Kinder beobachten

Das Neuhaus in Bern und die Anfänge der Kinderpsychiatrie, 1937–1985

Gebunden
2022. 144 Seiten, 13 Abbildungen s/w., 1 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1673-5
CHF 28.00 / EUR 28.00 
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Wann ist ein Kind noch normal und wann schon anormal? Die Frage treibt im 20. Jahrhundert Politiker, Lehrerinnen und Ärzte um. Sie wünschen sich ein «gesundes Volk» und eine «Gesellschaft ohne Kriminelle und Asoziale». Dafür aber braucht es Prävention. Die junge Disziplin Kinderpsych­iatrie verspricht die Lösung des Problems. Sie testet, triagiert und therapiert in den neuen «Beobachtungsstationen» auffällige Kinder und Jugend­liche, die mehrheitlich aus den Unterschichten kommen. Das Neuhaus ist eine der ersten dieser Stationen. Es wird 1937 auf dem Areal der psychiatrischen Klinik Waldau in Bern eröffnet.
Der Leiter ist Arnold Weber, der auch für die städtische Erziehungsberatung tätig ist und an der Universität Vorlesungen hält. Wie seine Kollegen bedient Weber sich unterschiedlicher Methoden, favorisiert aber die freudsche Psychoanalyse. Sein Nachfolger Walter Züblin setzt vermehrt auf Medikamente und lokalisiert die Störungen im Hirn. Die Psychiatrie setzt sich von der Dynamik der Psyche ab.

geboren 1968, ist promovierter Historiker, freischaffender Journalist und Hochschuldozent in Bern. Er hat unter anderem «Heimkinder. Eine Geschichte des Aufwachsens in der Anstalt» (Zürich 2011) verfasst.


Aufsätze im Chronos Verlag

Pressestimmen

«Der Historiker und Journalist Urs Hafner legt eine prägnant geschriebene und aufschlussreiche Darstellung der damals neuartigen Institution vor. Es ist eine Studie zur Entwicklung, Etablierung, Forschungs- und Arbeitsweise der Einrichtung anhand der Krankenakten, Quellen und Dossiers. […]

Hafners Buch bietet eine detaillierte, eindrückliche Geschichte der Auseinandersetzung anhand der Beobachtungsstation Neuhaus.»

Christian Mürner, Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 1/2023

«Mit seiner Studie liefert Hafner einen überzeugenden, nuancierten Beitrag zur Geschichte dieser Ambivalenz und es gelingt ihm dabei das Kunststück, die Geschichte einer Institution zu schreiben, ohne die größeren Entwicklungen zu vernachlässigen. Seine elegant geschriebene Untersuchung besticht auch durch die Auswahl der Quellen, auf die sie sich stützt. […] Ein weiterer Vorzug der Untersuchung besteht fraglos darin, dass sie, wie in der neueren Psychiatriegeschichte üblich, aber ohne großes Aufheben darum zu machen, ebenso gekonnt wie entspannt ein besonderes Augenmerk auf Akteure und die „Material Cultures“ richtet. So hat die Untersuchung eigentlich nur einen einzigen kleinen Haken: Man wäre dem nur vom Umfang her schmalen Band ohne Weiteres und mit großem Vergnügen auch über die doppelte Länge gefolgt.»

Patrick Bühler, H-Soz-Kult, 7.1.2023

«[…] Der psychiatrische Blick auf Kinder und Jugendliche war im Laufe der vergangenen Jahrzehnte starken Veränderungen unterworfen. […] Der Historiker und Journalist Urs Hafner dokumentiert dies in einem informativen Buch am Beispiel der Kinderbeobachtungsstation Neuhaus zwischen 1937 und 1985.»

Alexander Sury, Der kleine Bund, 13.10.2022

«Urs Hafner hat mit vielen Beispielen aus Krankenakten ein lebendiges Buch geschrieben über die Entwicklungen von Forschungs- und Arbeitsweise einer kinderpsychiatrischen Institution am Rand von Bern. Und er ist dabei auf Fragen gestossen, die weit über Bern hinaus zum Nachdenken anregen.»
https://journal-b.ch/artikel/neuhaus-ists-die-seele-der-koerper-oder-das-milieu/

Fredi Lerch, Journal B, 3.9.2022

«Schon der Buchumschlag zeigt, wie nahe dieser Historiker seinem Stoff kommt: Den Teufel mit dem Vogel auf dem Kopf hat 1967 ein Kind namens S. gezeichnet. Ob es dem Arzt damit den erhofften Blick in seine Seele bot, ist nicht überliefert. Aber mit solchen Fällen aus den Patientenakten rekonstruiert Urs Hafner ungemein anschaulich, wie die Kinderpsychiatrie entstand – am Beispiel der ‹Station Neuhaus›, eröffnet 1937 bei der Klinik Waldau in Bern.»

Daniel Di Falco, NZZ Geschichte, Nr. 42, Sept. 2022