Im Zentrum dieses Buches stehen Werke, die Frauen und Männer, welche um 1900 in einer schweizerischen psychiatrischen Anstalt interniert waren, geschaffen haben. Diese Werke entstanden in der Regel nicht in der Absicht, Kunst zu produzieren. Eine Ausnahme bildet die prächtige «Skt.Adolf,=Schatz’l=Füerungs=Fahne» von Adolf Wölfli, der den Beruf des Künstlers in der Klinik Waldau gewissermassen erworben hat. Professionell hingegen sind viele dieser Texte und Objekte: Erfindungen und Projekte mit oder ohne Patentnummer, dargestellt in Plänen, Konzepten, Berichten. Sie zeugen vom Anliegen der Patientinnen und Patienten, sich aus einer Position der gesellschaftlichen Isolierung heraus mitzuteilen, denn wer in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde, verstummte als Bürgerin, als Bürger.
In Werkanalysen suchen die Autorinnen und Autoren einen Zugang zu diesen Zeugnissen und untersuchen die Bedingungen ihrer Entstehung und Erhaltung. Der Stand der Forschung zu diesen z.T. wenig bekannten Sammlungen wird zusammengefasst und eine Fülle bisher nicht veröffentlichter Werke aus den Sammlungen der Kliniken Königsfelden, Alt Rheinau, Waldau, insbesondere Objekte aus der Sammlung Morgenthaler, vorgestellt.