Am Beispiel des Stiftungswesens und der Praxis der Jenseitsfürsorge in der Diözese Konstanz wird ersichtlich, wie Stifterinnen und Stifter aller Stände finanziell in ihr künftiges Seelenheil investierten. Die untersuchten Seelenheilstiftungen berührten nahezu sämtliche Lebensbereiche in der Kleinstadt und auf dem Land. Ein reichhaltiger Quellenbestand zu den kirchlichen Verhältnissen in der Diözese Konstanz und zur Region Bischofszell bezeugt die dortige Praxis der Heilsökonomie bis zur Reformation. Stifterinnen und Stifter hatten vorausschauend rechtliche, ökonomische und spirituelle Umstände ihrer guten Werke zu bedenken. Ungleiche finanzielle Möglichkeiten und Interessenlagen begründeten vielfältige Formen des Stiftungsverhaltens. Als Empfänger und Verwalter von Seelenheilstiftungen traten insbesondere die Chorherren des Stifts St. Pelagius in Bischofszell und das städtische Spital in Erscheinung. Es ging um Kirche und Kommerz, Finanzkapital, Renten und Kredite. Säkularklerus und Laiengesellschaft standen in einem Austausch- und Spannungsverhältnis zueinander. Die Kumulation von Kaplanei- und Altarstiftungen trug einerseits zur Intensivierung religiösen Lebens, andererseits zum Wandel der Gesellschaft, insbesondere des Stadt-Land-Verhältnisses, bei.
«Dorothee Rippmann hat in diesem sehr gut ausgestatteten Buch eine Praxis des Spätmittelalters in der (heutigen Ost-) Schweiz untersucht und konnte dafür auf außergewöhnlich reiche Quellenbestände in den örtlichen Archiven zurückgreifen. [...] Überhaupt ist der Band, fadengeheftet und fest gebunden, feine Buchkunst.»
Zur Rezension
«Die Autorin sammelte und transkribierte Anniversarbücher und Urkunden betreffend das Chorherrenstift St. Pelagius in Bischofszell, Diözese Konstanz. Die umfangreiche online-Edition vermittelt mit 1235 Fußnoten und einigen Abbildungen einen lebendigen Eindruck mittelalterlichen Rechtsdenkens.»
«Die Studie bietet einen Überblick über die spätmittelalterliche Heilsökonomie in der Ostschweiz und kann darüber hinaus als Beispiel und Vergleichsfolie für Studien zu Jenseitsvorstellungen und Totengedenken dienen. Zudem ist das Buch durch seine klare Gliederung wie Sprache angenehm zu lesen.»
«Ihrem Forschungsvorhaben liegt das äußerst disparate und umfangreiche spätmittelalterliche Quellenmaterial vornehmlich aus dem Bestand des Niederstifts St. Pelagius in der Diözese Konstanz zugrunde, das aus unterschiedlichen Urkundentypen, aber unter anderem auch aus Nekrologien und Jahrzeitbüchern sowie urbariellen Aufzeichnungen besteht. […] Enno Bünz machte in der Diskussion darauf aufmerksam, dass die Münsteraner Memoria-Forschung das Spätmittelalter und damit auch die dichte Überlieferung an Jahrzeitbüchern aus dem Schweizer Raum beiseitegelassen habe. Die vollständige Erfassung sämtlicher lokal überlieferter Quellen, die alle Gattungen einbezieht, ist, wie Rippmann Taubers akribisches Forschungsvorhaben zeigt, eine erfolgreiche ‹piste de recherche› und ermöglicht in einer Mischung aus ‚Lupenblick und Fernsicht‘ die umfassende regionalgeschichtliche Erforschung des niederkirchlichen Stiftungswesen im späten Mittelalter.»
(Auszug aus dem Tagungsbericht «Edition und Kommentar. Aufbau und Vermittlung von kontextualisierenden Inhalten. Tagung des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Dresden, 22.-24. Juni 2022»)
«Eine spezifische Ebene mit dem Potenzial eines Vergleichsstudiums stellt auch die „Materialität“ der schriftlichen Ausfertigung dar (in unserem Fall vor allem die Maße der Stiftungsurkunden und ihrer Schriftträger in Bezug auf deren Inhalt), ebenso wie die parallele Verwendung von Geschriebenem und Ungeschriebenem im Leben der Stadt- und Dorfgemeinschaften.
In diesen und zahlreichen weiteren Hinsichten ist das Buch von D. Rippmann eine inspirierende Lektüre auch außerhalb des eng gefassten Kreises der Spezialisten für die Entwicklung des Bistums
Konstanz im Spätmittelalter.»
«Die Autorin sammelte und transkibierte Anniversarbücher und Urkunden betreffend das Chorherrenstift St. Pelagius in Bischofszell, Diözese Konstanz. Die umfangreiche online-Edition vermittelt mit 1235 Fussnoten und einigen Abbildungen einen lebendigen Eindruck mittelalterlichen Rechtsdenkens.»
«Die Studie bietet einen Überblick über die spätmittelaterliche Heilsökonomie in der Ostschweiz und kann darüber hinaus als Beispiel und Vergleichsfolie für Studien zu Jenseitsvorstellungen und Totengedenken dienen. Zudem ist das Buch durch seine klare Gliederung wie Sprache angenehm zu lesen.»