Schreiben gegen die Moderne
Beiträge zu einer kritischen Fachgeschichte der Germanistik in der Schweiz
Gebunden
2001. 330 Seiten
ISBN 978-3-0340-0503-6
CHF 48.00 / EUR 29.90 
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Seit einigen Jahren wird die Verwicklung der Schweiz in die Politik des «Dritten Reichs» und in dessen Nachgeschichte debattiert. Im Zentrum des öffentlichen Interesses, das sich auf pekuniäre Aufrechnung und Abgeltung richtet, stehen wirtschaftliche Beziehungen. Dass diese Verwicklungsgeschichte nicht nur Finanzinstitute und politische Instanzen, sondern auch universitäre Institutionen und im besonderen geisteswissenschaftliche Disziplinen betrifft, liegt auf der Hand, obschon entsprechende Untersuchungen weitgehend ausstehen. So lohnt es sich gerade für eine jüngere Generation von Germanistinnen und Germanisten, sich mit der Geschichte ihres Fachs im eigenen Land auseinanderzusetzen.
Die Germanistik in der Schweiz hat sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert intensiv sowohl um die Anpassung an die deutschen Wissenschaftlichkeitskriterien als auch um die Definition eines eigenen Gegenstandsbereichs bemüht. Diese Doppelstrategie von Anpassung und Abgrenzung ist vor allem in der Zeit zwischen 1933 und 1945 auf eine schwere Probe gestellt worden. Die Beiträge dieses Bandes aus sämtlichen germanistischen Teildisziplinen (Mediävistik, Neuere Literatur, Linguistik) zeichnen die Vor- und Nachgeschichte dieser komplexen wissenschaftshistorischen Situation nach. Dabei wird deutlich, in welch problematischer Weise sich die Fachpolitik im Kontext der geistigen Landesverteidigung gestaltet hat. Die «Schweizer Germanistik» wird so als krisenanfälliges Projekt nationaler Identitätssuche im politischen und gesellschaftlichen Kontext und in ihren ideologiegeschichtlichen Zusammenhängen untersucht.

Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, Zürich. Arbeitsschwerpunkte: Gegenwartsliteratur, Verhältnis der Künste.


Aufsätze im Chronos Verlag


geb. 1967, Professor für Deutsche Literatur an der Leibniz Universität Hannover. Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte des Wissens; Literatur und Wissenschaft; Verflechtungsgeschichte von Wissen und Ästhetik; gesellschaftliches Imaginäres und Kollektivphänomene; Massenkultur/Unterhaltung/Popularität.


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Artikel
  • Länderspezifische Wissenschaftsvarianten in der Germanistik?
  • Diskurs der Mitte. Antimoderne Dichtungstheorien in der Schweizer Germanistik vor und nach 1945
  • Zur Rezeption der klassischen Moderne. Untersuchungen zu Ermatinger, Faesi, Muschg und Staiger
  • «Er schreibt für das Volk, nicht für die Masse». Die Ablehnung der gesellschaftlichen Moderne in der Schweizer Germanistik
  • Walter Muschgs «echter Gotthelf»
  • Heinrich Heine in der Schweizer Germanistik vor und nach dem «Dritten Reich»
  • Max Geilingers «Süsskind von Trimberg» und die Zürcher Literaturszene in den dreissiger und vierziger Jahren
  • Lohensteins «Arminius» und die Barockforschung der dreissiger Jahre
  • Schreiben für die Republik. Schweizer Literaturgeschichten im Dienste nationaler und wissenschaftlicher Identitätsbildung um 1900
  • Ein «Schweizer Mittelalter?»
  • Die Schweizer Literaturgeschichten von Josef Nadler (1932) und Emil Ermatinger (1933)
  • Im Zeichen des Unbedeutenden. Karl Friedrich Sartorius – «Germanistik» in den Zwischenräumen
  • Isländischer Bauer oder ekstatischer Krieger? Zur Verknüpfung von Ideologie und Germanenbild am Beispiel von Andreas Heusler
  • Friedrich Ranke und die Altgermanistik der dreissiger und vierziger Jahre
  • Schweizer Dialektologie und nationale Identität in den dreissiger Jahren