Der Gletschergarten in Luzern ist eines der kuriosesten Museen der Schweiz: Neben erdgeschichtlichen Zeugnissen aus Eiszeit und Miozän sind dort Gesteinssammlungen, Skelette von Höhlenbären und Sauriern, alte Möbel und Gerätschaften, Geländemodelle und vieles andere zu sehen, unter anderem seit 1899 das bekannte Spiegellabyrinth.
Eröffnet wurde der Gletschergarten 1873 von Josef Amrein-Troller, der beim Bau seiner Weinkellerei neben dem Löwendenkmal auf Überreste der eiszeitlichen Vergangenheit stiess: auf Gletschertöpfe und Gletscherschliffe. Er entschloss sich, die Weinhandelspläne aufzugeben, die Funde zu erhalten und sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Rund um die Ausgrabungen gestaltete er eine Parklandschaft mit zahlreichen Attraktionen, einer Berghütte, einem Wildkirchlein und einem Aussichtsturm mit Blick auf das berühmte Panorama zwischen Rigi und Pilatus, und er errichtete ein Wohnhaus mit Museum. Profitierte der Gletschergarten bis zum Ersten Weltkrieg noch vom Boom des Fremdenverkehrs, mussten später periodisch neue Attraktionen die Besucher ans Museum binden, und es mussten Antworten auf veränderte Reisegewohnheiten und Publikumsbedürfnisse gefunden werden. Das Buch beschreibt die Veränderungen in der Organisationsstruktur des Museums ebenso wie in der thematischen Ausrichtung und verortet sie in den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen. Zahlreiche Abbildungen illustrieren die wechselvolle Geschichte des Gletschergartens.
«Der Gletschergarten in Luzern ist eines der meistbesuchten Museen der Schweiz und strahlt europaweit aus. Dass dem so ist, verdankt es grösstenteils dem Erfinderreichtum und Engagement der Gründerfamilie Amrein. Ihre Geschichte und die des Gletschergartens sind jetzt in einem wissenschaftlich fundierten, gleichzeitig unterhaltsamen Buch nachzulesen. Verfasst hat es der Germanist und Historiker Andreas Bürgi. Illustriert ist es mit vielen historischen Fotos. [...] Das Buch ist auch eine spannende Familiengeschichte. [...] Amrein starb 1881. Er liess seine Frau Marie Amrein-Troller (1849-1931) mit vier Kindern zurück. [...] 1898 kaufte Marie Amrein für 51'500 Franken das Spiegellabyrinth, das vorher in einem Gebäude in Zürich stand, und verpflanzte es in den Gletschergarten – gegen den Widerstand einiger männlicher Mitglieder ihrer Familie. [...] Wenig überraschend trägt das Spiegellabyrinth seither einen Grossteil zu den Museumseinnahmen bei.»
Die vollständige Rezension finden Sie hier.
«Erzählt ist die Geschichte des Gletschergartens […], [ein] faszinierender Mobilisierungs- und Vernetzungsprozess und stetes Aushandeln zwischen Wissenschaft und Unterhaltung. [Sie] ist eng mit der Gründerfamilie Amrein verwoben. Und diese war, so zeigt das Buch, geprägt von starken Frauen […]. Das Buch bietet somit nicht nur faszinierende Einblicke in Dynamiken einer Bürgertumsfamilie, sondern portiert Frauen als Akteurinnen einer Schweizer Unternehmensgeschichte. […] ‹Urwelten und Irrwege› ist anschaulich geschrieben und aus einem Guss erzählt. [Es bietet] ein reichhaltiges Stück Unternehmens-, Frauen und Familiengeschichte […].»