Andreas Herczog (1947–2021) war einer der prägenden Köpfe der politischen 68er-Bewegung in der Schweiz und das Aushängeschild der linken Partei POCH. Er galt als Bürgerschreck, bis die POCH sich auflöste, und wurde zu einer Integrationsfigur, nachdem er der SP beigetreten war.
Als Herczog 1956 nach dem Einmarsch der Sowjets in Ungarn mit seiner Mutter nach Liestal flüchtete, verstand er kein Wort Deutsch. Er lernte schnell, schaffte den Sprung ins neu gegründete Liestaler Gymnasium, trat dem Jugendparlament bei und studierte an der ETH Zürich Architektur. Dort identifizierte er sich mit den Ideen des 68er-Aufbruchs. Sowohl als Architekt als auch als Gründungsmitglied der anfänglich marxistisch geprägten Progressiven Organisationen der Schweiz (POCH) versuchte er, diese Ideen in Politik und Gesellschaft einzubringen – als Zürcher Gemeinderat, als Kantonsrat, schliesslich als Nationalrat und auch als Stadtplaner. Der Rückblick auf sein Leben wird zur Zeitreise durch die bewegten Jahre der Schweizer Linken im ausgehenden 20. Jahrhundert, weil Lebensgefährtinnen und -gefährten aus verschiedenen Blickwinkeln und Zeiten über ihn, aber auch von sich selbst erzählen. Eine Collage schillernder Facetten mit Zeugnissen von POCH-Aktivist Niklaus Scherr, von früheren Parlamentsmitgliedern wie Anita Fetz, Andrea Hämmerle, Barbara Haering, vom Zürcher Ex-Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber, von Altbundesrat Moritz Leuenberger und vielen anderen.