009. 350 Seiten, 8 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0938-6
CHF 48.00 / EUR 39.50 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
  • Buchreihe
«Wissensübertragung» in der Zeit zwischen 1830 und 1870, also der Epoche nach der Konjunktur romantischer Wissenspoetiken und vor dem Aufkommen und der Verbreitung der Neuen Medien und den innovativen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts, ist Thema des vorliegenden Bandes. Die methodisch-theoretische Schärfung des Konzepts von «Wissen» und das Interesse an den Verfahren und Regeln der «Wissensübertragung» werden in den einzelnen Beiträgen in der intensiven Auseinandersetzung mit Stifter und dessen Werk profiliert. Die analysierten Texte Stifters und einiger seiner Zeitgenossen beschäftigen sich mit verschiedenen Praktiken der Übertragung und halten zudem eigene und spezifische Theorien der Wissensübertragung bereit, die auch heute noch weitergehende Reflexionen provozieren. Stifter hat Einbildungskraft, scharfen Verstand und wissenschaftliche Ausbildung insbesondere in Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaft als Zulassungskriterien für den öffentlich Wirkenden gefordert; es sind dies Qualitäten, die nicht nur für die zahlreichen Künstler- und Wissenschaftlerfiguren in seinen Texten bestimmend sind.

geb. 1967, Professor für Deutsche Literatur an der Leibniz Universität Hannover. Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte des Wissens; Literatur und Wissenschaft; Verflechtungsgeschichte von Wissen und Ästhetik; gesellschaftliches Imaginäres und Kollektivphänomene; Massenkultur/Unterhaltung/Popularität.


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seit 2003 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich. Forschungsschwerpunkte: Literatur(theorie) des 19. und
20. Jahrhunderts, Kulturtransfer und interdisziplinäre Fragestellungen, Literaturkritik.


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Artikel
  • Einleitung
  • Umsätze im Wissen der Zeit
  • Das «Titelblatt der Seele». Stifters Gesichter und das Dilemma der Physiognomik
  • Grenzenlose Zeit, schlingender Grund. Genealogische Ordnungen in Stifters «Nachkommenschaften»
  • Zur Formierung von Stifters Naturbegriff im Kontext der zeitgenössischen Philosophie
  • Versetzt. Restaurierung als Entortung in Stifters «Nachsommer»
  • Adalbert Stifters Erzählen für Neuseeländer. Wissenstransport und Kunstwerk zu Stifters Lebzeiten
  • Hausen im Niemandsland. Stifters Architekturen zwischen Historismus und Neuem Bauen
  • Übertragung schreiben
  • Grenzen des Wissens. Übertragung mittelalterlicher Historiographie im Witiko
  • Äusserungen eines «Gefertigten» – Edition und Interpretation am Beispiel von Adalbert Stifters «Amtlichen Schriften zu Schule und Universität»
  • «Wehen»: Zur Figur des «Gesezes»
  • Naturwissenschaftliche Korrespondenzen
  • Sterne und Fussnoten. Medialität, Physik und Phantastik in Stifters «Condor»
  • Stifters Elektrizität
  • Schrift – Bild – Sammlung – Karte. Medien geologischen Wissens in Stifters «Nachsommer»
  • Kulturerosionen. Stifters prekäre geologische Übertragungen
  • Komparatistische Transgressionen
  • Trostlose Wissenschaft, schreckliches Leben. Adalbert Stifter und Edgar Allan Poe
  • Ordnung, Bildung, Kunsthandwerk. Die Pluralität utopischer Modelle in Adalbert Stifters «Der Nachsommer»
  • Die Studie als Zweck. Stifter und die Präraffaeliten
  • George Eliot und die deutsche Wissenschaftskultur

Pressestimmen
«Der Zürcher Stifter-Band ermöglicht gerade dort, wo er von der Forschung bislang nicht oder kaum beachtete Details in den Blick nimmt, neue und anregende Perspektiven auf Stifter, sein Werk und seine wissenshistorischen Kontexte; künftige Untersuchungen werden hier anzusetzen haben.» Franz Adam, Stifter Jahrbuch

«Als erstes Verdienst dieses Bandes sollte verbucht werden, dass die darin angesprochenen Themen ein vielfältiges Bild der Zeit zwischen 1830 und 1870 liefern. Es ist das Zeitalter der Elektrizität und des Historismus, der Geologie und der Übersee-Expeditionen, der Physiognomie und der Begeisterung für das Mittelalter, der Konservierung des historischen Erbes mit Blick auf eine Zukunft des neuen Bauens und des utopischen Kunsthandwerks. […] Die Übertragung der Vergangenheit in die Gegenwart ist ein Hauptanliegen von Stifters Schreiben, das ihn zu einem würdigen Repräsentanten des historischen Zeitalters macht. […] Das wissenshistorische Programm des Bandes trägt überdies dazu bei, eine mit dem Begriff der ‹Übertragung› gegebene Gefahr klug zu vermeiden. Denn die Herausgeber verstehen die Übertragung nicht einfach als einen Prozess, der Wissensbestände aus einem Gebiet in ein anderes befördert. Besonders die Beiträge zur Naturwissenschaft überzeugen mit dem Argument, dass Stifters literarische Texte das Naturwissen seiner Zeit variieren, in Frage stellen und schliesslich generieren. Übertragung fungiert einerseits als literarische Technik, anderseits als ein fachübergreifendes Verfahren der Wissensproduktion. […] Stifter beschrieb einmal in poetologischer Selbstreflexion sein Werk als ‹Dichtung des Plunders›. Mehr noch als viele andere Stifter-Interpretationen, an denen es seit ein paar Jahrzehnten nicht mangelt, bearbeitet der besprochene Sammelband die diversen Felder dieser Dichtung mit ansehnlichem Gewinn.» Timothy Attanucci, Arbitrium

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.