Der postum erschienene Roman gilt als Hauptwerk des Luzerner Schriftstellers, Priesters und Gymnasiallehrers Josef Vital Kopp (1906–1966). Er handelt vom Bezirksförster Hadrian Ess, der in einem starren und unüberschaubaren Forstbetrieb zunehmend Orientierung und Lebensenergie verliert. Beim Erscheinen wurde das Werk als Auseinandersetzung mit der Situation der römisch-katholischen Kirche zur Zeit des zweiten Vatikanischen Konzils begriffen, geht aber weit darüber hinaus.
Kopp betrachtete den erst wenige Monate vor seinem Tod vollendeten Roman als sein Vermächtnis. Vordergründig geht es um einen nebulösen, weitverzweigten Forstbetrieb, der wie ein Orden organisiert ist und seinen Mitarbeitern kein Privatleben zugesteht. Auch für diese sind nur wenige Hierarchiestufen überschaubar und selbst Träger von höheren Chargen wissen offenbar nichts Genaues über den ominösen Forstmeister, der an der Spitze stehen soll.
In der vorgeführten lebensfeindlichen Herrschaftsmaschinerie spiegeln sich verschiedene Lebensbereiche wie die römisch-katholische Kirche, das Militär und andere streng hierarchisch aufgebaute Organisationen. Aufgrund dieser komplexen und zugleich verstörenden Weltschau wurde «Der Forstmeister» seit seinem Erscheinen immer wieder mit Werken Franz Kafkas verglichen. Innerhalb der Schweizer Literatur der Sechzigerjahre wirkt dieses rätselhafte und zugleich faszinierende Werk wie ein erratischer Block.