Seit Mitte der 1990er-Jahre machen Gene-Shopping, die Natur der Untreue, die Biologie der Partnersuche oder das Gen für Homosexualität in den deutschsprachigen Massenmedien vermehrt Schlagzeilen. Weshalb stehen biologistische Erklärungsansätze für «Geschlechterfragen» derart hoch im Kurs? Welche anderen Ansätze lösen sie ab? Welche Wissenschaften erhalten eine Stimme? Und welche Entwicklungen und diskursiven Verknüpfungen ermöglichen die Rede von «Spermienwettbewerb», «kostspieligen Männchen» und «Bio-Emanzen»? Die Autorin geht diesen Fragen exemplarisch anhand des Nachrichtenmagazins Der Spiegel nach und untersucht einen Ausschnitt aus dem weiten Feld des populärwissenschaftlichen Geschlechterdiskurses. Dieser erweist sich dabei nicht nur als Verhandlungsfeld von Geschlechterrollen und Geschlechterverhältnissen. Vielmehr werden auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen via Geschlecht zur Sprache gebracht. Und nicht zuletzt ist der populärwissenschaftliche Geschlechterdiskurs Teil der Aushandlungen darüber, was allgemein als wissenschaftliches Wissen und als Wahrheit gilt.
Einleitung
- Weshalb der SPIEGEL?
- Gliederung oder: Rhizome machen
Verortung
- Populärwissenschaft
- Geschlecht
Diskurse I: Die Werkzeugkiste
Wer spricht?
- «Biologen triumphieren»
- «Der nüchterne Blick des Zoologen» oder: Ein Vorläufer
- Intellektuelle, neue Sexualwissenschaft und die «Säugetier-Sexualität überhaupt»
- Ein Zwischenfazit
Diskurse II: Netze, Verknotungen, Gewimmel
Krisenfelder
- Krise der Männlichkeit oder «Warum gibt es eigentlich Männer?»
- «Krise der Ehe» oder «Der Faktor Nachwuchs»
Diskurse III: Medien und Wissenschaft
Ökonomie des Sexes
- «Der Markt der Evolution»: Ein Exkurs
- Von kostspieligen Männchen und wählerischen Weibchen
- Ressource statt/als Schicksal
Diskurse IV: Polyvalenz oder (k)ein Fazit
- «Bio-Emanzen» oder «Politik mit anderen Mitteln»
- Vorbildliche Leistungssubjekte
- Das Konsumsubjekt oder «SPIEGEL-Leserinnen wissen mehr»
Die Schriftenreihe umfasst wissenschaftliche Beiträge zu unterhaltenden und informierenden Angeboten in gedruckter wie audiovisueller Form. Den Schwerpunkt bilden Untersuchungen, die an der Abteilung Populäre Kulturen des Instituts für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft ISEK der Universität Zürich entstanden sind.
«Eine anregende, explorative Untersuchung. […] Der Verdienst der Studie liegt darin, auf die ambivalente Bedeutung der Medien bei der Produktion und Reproduktion (populär)wissenschaftlichen Geschlechterwissens aufmerksam gemacht und damit verbundene weiterführende Forschungsfragen für vertiefende Analysen aufgeworfen zu haben.»
Prof. Dr. Heike Kahler, querelles–net
«Die Studie ist ausgesprochen kenntnisreich, basiert auf einem weitreichenden Literaturhorizont, diskutiert kritisch wichtige Fragen der Wissensrezeption in erfrischender Offenheit. Sie liegt damit weit über dem Niveau für Abschlussarbeiten von Studierenden.»
Bea Lundt, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft