«Zuflucht Schweiz»

Der Umgang mit Asylproblemen im 19. und 20. Jahrhundert

Die Schweiz und der Osten Europas, Band 3
Broschur
1994. 580 Seiten, 36 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0709-2
CHF 58.00 / EUR 38.80 
Vergriffen / Restexemplare beim Verlag (Versand nur innerhalb der Schweiz)
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  • Einblick
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Der Zeitraum des Sammelbandes umfasst die 160 Jahre von der ersten polnischen Flüchtlingswelle zu Beginn der 1830er Jahre bis in die unmittelbare Gegenwart. Damit wird die aktuelle Asylproblematik der Schweiz in einen historischen Zusammenhang gestellt, der hinter den modernen Bundesstaat von 1848 zurückreicht. Allerdings bleiben dabei sowohl die älteren, vor allen von Religionsflüchtlingen geprägten Epochen als auch die turbulenten anderhalb Jahrzehnte der Restauration von 1815 bis 1830 ausserhalb unseres Zeitfensters, das sich erst mit der Regeneration öffnet.
Ziel dieses Sammelbandes ist es zu zeigen, wie verschiedenartig nach nationaler und sozialer Herkunft oder politischer Überzeugung diejenigen waren, die einzeln oder gruppenweise in der Schweiz Unterschlupf fanden. Wann und unter welchen Bedingungen ist die Schweiz als Zuflucht für wen aus welchen Ländern attraktiv geworden? Zentral ist auch die Frage nach dem Status und den formalen Aufenthaltsbedingungen für Ausländer in der Schweiz. Gerade in dieser Beziehung bestehen zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert grosse Unterschiede, gab es doch bis zum Ersten Weltkrieg kein formalisiertes Asylverfahren. Weiter interessiert die Erwartungshaltung, welche der fast mythische Ruf der Asyltraditionen bei den Emigranten geweckt hatte. Die Freiheit für politische Betätigung und politische Propaganda innerhalb der Ausländerkolonien - wie noch Bakunin sie 1869 gepriesen hatte - liess manchen verkennen, dass sein politischer Handlungsspielraum im Gastland nicht unbegrenzt war und nicht unbegrenzt sein konnte. Auch die staatlichen und behördlichen Akteure wurden ins Visier genommen und die Stimmungen und Strömungen innerhalb der Schweizer Bevölkerung, auf die Bundes- und kantonale Behörden zu reagieren hatten, untersucht. Zu guter Letzt soll die Schweiz mit einigen anderen Asylländern verglichen werden. Hat die Schweiz - historisch gesehen - tatsächlich eine so exorbitante Rolle als Exilland gespielt, wie dies ihr Mythos suggeriert? Lassen sich - verglichen mit anderen Ländern wie Frankreich, England, Schweden, Deutschland, Italien und den USA - der «Zufluchtstätte Schweiz» spezifische, nur ihr eigene Besonderheiten zuschreiben oder war sie immer schon ein Exilland wie andere auch - lediglich deshalb besonders involviert und molestiert, weil sie im Herzen Europas liegt und daher von allen Seiten gut erreichbar ist?


geboren 1937 in Hamburg, war von 1971 bis 2002 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich. Zu seinen Hauptwerken gehören eine dreibändige Geschichte des russischen Alltags (Zürich 2003–2005) und eine Strukturgeschichte Russlands (Paderborn 2010).


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Aufsätze im Chronos Verlag


Herausgeber/in der Reihe



Aufsätze im Chronos Verlag

Inhalt

Carsten Goehrke: «Zuflucht Schweiz» - einige Vorbemerkungen

Die Schweiz als Asylland bis zum Ersten Weltkrieg
Christian Kolbe: Asylanten als Agitatoren in der Schweiz. Die Aktivitäten polnischer Flüchtlinge anlässlich der Aufstände von 1830/31 und 1863/64 und der Aufenthalt des italienischen Revolutionärs Giuseppe Mazzini in der Schweiz
Karin Dean/Markus Widmer: Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik in der Schweiz 1848/1849
Oliver Thiele: Communards von 1871 in der Schweiz
Iris Hutter/Stefan Grob: Die Schweiz und die anarchistische Bewegung, dargestellt am Wirken und Leben von Michael Bakunin, Sergei Netschajew und Errico Malatesta
Daniel Cusinay/Thomas Hauser/Matthias Schwank: Deutsche Sozialdemokraten in der Schweiz nach dem Erlass des Sozialistengesetzes (1878-1890)
Catarina Zweidler: Die Bombenaffäre 1889 auf dem Zürichberg
Bettina Durrer: Auf der Flucht vor dem Kriegsdienst. Deserteure und Refraktäre in der Schweiz während des Ersten Weltkrieges

Die Schweiz als Asylland nach dem Ersten Weltkrieg
Helga Noe Aeschbach: Die Entwicklung der fremden- und asylrechtlichen Grundlagen seit dem Ersten Weltkrieg
Monika Imboden/Brigitte Lustenberger: Die Flüchtlingspolitik der Schweiz in den Jahren 1933 bis 1945
Tonja Furrer/Nina Kalser: Sowjetische und russische Militärinternierte in der Schweiz und in Liechtenstein während des Zweiten Weltkrieges
Ales Hubacek: Der «Bericht Ludwig» (1957) in der Retrospektive
Christine Banki/Christoph Späti: Ungaren, Tibeter, Tschecehn und Slowaken. Bedingungen ihrer Akzeptanz in der Schweiz der Nachkriegszeit
Philipp Negele/Jean-Claude Pfändler: Tamilen, Kurden und Afrikaner. Bedingungen der Akzeptanz in der Schweiz ab 1970

Die Schweiz als Asylland im internationalen Vergleich
Eliane Leutenegger/Slavica Sovilj: Der Stellenwert der Schwei für die revolutionäre Emigration aus dem Zarenreich im internationalen Vergleich
Sandra Scheu: Grossbritannien als Asylland 1836-1945. Fremden- bzw. asylrechtliche Grundlagen und ausgewählte Fallbeispiele
Frantisek Hudec: Asyl in Schweden. Von den Anfängen der Ausländerkontrolle bis heute (1906-1992)
Martin Blumenstein: Willkommene Ausländer oder unerwünschte Fremde? Frankreich als Immigrationsland in der Zwischenkriegszeit 1918-1939

Werner G. Zimmermann: Nachwort


Artikel
  • «Zuflucht Schweiz» – einige Vorbemerkungen
  • Die Schweiz als Asylland bis zum Ersten Weltkrieg
  • Asylanten als Agitatoren in der Schweiz. Die Aktivitäten polnischer Flüchtlinge anlässlich der Aufstände von 1830/31 und 1863/64 und der Aufenthalt des italienischen Revolutionärs Giuseppe Mazzini in der Schweiz
  • Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik in der Schweiz 1848/1849
  • Communards von 1871 in der Schweiz
  • Die Schweiz und die anarchistische Bewegung, dargestellt am Wirken und Leben von Michael Bakunin, Sergei Netschajew und Errico Malatesta
  • Deutsche Sozialdemokraten in der Schweiz nach dem Erlass des Sozialistengesetzes (1878-1890)
  • Die Bombenaffäre 1889 auf dem Zürichberg
  • Auf der Flucht vor dem Kriegsdienst. Deserteure und Refraktäre in der Schweiz während des Ersten Weltkrieges
  • Die Schweiz als Asylland nach dem Ersten Weltkrieg
  • Die Entwicklung der fremden- und asylrechtlichen Grundlagen seit dem Ersten Weltkrieg
  • Die Flüchtlingspolitik der Schweiz in den Jahren 1933 bis 1945
  • Sowjetische und russische Militärinternierte in der Schweiz und in Liechtenstein während des Zweiten Weltkrieges
  • Der «Bericht Ludwig» (1957) in der Retrospektive
  • Ungaren, Tibeter, Tschecehn und Slowaken. Bedingungen ihrer Akzeptanz in der Schweiz der Nachkriegszeit
  • Tamilen, Kurden und Afrikaner. Bedingungen der Akzeptanz in der Schweiz ab 1970
  • Die Schweiz als Asylland im internationalen Vergleich
  • Der Stellenwert der Schwei für die revolutionäre Emigration aus dem Zarenreich im internationalen Vergleich
  • Grossbritannien als Asylland 1836-1945. Fremden- bzw. asylrechtliche Grundlagen und ausgewählte Fallbeispiele
  • Asyl in Schweden. Von den Anfängen der Ausländerkontrolle bis heute (1906-1992)
  • Willkommene Ausländer oder unerwünschte Fremde? Frankreich als Immigrationsland in der Zwischenkriegszeit 1918-1939
  • Nachwort