Verwaltete Familien

Vormundschaft und Fremdplatzierung in der Deutschschweiz, 1945–1980

Gebunden
2022. 304 Seiten, 19 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1645-2
CHF 48.00 / EUR 48.00 
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Tausende Kinder und Jugendliche wurden im 20. Jahrhundert in der Schweiz in Heimen, Pflegefamilien und psychiatrischen Kliniken untergebracht. Sie sind Opfer einer repressiven Fürsorge­politik, die vorab auf Eltern zielte, deren Lebensführung nicht den bürgerlichen Ordnungsvorstellungen entsprach. Die Studie konzentriert sich auf die Praxis der Fremdplatzierung nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich, medizinisch-­sozialwissenschaftlichen Trends folgend, immer mehr präventiv ausrichtete. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet die Familie in den Fokus der Sozialpolitik. Die Behörden erhielten die Befugnis, in ökonomisch schwache und sozial auffällige Familien einzugreifen. Das wirksamste Instrument war die Fremdplatzierung der Kinder und Jugendlichen. Ziel war es, sie zu «normalisieren» und so «gesellschaftsfähig» zu ­machen. Häufig wurden sie aber genau dadurch ins gesellschaftliche Abseits befördert. Die Autorin untersucht das Vormundschaftswesen und die Fremdplatzierung am Beispiel der Kantone Basel-Stadt und Appenzell Innerrhoden und zeigt auf, wie die Praxis die Entwicklung des Sozialstaats prägte, von dieser geprägt wurde und so wirkmächtig Normalität festlegte.


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Pressestimmen

«Mirjam Janett zeigt in ihrem Buch facettenreich auf, wie Fremdplatzierung ein wirkungsmächtiger Differenzmotor war, der Normalität und Abweichung festlegte. Die als Dissertation an der Universität Basel verfasste Studie trägt so zu gewichtigen neuen Erkenntnissen in der Familienpolitik bei und setzt neue Akzente bei der Einordnung der schweizerischen Sozialpolitik.»

Markus Furrer, Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 3/2022

«[…] Janett [legt] eine äußerst lesenswerte und sorgsam erarbeitete Studie zur Geschichte der Vormundschaft und Fremdplatzierung in der Schweiz vor. Zu ihren Verdiensten zählt, dass sie am Beispiel von zwei Kantonen die „Logiken“ der behördlichen Fremdplatzierungspraxis aufzeigt und diese Praxis mit der Ausdifferenzierung des Schweizer Sozialstaats im 20. Jahrhundert in Beziehung setzt.»

Michèle Hofmann, H-Soz-Kult, 2.6.2023