Geschichte und Medien der «gehobenen Unterhaltungsmusik»
Broschur
1999. 184 Seiten, 20 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-905313-39-0
CHF 38.00 / EUR 22.00 
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Die Formen der orchestralen «Unterhaltungsmusik», die bis etwa 1960 auch in den elektronischen Medien allgegenwärtig war, spiegeln im wesentlichen die musikgeschichtliche Situation um 1830: Es sind Intermezzo, Suite, Charakterstück und einzelne Tanzformen mit Schwergewicht auf Marsch und Walzer. Während Beethoven und Schubert noch mit grosser Selbstverständlichkeit Unterhaltungsmusik verfassten, vollzieht sich gegen 1830 ein Wandel im europäischen Musikleben: Die Industrialisierung und Urbanisierung trägt die gesellige Musikpflege in die Breite und verursacht kulturelle Spaltungen zwischen Gesellschaftsschichten und eine Differenzierung der Aufführungslokalitäten. Die Aufsätze leisten einen wichtigen Beitrag zur Erforschung dieses nach wie vor unzulänglich untersuchten historischen Wandels und seiner bis heute reichenden Konsequenzen. Von den Medien der Unterhaltungsmusik und deren Wechselwirkungen ausgehend, untersuchen sie unterschiedliche Aspekte des Phänomens «Gehobene Unterhaltungsmusik». Aus musik- und tanzwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher, rechtlicher, institutionsgeschichtlicher und nicht zuletzt praktisch-musikalischer Perspektive ergeben sich eine Vielzahl von Deutungen. Aber nicht die «Werke» als scheinbar unmittelbar Vermittelte stehen im Zentrum, sondern die Stufen der Vermittlung, die ihre Wirkung erst ausmachen.

Mathias Spohr studierte Schauspiel, doktorierte in Literaturkritik und habilitierte sich in Theaterwissenschaft. Neben Praxisprojekten als Schauspieler, Komponist und Regisseur wirkte er als Dozent an den Universitäten Wien, Bern und Bayreuth. Redaktionsmitglied von Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Publikationen über populäre Theaterformen, Film­musik, Medien­geschichte.


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Aufsätze im Chronos Verlag

Inhalt

Mathias Spohr: Die Faszination der «objektiven» Norm. Warum musikalische Gattungen, Formen, Werke seit dem 18. Jahrhundert zu «technischen Medien» werden.
Gerrit Waidelich: Vom Markenzeichen Mozart über Marschners «Euryanthe»-Fantasien bis zum «Dreimäderlhaus». Strategien der Vermarktung und Popularisierung «seriöser» Musik bis in den Ersten Weltkrieg.
Anselm Gerhard: Das Pariser Musiktheater des 19. Jahrhunderts und das Prinzip der «Erkennungsmelodie». Zur Frühgeschichte eines Erfolgsrezepts moderner «Unterhaltungsmusik».
Robert Didion: «Schau Dich um ein gutes Textbuch um und dann zu deinem nächsten Werke!». Johann Strauss' Operette «Indigo» in ihren Versionen
Monika Fink: Zur Entstehung und Verwertung erfolgreicher Melodien. Die Operette «Der lustige Krieg» von Johann Strauss (Sohn) und die nach Motiven dieser Operette entstandenen Tanzmusikkompositionen.
Norbert Linke: Materialien zur Entstehung und Entwicklung der kommerziellen «gehobenen Unterhaltungsmusik» in Verbindung mit den Marktgesetzen der Distribution von Operettenmusiken.
Marion Linhardt: «Die Stimme seines Herrn». Die Werbezeitschrift der Deutschen Grammophon-Aktiengesellschaft 1909­1918.
Hans Georg Hofmann: «Die Tanzmusik muss neue Wege gehen». Bemerkungen zur kulturtheoretischen Diskussion der Tanz- und Unterhaltungsmusik in der DDR in den 1950er und 60er Jahren und ihrem Einfluss auf die Musikpraxis.
Cédric Dumont ­ im Gespräch mit Mathias Spohr.
Alfred Meyer: Weder E noch U - die Praxis der SUISA.
Reto Parolari: Zukunftsperspektiven der historischen «gehobenen Unterhaltungsmusik».