Eine touristische Bilderfabrik

Kommerz, Vergnügen und Belehrung am Luzerner Löwenplatz, 1850–1914

Unter Mitarbeit von Philipp Flury und Claudia Hermann

Gebunden
2016. 212 Seiten, 38 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1296-6
CHF 48.00 / EUR 43.00 
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Mit der Tourismusmeile im Wey-Quartier besitzt Luzern städtebaulich etwas Aussergewöhnliches: Nirgendwo sonst in der Schweiz und im Alpenraum haben sich die Attraktionen für die Fremden zu einem eigenen Stadtteil mit einem so vielfältigen Angebot verdichtet – Löwendenkmal, Gletschergarten, Bourbaki-Panorama, Dioramen landschaftlicher Sehenswürdigkeiten wie Rheinfall und Berner Oberland, dazu Souvenirläden, ausgestopfte Alpentiere, Fotoateliers, Gastwirtschaften, Konzertbühnen. Die Unternehmer dort schufen eine globalisierte Schweiz, bestehend aus Versatzstücken einheimischer Attraktionen und angereichert mit Spektakeln aus aller Welt, ausgerichtet auf den Geschmack einer internationalen Klientel. Auf- und ausgebaut werden konnte die Tourismusmeile in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur dank moderner Finanzierungsmodelle, neuster Technik, entwickelter Tourismus-Infrastrukturen und eben erst erfundener medialer Verfahren. Diese Bilderfabrik rund um den Löwenplatz ist eine der Wurzeln der Schweizer Vergnügungsindustrie.

Andreas Bürgi studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Zürich und Berlin, promovierte über den deutschsprachigen Reisebericht im 18. Jahrhundert.
Mehrere SNF-Forschungsprojekte: 1988–2010 Mitherausgeber der historisch-kritischen Edition «Sämtliche Schriften» von Ulrich Bräker; 1998–2006 «Franz Ludwig Pfyffers ‹Relief der Urschweiz›»; 2011–2014 «Luzern, Löwenplatz – eine touristische Bilderfabrik».


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Inhalt

Vorwort

1. Die Entstehung der Bilderfabrik: Tourismusmeile 1820–1914 Die Vorgeschichte – Der Löwe
Meyers Diorama
Stauffers Museum der Alpentiere
Der Bauplan von 1865 – Der Wey wird Tourismusquartier
Gletschergarten
Infrastrukturen – Wasser, Gas, Beleuchtung
Flickwerk
Expansionen
Krisen
Das Löwendenkmal-Museum
Bourbaki-Panorama
Der zerfallende Löwe
Von Meyers Diorama zu Hodels Alpineum
Roaring Nineties im Gletschergarten
1900
Das Internationale Kriegs- und Friedensmuseum

2. Die Maschinerie der Bilderfabrik Bilderfabrik, Tourismus und Kommerzialisierung
Höhenfreuden
Parks
Urzeiten – Oswald Heer
Pfahlbauer – Ferdinand Keller
Präparate – Friedrich von Tschudi
Humanität und Friedenserhaltung – Henry Dunant
Technische Innovationen – Xaver Imfeld
Schaustücke
Technik, Medialität und Zeitlichkeit
Neu getaktet – Veralten geht jetzt schneller

3. Die Galerie der Bilderfabrik: eine globalisierte Schweiz Luzern, Löwenplatz – eine Zusammenfassung
Illustrierte Zeitschriften: Blicke von aussen …
… adaptiert von innen: Pappmaché-Dörfer
Einschläfern

Dank

Anhang Karten
Anmerkungen
Abbildungsnachweis
Bibliografie
Personenregister


Pressestimmen

«Der hervorragend ausgestattete Band, dem es gelingt, eine vermeintliche kleinteilige Quartiersgeschichte voller Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten auf dem Sektor kultureller Aktivitäten und Objekte mit weltweiten, im Zeichen der sich ausbreitenden Moderne geschehenden Entwicklungen anschaulich und plausibel in Verbindung zu bringen, kombiniert in eindrucksvoller Weise die Forschungsfelder Stadtgeschichte und Kulturgeschichte.»

Vollständige Rezension

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde, 2018, Burkhart Lauterbach

«Der Zürcher Literaturhistoriker Andreas Bürgi erzählt in einem lesenswerten, schönen Buch die kunterbunte Geschichte der Luzerner Tourismusmeile, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Weyquartier entstand. [...] Mit Bürgis Buch im Gepäck verspricht ein Besuch Luzerns nicht bloss Zerstreuung und Belehrung, sondern eine Zeitreise in die Vergangenheit, aber nicht in die Urzeit, sondern ins ausgehende 19. Jahrhundert, als massenmediale Unterhaltung und Kunst noch nicht geschieden waren, als man vor einem erstarrten Bären erschauerte und einem Steinlöwen beim Sterben zusah.»

NZZ, 23. Dezember 2016, Urs Hafner

«Die touristische Bilderfabrik ist ein aufwendig recherchiertes Buch mit viel Detailtreue. Auch wer über Luzerns Stadtgeschichte viel weiss, wird hier noch Neues erfahren – und bisweilen erstaunt feststellen, wie wenig sich die Zeiten doch geändert haben.»

Neue Luzerner Zeitung, 2. März 2017, Robert Knobel