Der Stromzähler

Elektrische Energie als Konsumgut, 1880–1950

Interferenzen – Studien zur Kulturgeschichte der Technik, Band 29
Gebunden
2023. 240 Seiten, 26 Abbildungen s/w., 2 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1721-3
CHF 38.00 / EUR 38.00 
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Überall in Europa nahmen ab den 1880er-Jahren kommunale und private Elektrizitätswerke den Betrieb auf. Sie sorgten für die Beleuchtung öffentlicher Strassen und repräsentativer Bauten, verkauften die elektrische Energie insbesondere aber auch an Privatpersonen. Die Elektrifizierung des Haushalts, die damit einsetzte, brachte nebst Annehmlichkeiten verschiedene technische, ökonomische und soziale Probleme mit sich. Sie kreisten um die Frage, wie der Verkauf von Strom geregelt werden kann.
Der Stromzähler löste diese Probleme und sorgte für Stabilität: Er übersetzte den Verbrauch von Elektrizität in Kilowattstunden, machte elektrische Energie fassbar, zählbar und kontrollierbar und schuf Vertrauen gegenüber der neuen Technik. Mit dem Anstieg des Stromkonsums nach 1900 wurden Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit von Strompreisen zum wichtigen Faktor der Stromversorgung. Landis & Gyr, eine elektrotechnische Fabrik aus Zug, spezialisierte sich auf die industrielle Fertigung normierter Zähler für den Ausbau der Stromversorgung. Die Firma belieferte Elektrizitätswerke in der Schweiz und exportierte Millionen von Apparaten in die ganze Welt. Damit verkaufte Landis & Gyr nicht bloss ein technisches Bauteil für den Aufbau neuer Versorgungsnetze, sondern exportierte auch eine spezifische Messmethode, die bestimmte Verhaltensweisen der Kundinnen und Kunden, Kontrollroutinen und Genauigkeitsvorstellungen mit sich brachte. Der Zähler wurde damit zur wichtigen Schnittstelle zwischen Kraftwerk und Haushalt und trug wesentlich zur Alltäglichkeit von Elektrizität bei.

Dr. phil., Historiker. Zu seinen Forschungsinteressen gehören Technikgeschichte, Architekturgeschichte und Denkmalpflege.

Pressestimmen

«Der Stromzähler, das schwarze Kästchen im Keller, gehört zu den bescheidenen Objekten, denen wir keine Aufmerksamkeit schenken. Der Historiker Jonas Schädler geht der Geschichte des Stromzählers und seiner Funktion nach und zeigt die erstaunlich vielfältigen Implikationen dieses Geräts für das gesellschaftliche Leben.»

Hannes Lindenmeyer, A-Bulletin, Nr. 913, 14.03.2024

«Dass eine Geschichte des Stromzählers überfällig war, hat Jonas Schädler mit dieser Untersuchung überzeugend gezeigt. Konzentrierte sich die Forschung bislang auf eine Geschichtsschreibung der Elektrifizierung als strukturelles Phänomen oder den Konsum von Strom, gelingt Schädler darüber hinaus eine objektbezogene Analyse der (Haushalts-)Elektrifizierung, die die Perspektiven der verschiedenen Akteur:innen gekonnt verknüpft. Dass dies auf nur gut 200 Seiten gelingt, ist auch auf den verhältnismäßig sparsamen Raum, den methodisch-theoretische Erläuterungen einnehmen, zurückzuführen. Umso überzeugender liest sich diese pointierte wie facettenreiche Studie, die nicht wenige Anknüpfungspunkte für tiefergehende technik-, sozial- und unternehmenshistorische Untersuchungen zur Elektrizität bietet.»

Sophie Gerber, H-Soz-Kult, 19.12.2023

«[…] Für Leser mit stärker technischem Berufshintergrund lohnt sich die Lektüre des Buches vor allem wegen dessen ungewohnter Perspektive der Zählerverwendung als Kultur-Phänomen. Sie schärft den Blick für die in der Technik zu oft in den Hintergrund tretende Einsicht: An Ende geht es immer um die Menschen.»

Martin Kahmann, INDUSTRIEKULTUR (Nr. 3/2023), 8.11.2023:

«Ein Buch über die Geschichte des Stromzählers klingt seltsam. Aber dahinter versteckt sich ein spannendes Stück Wirtschafts- und Technikgeschichte. Denn das viereckige Ding steht auch für iene Zeit, in der die Elektrifizierung die Haushalte erreichte und veränderte.»

TRANSHELVETICA, Nr. 79, 26.09.2023

«Ein Buch über Stromzähler ist offensichtlich etwas für Spezialisten im Bereich Elektrotechnik. Doch dieses Werk von Jonas Schädler taucht tief ein in die Industriegeschichte der Stadt Zug, die untrennbar mit dem Aufstieg der Landis & Gyr verbunden ist und erreicht so auch Interessenten an der Geschichte Zugs. […] Ein trotz technischer Details spannend zu lesendes Sachbuch.»

Florian Hofer, Zuger Presse, 16. August 2023

«Das Buch liefert aus mehreren Per­spektiven wertvolle und unterhaltsame Einblicke in die Zeit, als die Elektrizität «wägbar» gemacht und eine Schweizer Firma damit gross wurde, wobei die menschlichen Seiten der prägenden Gestalten nicht ausgeblendet werden. Eine gelungene Sache.»

Radomír Novotný, Bulletin Electrosuisse, 12.7.2023

«[…] Schädler präsentiert das technische Thema anschaulich, da der breit gewählte Untersuchungsansatz spannende wirtschaftliche und soziale Phänomene im Zusammenhang mit dem Stromzähler berücksichtigt. Aus diesem Grund ist das Buch nicht nur Technikinteressierten zu empfehlen.»

Zuger Zeitung, Fabian Gubser, 13.6.2023

«Der Schweizer Historiker Jonas Schädler hat sich in einem neuen und bemerkenswerten Buch aus dem Zürcher Chronos Verlag der alten Stromzähler angenommen und daraus eine spannende Dokumentation zu einem wichtigen, aber von den meisten weniger beachteten technischen Gerät verfasst. […]
Das Buch ist eine fesselnde Darstellung einer technischen Entwicklung und eines Gerätes, ohne dessen Einsatz die massenhafte Elektrifizierung von Haushalten undenkbar gewesen wäre. Der Band besticht mit der Schilderung technischer Voraussetzungen und Hintergründe, der Wirkweise sowie Herstellung von Stromzählern in der Schweiz und deren weltweiten Vertrieb und Einsatz. Nicht nur für technisch Interessierte ein technisch und kulturgeschichtlich bedeutender Beitrag, ein Buch, das mit seinem Thema Platz in jeder Bibliothek mit Büchern zur Technikgeschichte finden sollte!»

 

«Bücherrundschau» – Herbert Pardatscher-Bestle 1/2023

Die in dieser Reihe erscheinenden Studien untersuchen technische und wissenschaftliche Entwicklungen in der Neuzeit. Sie fragen nach dem historischen Entstehungskontext und gehen der Frage nach, inwiefern verschiedene soziale Gruppen diese technischen Entwicklungen als Möglichkeit sozialen Wandels wahrgenommen, ausgehandelt und bisweilen genutzt oder vergessen haben. Der Ansatz erlaubt es, Innovationen als technisch und gesellschaftlich voraussetzungsreiche Prozesse zu verstehen und zu erklären.