Herausgegeben von Felix Müller und mit einem Nachwort von Christian Rohr
Als unheilvolle «Flut» brandet die Tourismuswelle Ende des 19. Jahrhunderts in die Alpentäler hinein. Der 1905 erschienene Roman dramatisiert die Folgen im abgelegenen Weiler Wengen im Berner Oberland: Im Nu werden die einfachen Bergbauern zu stolzen Hotelbesitzern. Doch Spekulationen und rasch gewonnenes Geld entfesseln Streit und Missgunst unter den Menschen; Verlierer sind Natur und Umwelt. Am Ende steuert ein apokalyptischer Feuersturm in die Katastrophe.
Jakob Wiedmer-Stern führte kurze Zeit als Direktor das von seiner Frau Marie Stern gegründete Hotel Beausite in Wengen. Er war ein guter Beobachter, der seine genialen Fähigkeiten als Archäologe, Erfinder, Museumsdirektor, Journalist und eben auch als Schriftsteller unter Beweis stellte. Bei seinem literarischen Werk handelt es sich um mehr als blosse Unterhaltungsbelletristik, wenn Wiedmer im Zeichen des Landschafts- und Heimatschutzes seinen Blick zugespitzt auf die Problematik des Tourismus in den Alpen richtet. Geradezu hellsichtig kritisierte er die einseitige Ausrichtung auf den Fremdenverkehr, der dann zu Beginn des Ersten Weltkriegs tatsächlich zum wirtschaftlichen Kollaps führte. Heute, 120 Jahre später, ist die touristische Überflutung der Bergwelt erneut zu einem hochaktuellen Thema geworden.