Die Predigt im Mittelalter zwischen Mündlichkeit, Bildlichkeit und Schriftlichkeit – La prédication au Moyen Age entre oralité, visualité et écriture
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 13
Broschur
2010. 434 Seiten, 28 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1013-9
CHF 58.00 / EUR 52.00 
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Überlieferte mittelalterliche Predigttexte sind in den seltensten Fällen unverstellte Zeugnisse tatsächlich gehaltener Predigten. In der Regel sind sie Muster- oder Lesepredigten für den Prediger, bestimmt zum Vorlesen im Konvent bei Tisch oder zur erbaulichen Lektüre und Meditation in der Klosterzelle. Sie inszenieren jedoch im schriftlichen Text die spezifische Mündlichkeit des «preaching events», wobei im Falle des Vorlesens eine Reoralisierung eintritt. So ist der Lesepredigt eine gewisse Performanz eingeschrieben, die sich aber je nach Art des Lese- oder Vorleseaktes anders aktualisiert. Typisch ist auch ihr Drang zur Veranschaulichung, ihr massiver Einsatz von rhetorischen Bildern, Allegorien und Exempla, kurz: ihre Bildlichkeit.
Der vorliegende Band fragt von daher, wie in den Handschriften und frühen Drucken mit realen oder suggerierten Bildern Wahrnehmung und Erkenntnis gesteuert wird. Es ist zu zeigen, wie Inszenierungen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit hinter Sprachbildern stehende Visualisierungsstrategien nutzen. Bei der Imagination, beim Gegenwärtig-werden-Lassen, geht es um performative Vorgänge, die sich zwischen Text und Rezipient abspielen, die dem Text als Spuren eingezeichnet sind und die es aufzudecken gilt.

Ordentlicher Professor für mittelalterliche deutsche Literatur an der Universität Genf.


Bücher im Chronos Verlag


Aufsätze im Chronos Verlag

Artikel
  • Einleitung. Die Predigt im Mittelalater zwischen Mündlichkeit, Bildlichkeit und Schriftlichkeit
  • Introduction. La prédication au Moyen Age entre oralité, visualité et écriture
  • Predigtrezeption aus historisch-mediologischer Perspektive. Deutsche Übersetzungen griechischer Kirchenväter im Buchdruck des 16. Jahrhunderts
  • Die «Elsässischen Predigten» als persuasive Rede
  • «darumbe ist och daz gemaelde gemachot, daz der mensche sin herce vinde». Die Bildkatechese in der deutschen Predigt des Mittelalters
  • msBildexegese und Sprachreflexion im Dienste der Kirchenreform. Predigten zum Fest Mariä Heimsuchung aus dem Umfeld des Prager Reformkreises und der domnikanischen Frühobservanz
  • Images et parole dans le «Ci nous dit» (Chantilly, Musée Condeé, mss. 26-27)
  • Les «exempla» et les images dans les «Rothschild Canticles» et le «Ci nous dit» (début du XIVe siècle)
  • Le «Miroir des Bonnes Femmes». Possession d'un prêtre, d'un père ou d'une femme
  • Le immagini mnemotecniche nelle lettere di direzione spirituale. Girolamo da Siena
  • Prêcher par images. Les «visages du monde» dans la prédication de Guillaume d'Auvergne
  • «figuren und gemelt». Reale und evozierte Bilder in Geilers Narrenschiff-Predigten
  • Zachäus auf dem Palmbaum. Enumerativ-ikonische Schemata zwischen Predigtkunst und Verlegergeschick (Geilers von Kaysersberg «Predigen Teütsch, 1508, 1510)
  • Kritik der Tradition. Bildlichkeit und Vorbildlichkeit in den deutschen Predigten Marquards von Lindau und die Umdeutung der «mater dolorosa»
  • Faire parler les statues. Expériences de l'époque moderne
  • Une figure exemplaire au service des pratiques religieuses. Marie-Madleine dans les «Sermons d'Engelberg»
  • Predigten für den Tempel der Seele. Metaphorik in den «Arnheimer mystischen Predigten»
  • «aber so sol man die bilde schiere lossen varn». Zum Konzept der ‹Bildlosigkeit› bei Johannes Tauler
  • Ein-Bildung als Prozess - Ent-Bildung als Ziel. Die «Engelberger Predigten» zwischen Mündlichkeit, Bildlichkeit und Schriftlichkeit

Pressestimmen
«Der Sammelband ist nicht nur den Mediävisten, sondern auch einem breiten, an der Predigtkunst das Mittelalters interessierten Leserkreis nachdrücklich zur Lektüre zu empfehlen.» Wendelin Koch, Zeitschrift für Kirchengeschichte

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.