Lebenswelten Sibiriens

Aus Natur und Geschichte des Jenissei-Stromlandes

Gebunden
2016. 736 Seiten, 120 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1348-2
CHF 78.00 / EUR 71.00 
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Auf Grund seiner gewaltigen Ausdehnung bildet Sibirien einen eigenen Subkontinent mit sehr unterschiedlichen Landschafts- und Wirtschaftszonen sowie einer Vielfalt von Ethnien und Kulturen. Gesamtdarstellungen vermögen daher seine Natur und Geschichte nur in begrenztem Maße adäquat zu erfassen. Das vorliegende Buch beschränkt sich auf einen regionalen Ausschnitt – das in der Mitte Sibiriens gelegene Flussbecken des Jenissei bzw. die Verwaltungsregion von Krasnojarsk (Krasnojarskij kraj) –, welcher alle Landschaftstypen und historischen Phänomene Sibiriens repräsentativ abdeckt. Diese territoriale Beschränkung macht es möglich, Natur und Geschichte Sibiriens kleinräumiger und detaillierter nachzuzeichnen, denn das eigentliche Wesen und die Besonderheiten dieses faszinierenden Großraumes erschließen sich erst bei einem Augenschein einzelner Lebenswelten. Der erste Teil beleuchtet die räumliche Umwelt von der Tundra im Norden bis zur Gebirgstaiga im Süden, der zweite Teil die Lebenswelten der Zarenzeit vom 17. Jahrhundert bis zum russischen Bürgerkrieg (1918–1920), der dritte Teil die der sowjetischen und postsowjetischen Zeit. Im Zentrum stehen dabei die Lebenswelten in Stadt und Land, von Trappern und Entdeckern, Ethnien, Schifffahrt, Bergbau und Industrie, aber auch die der Lager und der Verbannten.

geboren 1937 in Hamburg, war von 1971 bis 2002 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich. Zu seinen Hauptwerken gehören eine dreibändige Geschichte des russischen Alltags (Zürich 2003–2005) und eine Strukturgeschichte Russlands (Paderborn 2010).


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Inhalt

Über dieses Buch

DER RAUM

Der Strom Der Jenissei im Wechsel der Jahreszeiten
Wie sichert man ein eingefrorenes Schiff? Protokoll einer Überwinterung im Eis der Kureika (1876/77)
Flüsse und Namen
Winde und Wellen
Stromschwellen und Stromschnellen

Das Stromland Raumabgrenzungen – theoretische Modelle und historische Entwicklung
Zwischen Winterhoch und Sommertief – das Klima
- Klimafaktoren
- Stürme
- Die dunklen und die hellen Jahreszeiten
- Der versiegelte Boden
Landschaften zwischen Eismeer und Hochgebirge
- Die arktische Halbwüste
- Die Tundra
- Die Taiga
- Die Steppe
- Die Gebirgstaiga
Luftige Plagegeister
Feuerzeichen über der Steinigen Tunguska
Der Klimawandel und die Zukunft Sibiriens

Entschleierung und Inbesitznahme Der Eismeerküste entlang
- Die Erkundungsfahrten der Pomoren
- Auf den Spuren einer Schiffstragödie
- Das Ende der Pomorenfahrten
Der Wettlauf ums schwarze Gold
- Kosaken und Trapper
- «Wilder Osten»
Die Vermessung Sibiriens
- Die Akademie-Expeditionen
- Ein brennender Berg und fliegende Eichhörnchen
- Weiße Flecken

DIE ZARENZEIT

Lebensräume Die Besiedelung
- Der unwirtliche Norden
- Die Kreise Jenisseisk und Krasnojarsk
Das Leben auf dem Lande
- Der Krai Turuchansk
- Die Taigabauern
- Mentalität und Werte
Das Leben in der Stadt
- Vom Fort zur Stadt – bauliche Gestaltung und Erscheinungsbild
- Das Bevölkerungsgewicht der Städte
- Stadtgesellschaft und Stadtgemeinde
- Von Alt- nach Neu-Turuchansk
- Jenisseisk – von der Metropole zur welkenden Schönheit
- Krasnojarsk – von der Garnisonstadt zum Athen Sibiriens
- Atschinsk, Kansk, Minussinsk – drei Landstädte im Aufwind
Das Leben der Altvölker
- Die Ethnien im Wandel der Zeit
- Das Leben und Wirtschaften der Altvölker
- Altvölker und Staatsmacht

Wirtschaftsräume Der Wald: Jagdgrund und Holzlieferant
Das Wasser: Die Jagd auf Wasservögel, Fische und Meersäuger
Der Boden
- Die Landwirtschaft
- Die Bodenschätze
- Die Entwicklung des Wirtschaftsraumes Jenissei im sibirischen Vergleich

Verkehrsschneisen Die Wasserwege
- Bevor das Dampfschiff erschien
- Eisstraßen
- Das Dampfschiffzeitalter bricht an
- Pioniere des Nördlichen Seeweges
Die Landwege
- Frühe Poststraßen
- Der Große Sibirische Trakt
- Eisenwege – die Transsibirische Eisenbahn
- Drähte

Staatsmacht und Gesellschaft Die Werkzeuge der Staatsmacht
- Die Staatsbürokratie
- Die Fäuste des Staates
- Die große Korruption
Widerstand und Opposition
- Die Unruhen vom Ende des 17. Jahrhunderts
- Die späte Formierung einer politischen Opposition
- Das sibirische Glücksrad der Fortuna – Politikerschicksale
Verschickt, verbannt, verfemt – der Staat schlägt zurück
- Das System der Verschickung (Ssylka)
- Unterwegs
- Der Adel
- Die Polen
- Die Sozialisten
- Bolschewistische Prominenz in Monastyrskoje
- Sozialbanditismus – der «Turuchansker Aufruhr» von 1908/09
- Verbannungsalltag
- Flüchten?
Krieg, Revolution und Bürgerkrieg
- Die Ereignisse im Überblick
- Die Entwicklung im Gouvernement Jenissei

DIE NEUE ZEIT

Staatsmacht und Gesellschaft Machtproben
- Bandenterror und Bauernkrieg
- Entkulakisierung, Entbauerung, Entnomadisierung und letzter Widerstand
Die Säulen der Sowjetmacht
- Die Kader
- Schwert und Schild der Partei
- Zerfall und Neukonsolidierung der Staatsmacht
- Wildost in Krasnojarsk

Wirtschaftsräume Die Neue Ökonomische Politik in Sibirien
- Die Landwirtschaft
- Kleinbetriebe und Kustargewerbe
- GOĖLRO und Elektrifizierung
- Die Nepmänner
Die Zeit der Staatswirtschaft
- Die kollektivierte Landwirtschaft
- Ein Fischereikolchos (1950)
- Die Waldwirtschaft
- Die Anfänge der Industrialisierung des Krasnojarsker Krai
- Inseln der Industrialisierung – der erste Gigant: Norilsk
- Inseln der Industrialisierung – die TPK
- Die industrielle Sickerwanderung in Taiga und Tundra
- Die Industrialisierung – Segen und Fluch

Verkehrsschneisen Die Wasserwege
- Flotte, Häfen und Signalisation
- Tödlicher Jenissei
- Der Nördliche Seeweg
Die Landwege
- Der Ausbau der Eisenbahn
- Die «tote Eisenbahn»
- Straßen
Luftlinien
Die Verkehrsschneisen im Vergleich
Lebensräume Das Leben auf dem Lande
- Die Übergangszeit
- Das Kolchosdorf
- Landflucht und Urbanisierung
- Unter der Last der neuen Freiheit
- Fluchtinseln
- Dörfer am Strom
- Bachta – ein Taigadorf im Zyklus der Jahreszeiten
Die Altvölker
- Die Tundravölker
- Die Taigavölker
- Die Turkvölker
- Die Zukunft der Altvölker
Das Leben in der Stadt
- Krasnojarsk
- Atschinsk, Kansk, Minussinsk
- Die Städte am oberen Jenissei
- Jenisseisk
- Turuchansk
- Igarka
- Dudinka
- Norilsk

Welten der Unfreiheit Im Gulag Stalins
- Eine kurze Geschichte des Gulag
- Der «Archipel Gulag» des Krasnojarsker Krai
- Moloch Norillag
- Die «Republiken von Norilsk» …
- … und ihre Nachhuten
- Der Gulag nach dem GULAG
Die «rote» Verschickung
- Rahmenbedingungen
- Die zwanziger Jahre
- Die düsteren Jahre
- Das Auslaufen der Zwangsverschickung
Katorga und Ssylka – Rückblick und Vergleich

Das Jenissei-Stromland – Regionalprofil und Selbstwahrnehmung

Quellen
Lebensschicksale am Jenissei
Zeitzeugen. Kurzbiographien


Pressestimmen

«Goehrke’s book brims with information, including maps, data tables, and photos – some historical, some taken by the author. [...] Though nature and geography play important roles in Goehrke’s narrative, this is not, strictly speaking, an environmental history. Rather than focusing on Umwelten (environments), Goehrke’s concern is Lebenswelten (lifeworlds). In search of these lifeworlds, he takes readers on a comprehensive journey through the political, social, economic, and cultural history of the Enisei basin from the seventeenth century to the present, as shaped by, among others, Cossacks and trappers, exiled Volga Germans and Poles, reindeer herders and ‹river nomads.›»

«[...] Lebenswelten Sibiriens is an impressive feat of regional history, a useful reference work on Russian and Siberian history, and a pleasurable read for scholars and non-scholars alike.»

The Russian Review, Vol. 78, No. 4, October 2019, Maya K. Peterson

«Bislang [gab] es eine solch umfangreiche Arbeit über die Geschichte und Natur der Jenissei-Region nicht einmal in russischer Sprache […]. Dank des sachlichen, wissenschaftlich-distanzierten, historisch angemessenen, gleichzeitig aber flüssigen, ja auch feinfühligen Schreibstils lässt sich das Buch leicht lesen. Manche Aussagen werden sogar mit Humor dargeboten. […] Das rezensierte Werk zielt auf eine breite Leserschaft. Damit die bewundernswerte Arbeit auch in Russland die verdiente Rezeption erfahren kann, ist ein baldmögliches Erscheinen in russischer Übersetzung überaus wünschenswert.»

Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, 67 (2019/3), Irina P. Pavlova