Schreibpraktiken und Schriftwissen in südgermanischen Runeninschriften
Zur Funktionalität epigraphischer Schriftverwendung
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 26
Broschur
2013. 408 Seiten, 134 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1026-9
CHF 58.00 / EUR 52.00 
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Südgermanische Runeninschriften befinden sich auf mobilen Gegenständen wie Fibeln oder Waffen und datieren vorwiegend aus dem 6. Jahrhundert. Unter den Inschriften gibt es auffällig viele ohne sprachliche Botschaft: die Runenschrift wurde lediglich imitiert. Welche Botschaft sollte mit ihnen vermittelt werden? Wie sind sie im damaligen Schriftverständnis zu verorten?
Die vorliegende Studie beleuchtet die Funktionalität runenepigraphischer Schrift im Kontext sozialen Handelns, insbesondere im Zusammenhang mit den Trägerobjekten, unter Berücksichtigung der Techniken der Schriftanbringung, der visuellen Ausprägung von Schrift und interaktiv-­kommunikativer Bedingungen.
Es zeigt sich, dass das sprachliche wie auch das visuelle Potential von «Schrift» in der südgermanischen Runen­kultur selten isoliert vom Trägerobjekt funktioniert, weshalb Inschriften ohne sprachliche Botschaft in Teilen genauso aussagekräftig sein konnten wie solche mit.
Diese mit umfassendem Bildteil versehene Arbeit bietet zusätzlich eine Systematisierung der runologischen Methodik zur schreibtechnischen, graphematischen und kontex­tuellen Untersuchung der Inschriften.

Michelle Waldispühl
Mitarbeiterin am Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) «Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Historische Perspektiven», Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Zug, Lehrbeauftragte an der Universität Zürich und der Südosteuropa Universität Tetovo, Mazedonien.


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Inhalt
A. Einleitung
I. Problemstellung und Aufbau
II. Untersuchungsgegenstand

B. Methoden
I. Methodik in der Runologie – bisherige Ansätze
II. Archäologische Grundlagen
III. Untersuchungsverfahren

C. Grundlagen: Schrift und Schreiben
I. Schrift, Nicht-Schrift und Sprache
II. Epigraphische Parameter
III. Linguistische Schriftanalyse
- 1. Graphematikmodell
- 2. Runographische (graphotypologische) Terminologie
- 3. Graphemidentifizierung
- 4. Graphotypologische Notation und Transliteration
- 5. Inventar der südgermanischen Runeninschriften
IV. Schreiben und Schrift im Kontext sozialen Handelns
- 1. Kompetenzen bei der Schriftproduktion
- 2. Kompetenzen bei der Schriftrezeption
- 3. Rolle der Mündlichkeit
- 4. Schriftwissen und Schriftverwendung
- 5. Deutung im Kontext sozialen Handelns

D. Einzelanalysen
I. Schmalsax von Steindorf
II. (Grössere) S-Fibel von Weingarten (Weingarten I)
III. Scheibenfibel von Bülach
IV. Scheibenfibel von Schwangau
V. Scheibenfibel von Soest
VI. Bügelfibel von Mertingen
VII. (Grössere) Bügelfibel von Nordendorf (Nordendorf I)
VIII. (Kleinere) Bügelfibel von Nordendorf (Nordendorf II)
IX. Weitere Inschriften

E. Schreibpraktiken in südgermanischen Runeninschriften
I. Technische Anbringung
- 1. Fibelinschriften
- 2. Inschriften auf Gürtelbestandteilen
- 3. Waffeninschriften
II. Visuelle Gestaltung
- 1. Layout
- 2. Kompositorische Mittel
III. ‹Textkomposition›
- 1. Schriftimitation (nicht-lexikalische Eintragungen)
- 2. Lexikalische Inschriften
IV. Zusammenfassung

F. Schriftverwendung bei den südgermanischen Runeninschriften
I. Schriftwissen: Anwendung des Schriftsystems
II. Funktionalität von Schrift im Kontext sozialen Handelns

G. Zusammenfassung und Ausblick

Pressestimmen
«Trotz verschiedener Mängel […] würde ich das Buch von Waldispühl aufgrund ihres vorbildlichen Leitfadens für Analyse und Beschreibung von Runeninschriften sowie aufgrund ihres neuartigen Blickes auf das Phänomen der nicht-lexikalischen Inschriften durchaus als kleinen Meilenstein bezeichnen. Es wäre erfreulich, wenn das im vorliegenden Buch vorgestellte Analyseverfahren in das Rüstzeug eines jeden Feldrunologen einginge.» Sigmund Oehrl, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.