Lesevorgänge
Prozesse des Erkennens in mittelalterlichen Texten, Bildern und Handschriften
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 11
Gebunden
2010. 728 Seiten, 131 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0965-2
CHF 68.00 / EUR 55.50 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
  • Buchreihe
Ziel der Beiträge ist die pragmatisch verstandene Beschreibung, Konstruktion oder Rekonstruktion von historischen Vorgängen des «Lesens». Dabei ist an intendierte und an tatsächliche, an reale und an fiktionale Lesevorgänge gedacht.
Die Aufmerksamkeit gilt Strukturen und Modellen der Rezeption, die teils den Texten selbst eingeschrieben sind, teils deren Einrichtung und Ausstattung in den Handschriften bestimmen. Damit wird angewandtes oder doch anwendungsrelevantes Medienwissen beschreibbar: ein Wissen der Produzenten um die Handhabung und die Wirksamkeit der Mittel, deren Einsatz Erkenntnisprozesse im Leser auszulösen und zu steuern vermag; ein Wissen, an dem Autoren, Schreiber und Rezipienten in unterschiedlicher Weise Anteil haben und dessen Aktivierung gerade in verschiedenen Formen des – Interferenzen fördernden – vermittelnden mündlichen Austauschs geschieht.

Ordentlicher Professor für Germanistische Mediävistik, Universität Freiburg Schweiz


Aufsätze im Chronos Verlag


Titularprofessorin für Germanistische Mediävistik, Universität Freiburg Schweiz


Aufsätze im Chronos Verlag


Studium der Germanistik, Geschichte des Mittelalters und Kunstgeschichte des Mittelalters an der Universität Freiburg Schweiz; 2004/2005 Forschungsaufenthalt an der Bayerischen Akademie der Wisschenschaften in München; Promotion 2006 mit einer Arbeit zur Text- und Bildproduktion bei den Frühen Nazarenern; 2007/2008 Projektassistent am Bernischen Historischen Museum; seit 2008 Doktorassistent an der Universität Freiburg Schweiz.


Aufsätze im Chronos Verlag

Artikel
  • Vom «punctus flexus» zur Medialität. Zur Einleitung
  • Herrscherporträts in Bild und Schrift. Frühe Kulturen – abendländisches Mittelalter
  • ‹Lesen im Marmor› oder: Vom erkenntnisstiftenden Sehen. Lesevorgänge im Werk von Claus Sluter
  • Überlegungen zu Gestaltung und Gebrauch illuminierter Dekretalenhandschriften Gregors IX.
  • Lesepraktiken, Ostentationsakte und Traditionsbildung am Beispiel der Freiburger Handfeste
  • Vergleichende Analysen zu Illustrierung, Kommentar, Narration, Meditation in intermedial angelegten Überlieferungszeugen
  • Zum autographen Text- und Bildvorspann von Gottfrieds von Sankt Viktor ‹Fons Philosophiae
  • Lesen, Verstehen und Vermitteln im Kompendium des Rektors eines reformierten Chorfrauenstifts
  • Text – Glosse – Kommentar. Die Lektüre römischer Klassiker im frühen und hohen Mittelalter
  • «Finding Aids» for the Study of Vernacular Poetry in the Fourteenth Century: The Example of the «Roman de la Rose»
  • Exemplarische Lektüren des ‹Ironischen Frauenpreises› (Brandis 22) in der Prager Handschrift des sogenannten «Liederbuches der Klara Hätzlerin»
  • «das ich ouch bischaft mach». Lesevorgänge und gedankliche Interferenzen am Beispiel des «Schweizer Anonymus»
  • Der «gpaur» als Leser. Lesevorgänge in Heinrich Wittenwilers «Ring» am Beispiel von Saichinkruogs Haushaltslehre
  • «Vom Sünder und der verlorenen Frau». Erscheinungsformen einer erbaulichen Kurzerzählung – Konstruktion und Rezeptionsentwürfe
  • Lesezeichen. Zur Einrichtung höfischer Romane als Lesetexte am Beispiel des französischen und des deutschen Parzivaldrucks
  • «dúr daz wort, in daz wort, an daz wort». Die Engelberger Lesepredigten zwischen «lectio, meditatio, contemplatio» und Mystagogik
  • «Qui vult cum Deo semper esse, frequenter debet orare, frequenter et legere». Formen und Funktionen des Lesens in der klösterlichen Frömmigkeitskultur
  • Lesen im Passionstraktat des Nikolaus Schulmeister. Text, Bilder und Einrichtung des Engelberger Autographs von 1396
  • «Simul cantemus, simul pausemus». Zur mittelalterlichen Zisterzienserinterpunktion

Pressestimmen
«Die einzelnen Beiträge des Bandes bieten in überzeugender Weise ein weitgefächertes Spektrum von vormodernen Leseszenen. [...] Beeindruckend ist auch der umfangreiche Bildanhang, der nicht weniger als 131 überwiegend farbige Illustrationen umfasst.» Gabriel Viehhauser, H-Soz-u-Kult

«Die Thematik wird auf hohem Niveau behandelt und für die Forschung ergeben sich wertvolle Anregungen und Hilfen. Der Band enthält eine Arbeitsbibliographie, ein Register der Autoren, Werke, historischen Personen und Orte und eines der Handschriften. Die 131 Abbildungen im Anhang sind von bester Qualität.» Eckhard Meineke, r:k:m

«Der Sammelband “Lesevorgänge” bildet ein anregendes Kompendium, in dem Analysen und Beobachtungen zu textuellen Strukturen, dem Verhältnis von Bild und Text, den Konzeptionen von Illustrationen, dem Umgang mit Texten bis hin zur Überleitung in die Körperlichkeit der Autoren oder Rezipienten durch Handhabung und Rituale vorgestellt werden.[…] Die hier versammelten Beiträge bieten Einblicke in das umfassende mediale Wissen des Mittelalters, wobei der mittelalterliche Leser sich stets diesen Festschreibungsbemühungen gegenüber frei zu fühlen schien. Jede handschriftliche Situation scheint je singulär.[…] Jeder einzelne Text fordert damit die präzise Analyse. Das belegen die Beiträge eindrucksvoll, und nur im Vergleich unterschiedlicher handschriftlicher Belege können Tendenzen oder im Text festgeschriebene Haltungen überhaupt erahnbar werden. Vermeintlich großflächige Regeln oder Muster bleiben dagegen immer diskussionswürdig. Ein abschließendes, umfangreiches Literaturverzeichnis dient zugleich als Bibliographie für den Band wie den ganzen Forschungsbereich.» Martin-M. Langner, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.