«Wir wollen helfen, da wo Not ist»

Das Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder 1933–1947

Gebunden
2013. 384 Seiten, 18 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1157-0
CHF 58.00 / EUR 52.00 
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Das Elend in den Emigrantenvierteln von Paris weckte 1933 das Mitgefühl vieler Menschen in Europa. Um den Kindern in Not zu helfen, wurde in Zürich in privater Initiative das «Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder» (SHEK) gegründet. Im Nachhall der «Reichskristallnacht» wendet sich das Hilfswerk verstärkt der Hilfe innerhalb der Landesgrenzen zu. So wurde aus einer spontanen Bekundung des Mitgefühls ein wichtiges Kinderhilfswerk in der Schweiz zur Zeit des Zweiten Weltkriegs.
Die Autorin untersucht die Entstehung, den Aufbau und die Entwicklung des von Nettie Sutro geleiteten Hilfswerks von der Gründung 1933 bis zur Auflösung 1947. Das politisch und religiös neutrale Hilfswerk spielte eine zentrale Rolle in der Zusammenarbeit mit den Behörden und weiteren Hilfsorganisationen. Die Studie analysiert die Arbeit des Hilfswerks mit den insgesamt rund 10 000 Flüchtlingskindern und bietet Einblicke in die pädagogische und religiöse Betreuung sowie in die schulische und berufliche Ausbildung der jungen Flüchtlinge in der Schweiz. Anhand der Erfahrungen dieser Kinder werden auch problematischere und kontroversere Aspekte der Geschichte der Kinderhilfe thematisiert, wie etwa die Trennung der Kinder von ihren Eltern oder die Unterbringung jüdischer Kinder in christlichen Pflegefamilien.
Das Verdienst des Buches ist es, die Geschichte des weitgehend in Vergessenheit geratenen Kinderhilfswerks umfassend darzustellen.

studierte Geschichte, Anglistik und Politikwissenschaften und promovierte 2012 in Basel. Forschungsschwerpunkte sind die Schweizer Geschichte des 20. Jahrhunderts, der Zweite Weltkrieg, Flüchtlingspolitik und Frauengeschichte.

Inhalt

1 Organisation und Struktur 1.1 Der Aufbau des Schweizer Hilfswerks für Emigrantenkinder (SHEK)
1.1.1 Der Anfang
1.1.2 Die Ausweitung des Hilfswerks
1.1.3 Die Zürcher Dachorganisation
1.2 Die Finanzierung des SHEK
1.2.1 Die Finanzstrukturen
1.2.2 Sammlungen und Spenden
1.2.3 Beiträge nationaler und internationaler Organisationen

2 Neutralität und Politik 2.1 Die «Neutralität» des SHEK
2.1.1 Russenkinder und Neutralität
2.2 Das SHEK und die Flüchtlingspolitik
2.2.1 Politisierte Frauen
2.2.2 Flüchtlingspolitik, Behörden und Interessenvertretung

3 Auslandshilfe und Erholungsurlaube 3.1 Auslandshilfe bis zum Kriegsausbruch
3.1.1 Paris und Prag
3.1.2 Kindertransporte in die Schweiz 1934–1939
3.1.3 Flüchtlingskinder 1934–1939
3.2 Die 300-Kinder-Aktion
3.2.1 Die Kinder der Aktion

4 Zusammenarbeit und «Lagerbefreiung» 4.1 Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Roten Kreuz, Kinderhilfe
4.1.1 Koordination der schweizerischen Flüchtlingshilfe
4.1.2 Das Schweizerische Rote Kreuz, Kinderhilfe
4.2 Die «Lagerbefreiung»
4.2.1 Die Internierung aller Flüchtlinge
4.2.2 Entscheid zur «Lagerbefreiung» der Kinder
4.2.3 Trennung von den Eltern

5 Pflegefamilien und Heime 5.1 Flüchtlingskinder 1939–1945
5.2 Unterbringung in Pflegefamilien
5.2.1 Von Breisach nach La Chaux-de-Fonds
5.3 Unterbringung in Heimen
5.3.1 Zentrale Heimkommission
5.3.2 Waldeck: Heimunterbringung in einem SHEK-Heim
5.3.3 École d’Humanité: Heimunterbringung in einem externen Heim

6 Betreuung und Ausbildung 6.1 Die Betreuung der Kinder
6.1.1 Die religiöse Betreuung der jüdischen Kinder
6.2 Schulbesuch und Berufsausbildung
6.2.1 Die schulische Erziehung der Kinder
6.2.2 Lehrstellen für die Flüchtlingskinder

7 Auswanderung und Auflösung 7.1 Rück- und Weiterwanderung
7.2 Dauerasyl und Adoption
7.3 Die Auflösung des SHEK
7.3.1 Nachkriegshilfe
7.3.2 Das Ende der Arbeit des SHEK

Synthese


Pressestimmen

«Die Problematik des Schweizer Hilfswerks für Emigrantenkinder (SHEK) wurde mehrmals partiell verarbeitet, die Autorin legt die erste eingehende Gesamtdarstellung vor. Sie dokumentiert in ihrer Dissertation die Entwicklungsgeschichte dieser humanitären Organisation, analysiert ihre soziologischen Strukturen und positioniert sie unter schweizerischen und internationalen Flüchtlingswerken. […]
Salome Lienert wertet in ihrem Werk sorgfältig zahlreiche Quellen und Literatur sowie Gespräche mit Zeitzeugen aus. Sie füllt eine bisherige Lücke in der Erforschung der Kinderhilfe.»
Helena Kanyar Becker, Schweizerische Zeitschrift für Geschichte