Das Gebäude als Akteur

Architekturen und ihre Atmosphären

Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Band 5
Gebunden
2016. 368 Seiten, 16 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1362-8
CHF 48.00 / EUR 43.00 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
  • Buchreihe
  • Downloads

Nicht nur Menschen tun etwas mit Gebäuden – auch Gebäude tun auf ihre Art etwas mit Menschen. Wodurch und wann werden sie zu Akteuren? In welchen Konstellationen und wie entfalten sie Wirkmächtigkeit? Welche Handlungsspielräume in sich, in der Stadt und im Raum eröffnen und begrenzen sie? Diese Studie stellt am Beispiel der Schiller-Oper in Hamburg das «Atmosphären-Netzwerk-Modell» vor, welches sowohl interdisziplinär in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Bauwerken als auch in der planungs- und bauorientierten Arbeit anwendbar ist. Ausgehend von Architekturen und unter Einbezug der sinnlich-emotionalen Faktoren wird mit ihm das Handlungsfeld, das sich zwischen Menschen und Dingen aufspannt, in seinen dynamischen Wechselbeziehungen untersuchbar: die Materialität des jeweiligen Bauwerks, die beteiligten Akteure mit ihren Netzwerken und die daraus entstehenden Gefühlsräume mit ihren Atmosphären. Eine solche Herangehensweise ermöglicht einen «empathischen Blick auf Gebautes» und in der konkreten Umsetzung einen nachhaltigen, zufriedenstellenden Umgang mit der materiellen Umwelt.

ist Kulturwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Autorin und wissenschaftliche Beraterin. Sie hat Volkskunde/Kulturanthropologie sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Hamburg studiert. 2015 erfolgte die Promotion an der Universität Zürich.

Inhalt

1. Einleitung

1.1. Was tun Gebäude mit Menschen? Eine Annäherung
1.2. Fragestellung und Aufbau der Arbeit
1.3. Das Atmosphären-Netzwerk-Modell
1.4. Methode, Umsetzung und Herleitung des Modells

2. Disziplinäre und theoretische Zugänge 2.1. Volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Umgang mit Gebautem – Anknüpfungen und Abgrenzungen: Hausforschung und Stadtanthropologie
2.2. Das begreifbare Ding – volkskundlich-kulturwissenschaftliche Sachkulturforschung
2.2.1. Die Unzugänglichkeit der Dinge
2.2.2. Der Eigensinn der Dinge
2.2.3. Das Schwer-Greifbare der Dinge
2.2.4. Dinge als Erinnerungsobjekte
2.3. Das handelnde Artefakt – kulturwissenschaftliche Technikforschung und Akteur-Netzwerk-Theorie
2.4. Der spürbare Moment – Atmosphärenkonzepte
2.4.1. Die drei Ebenen der Wahrnehmung
2.4.2. Zur Erforschung von Atmosphären

3. Das Beispielgebäude «Schiller-Oper»: Quellen und methodische Zugänge 3.1. Zur empirischen Herleitung des Modells
3.2. Archivalische Quellen zur Schiller-Oper
3.3. Wahrnehmungsspaziergänge und Feldforschung
3.4. Methoden-Reflexion: Die eigene Rolle als Akteur im Netzwerk «Schiller-Oper»
3.4.1. Zugänglichkeiten – die Auswahl des Untersuchungsobjekts
3.4.2. Eine Frage der Macht – das Beispiel der Bauakte
3.4.3. Uneindeutige Akteure – Die Rolle einer Lokalzeitung
3.4.4. Die Folgen einer Veröffentlichung

4. Die Schiller-Oper 1888–2015 – Entstehung, Entwicklung und Kontextualisierung 4.1. Die Entstehungszeit: Planung, Bau und Zirkus 1888–1904
4.1.1. Das hölzerne Provisorium
4.1.2. Das Zirkusgebäude
4.2. Die Bühnenzeit: Theater und Oper 1905–1939
4.2.1. Das Schiller-Theater
4.2.2. Die Schiller-Oper
4.3. Die Kriegszeit: Militärgarage und Gefangenenlager 1940–1945
4.3.1. Die Militärgarage
4.3.2. Das Gefangenenlager
4.4. Die Projektionsphase: Visionen, Zwischennutzungen und Leerstand 1946–2015
4.4.1. Der Autobahnhof
4.4.2. Eine Unterkunft für «Gastarbeiter» und die Vision vom Hochhaus
4.4.3. Der Traum vom Winterzirkus
4.4.4. Marktfläche oder Medienzentrum?
4.4.5. Ein Wohnheim für Flüchtlinge
4.4.6. Neubau und/oder Sanierung?
4.4.7. Leerstand und Denkmalschutz

5. Der Perspektiv- und Ebenenwechsel: Verhandlungen um die Schiller-Oper aus ANT-Sicht – Beteiligte, Interessen, Machtverteilung 5.1. Das Gebäude
5.2. Der Zirkusdirektor
5.3. Die Theater- und Opernleute
5.4. Die Ehrhardts
5.5. Gesetze, Beschlüsse und Verwaltungsangestellte
5.6. Diejenigen, die das Gebäude gepachtet hatten, in oder bei ihm wohnten
5.7. Vom Scheitern und Gelingen – der unabhängige Akteur

6. Das Gebäude als Akteur – die unterschiedlichen Handlungs(spiel)räume am Beispiel der Schiller-Oper 6.1. Die Analyse der Materialitäten – Material, Konstruktion, Form und Lage
6.1.1. Ein Gebäude aus Metall
6.1.2. Eine filigrane, aber robuste Konstruktion
6.1.3. Eine runde Aufführungshalle zwischen Etagenhäusern
6.1.4. Eine periphere Lage
6.1.5. Ausstrahlung, Eigensinn und Beharrungsvermögen – ein Solitärstatus
6.2. Die Analyse der Atmosphären – zur Aufladung durch Gefühle
6.2.1. Die Atmosphäre des Kühnen: Aufbruch in neue Zeiten
6.2.2. Die lebendige Atmosphäre: Das Identifikationsobjekt
6.2.3. Die Atmosphäre der Leere: Der fehlende Zirkus und das abwesende Theater
6.2.4. Die trostlose Atmosphäre: Das Gebäude in der Statistenrolle
6.2.5. Die geheimnisvolle Atmosphäre: Das Nostalgie-Objekt
6.2.6. Wünsche, Ängste und Hoffnungen – Die Sehnsuchtsarchitektur
6.3. Die Handlungs(spiel)räume der Schiller-Oper

7. Zusammenfassung und Ausblick

8. Literatur
9. Quellen
10. Abbildungen
11. Abkürzungen
Dank


Pressestimmen

«Der Band bietet aufgrund seiner sehr breiten und differenzierten Quellenbasis eine sehr anregende Lektüre zur wechselvollen Geschichte eines außergewöhnlichen Gebäudes der Freizeitkultur in einer deutschen Großstadt.»

Vollständige Rezension

Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2018, Georg Waldemer

«Es gelingt der Autorin [...] vorbildhaft, die Wechselwirkung zwischen Menschen und Gebautem zu fassen. Dies macht das Buch nicht nur empfehlenswert, sondern fordert zudem zum Weiterdenken auf. [...]  Die Studie trägt zur Technik- und Atmosphärenforschung und mit Vorbehalt auch zur Planungspraxis bei. Mit dem Atmosphären-Netzwerk-Modell können verschiedene Szenarien entworfen werden, z.B. wie ein vernachlässigtes Gebäude in einen Diskurs über Nutzungsszenarien eingebunden werden kann. In Zeiten massiver Transformationsprozesse scheint dies dringend notwendig: In Zukunft wird es immer wichtiger werden, neue Erklärungsmuster für Veränderungen beispielsweise innerhalb der Bauforschung oder bei der Konzeption von Nachnutzungskonzepten einzuführen. Dabei wird Rees’ Buch ein notwendiger Begleiter sein.»

Vollständige Rezension

H-Soz-Kult, 28.Juli 2017, Manfred Omahna