Stalins Schatten in die Schweiz
Schweizer Kommunisten in Moskau: Verteidiger und Gefangene der Komintern
Gebunden
2003. Studienausgabe – 1. Ausgabe 1994.
629 Seiten, 58 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-905311-29-7
CHF 29.80 / EUR 19.80 
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Dutzende von Schweizern aus dem Umfeld der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS) zogen in der Zwischenkriegszeit nach Moskau. Sie entflohen der geistigen Enge und der politischen Aussichtslosigkeit in der Schweiz. Viele fanden ein politisches Betätigungsfeld in der Zentrale der Kommunistischen Internationale (Komintern), ihren Verlagen und Kaderschulen. Was ist aus ihnen geworden?
Im bisher verschlossenen Kominternarchiv und im KGB-Archiv stiess der Autor auf Schätze, die erste Antworten erlauben. Die «Kaderabteilung» der Komintern führte sorgfältig Buch über das politische Verhalten dieser Internationalisten. Zur Zeit der Schauprozesse (1936-1938) dienten die «Kaderdossiers» dem NKWD - Vorläufer des KGB - als Grundlage, um die Anschuldigungen zu fabrizieren. Dieser Rückgriff auf dunkle Flecken in der Parteibiographie wurde vielen überzeugten Schweizer Kommunisten zum Verhängnis. Doch das gängige Schema, das im NKWD den Täter und in den Kominternmitarbeitern die Opfer sah, greift zu kurz. Eine schonungslose Offenlegung der Mechanismen des Terrors bringt neue Erkenntnisse. Das Ritual der «Selbstkritik», der politischen Abschwörung und Vereidigung auf die «Generallinie», dem sich die späteren Opfer bereits Ende der zwanziger Jahre unterzogen hatten, bereitete das Terrain vor. Das blinde Vertrauen in die Partei artete unter Kominternmitarbeitern in gegenseitige Bespitzelungen und Denunziationen aus, die im Handumdrehen aus Tätern Opfer machte.
Der Verfasser zeichnet das Bild einer Generation von Schweizer Kommunisten, die sich in der Sowjetunion gründlich verrannt hatten. Die Motive des Wegzugs aus der Schweiz kommen dabei nicht zu kurz: politische und soziale Ausgrenzung sowie das Gefühl, als radikaler Linker als Paria behandelt zu werden. Das Buch enthüllt dank erstmaligem Zugang zu russischen Archiven die Tragödie der Schweizer Kommunisten, die verhaftet wurden, in Arbeitslagern endeten oder - wie die Zürcherin Berta Zimmermann - kurzerhand hingerichtet wurden.

Dr. phil., geb. 1954, ist Privatdozent am Departement Geschichte der Universität Basel. Er forscht, unterrichtet und publiziert unter anderem zur Sowjetunion, zum Spanischen Bürgerkrieg und zur Kriegsfreiwilligkeit im Allgemeinen.


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