Das Werden des Menschen im Wort
Eine Studie zur Kulturphilosophie Michail M. Bachtins
Legierungen, Band 5
Gebunden
2009. 265 Seiten
ISBN 978-3-0340-0923-2
CHF 48.00 / EUR 43.00 
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Die Schriften Michail M. Bachtins haben die Aufmerksamkeit von Literatur- und Kulturwissenschaftlern im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in einem solchen Mass auf sich gezogen, dass man von ihm als einem der wichtigsten Referenzautoren der Postmoderne sprechen kann.

Julia Kristeva und Jan Assmann berufen sich in ihren terminologischen Grundentscheidungen auf ihn und seit 1994 gibt es an der Universität Sheffield sogar ein Zentrum, das exklusiv der Erforschung Bachtins und seines Kreises gewidmet ist. Angesichts der Wirkungsmächtigkeit stellt sich die Frage nach den philosophiegeschichtlichen Bezügen seines Denkens. Wolfram Eilenberger rekonstruiert vor allem die Einflüsse, die von der deutschen Philosophie, besonders von der Philosophie der symbolischen Formen Ernst Cassirers, ausgingen. Vor diesem Hintergrund wird die Entfaltung von Bachtins Sprach- und Kulturtheorie in verschiedenen Stadien und Ausprägungen untersucht. Von grosser Bedeutung waren zunächst Bachtins Diskussionen im Zirkel um den Soziologen und Linguisten Valentin Vološinov. Sodann werden Bachtins Theorie des polyphonen Romans, seine Dialogphilosophie und die daraus sich ergebenden allgemeinen kulturphilosophischen Konsequenzen analysiert. Weitere Untersuchungen beschäftigen sich mit seiner Theorie des Chronotopos und seinen Überlegungen zum grotesken Leib, zur Renaissance und zum Romanwerk François Rabelais’. Es wird einerseits aufgezeigt, wie Bachtins Lob des Lachens und des Karnevals die ästhetischen Positionen des sozialistischen Realismus unterwanderten, andererseits danach gefragt, was sein Einstehen für Vielstimmigkeit und Pluralismus in einer Zeit, in der alle Normen zur Disposition zu stehen scheinen, noch zu bedeuten habe.

Wolfram Eilenberger, geb. 1972, ist Publizist und Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm «This is not America – Philosophen sprechen über die Lage des Landes» sowie «Kleine Menschen, große Fragen: 20 philosophische Geschichten für die Erwachsenen von morgen – und heute». Eilenberger lebt in Berlin und Bloomington, Indiana.
Pressestimmen
«Eilenbergers Studie [füllt] auf Pooles Arbeit aufbauend eine Lücke in der Bachtin-Forschung, indem häufig in der Literatur- und Kulturwissenschaft aus ihrem Zusammenhang gerückte und fragmentarisch zitierte Passagen im Kontext ihrer eigenen Entstehung ausgelegt und miteinander in Verbindung gesetzt werden. Bachtins Schriften werden so als hybrides und dennoch kohärentes Ganzes, als eine Kulturphilosophie über das – nicht nur literarische – Wort als dialogisches Medium menschlicher Entfaltung, lesbar.» KULT_online, http://cultdoc.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/22-8/

«[…]ein gedanklich ertragreiches Buch, das es verdient, gründlich durchgearbeitet zu werden. Als Standardwerk zum Denken Bachtins sollte das Buch breit rezipiert werden.» Till Kinzel, Informationsmittel für Bibliothek und Wissenschaft http://ifb.bsz-bw.de/ifb2/bsz305672150rez-1.pdf?id=2695

In dieser Reihe erscheinen Arbeiten zur Philosophie, die in andere Gebiete wie die Astronomie, die Mathematik, die Soziologie oder die Filmwissenschaften ausgreifen. Sie sollen zeigen, wie auch in nicht philosophischen Gebieten philosophische Fragestellungen behandelt werden und inwiefern die Philosophie für die eigenen Projekten durch einen Blick über den Tellerrand gewinnen kann.