Festival Fieber!
30 Jahre Winterthurer Musikfestwoche
Herausgegeben vom Verein Winterthurer Musikfestwoche
Broschur
2005. 156 Seiten, 265 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0753-5
CHF 30.00 / EUR 20.00 
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Es ist nicht nur das älteste, sondern auch das aussergewöhnlichste regelmässig stattfindende Open-Air-Festival der Schweiz: die Winterthurer Musikfestwochen. Zum dreissigsten Mal packt die Stadt mittlerweile das Festivalfieber. Und auch zum Jubiläum wird Winterthurs malerische Altstadt zur einzigartigen Kulisse für wunderschöne Konzerte, witzige Theater oder wilde Partys.
Angefangen hat alles 1976, von den gutbürgerlichen Einwohnern misstrauisch beäugt, in der verruchten Spelunkte «Africana» mit einem Budget von knapp 1500 Franken. Heute belaufen sich die Kosten auf gut eine Million, das Festival erstreckt sich über einen Grossteil der Altstadt und ist längst etablierter Bestandteil des Winterthurer Kulturlebens mit nationaler Ausstrahlung.
Zwischen 1976 und heute liegt eine bewegte Geschichte - geprägt von Megastars wie Aerosmith und Neuentdeckungen wie Mano Negra, von Rebellion und Resignation, vom Herzblut aller Beteiligten und von den Widerständen der Kritiker, von grossartigen Erfolgen und unglaublichen Tiefschlägen. Mehr als einmal standen die Musikfestwochen vor dem Aus - immer wieder erwachten sie zu neuem Leben.

*1968, schreibt als freier Journalist für diverse Magazine, Tages- und Wochenzeitungen. Als Schlagzeuger und Manager war er während fünfzehn Jahren in der Schweizer Musikszene aktiv. Er wohnt in Winterthur.

Besprechungen
Totgesagte leben länger Jubiläumsbuch über die Winterthurer Musikfestwochen em. Die Winterthurer Altstadt ist in diesen Tagen Schauplatz der 30. Musikfestwochen. Aus Anlass des Jubiläums hat der Verein Winterthurer Musikfestwochen ein Buch herausgegeben, das die Geschichte des ältesten regelmässig stattfindenden Open-Air-Festivals der Schweiz dokumentiert. Geschrieben hat die Chronik der Winterthurer Journalist Üsé Meyer. Der frühere Schlagzeuger und Musikmanager schildert darin die Höhen und Tiefen der Musikfestwochen, die 1976 von Linksaktivisten als Antwort auf die elitären Luzerner Musikfestwochen gegründet wurden. Neben Musikern kommen im Buch auch einige der zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer zu Wort, ohne welche die Durchführung des Festivals nicht möglich wäre. Das erste, von den Gründervätern Markus Hodel und Daniel Schlatter 1976 in der berüchtigten Africana-Bar an der Neustadtgasse organisierte Festival verfügte über ein bescheidenes Budget von 1500 Franken. Eine Gage erhielten die Bands nicht. Das Ziel der Initianten, zeitgemässe Kultur auf die Strasse zu bringen, konnte drei Jahre später mit dem ersten Festival in der Steinberggasse erreicht werden. Es folgten turbulente Zeiten, und die Musikfestwochen wurden mehr als einmal totgesagt. Neben dem Ringen um Anerkennung und Lärmproblemen machten dem Verein auch interne Querelen zu schaffen, die 1994 in einer «Palastrevolution» gipfelten, bei welcher der langjährige Programmchef Martin Kaiser abgesetzt wurde. Gleichwohl gelang es den Organisatoren dank der Unterstützung durch die Stadt immer wieder, Stars der Rock-, Pop-, Blues- und Jazzszene für Konzerte in der Steinberggasse zu verpflichten. Inzwischen hat sich das Festival zu einem Grossanlass mit einem Budget von einer Million Franken entwickelt. Die Liste der Stars, die in Winterthur auftraten, ist lang: Aerosmith, Chick Corea, Friedrich Gulda, Rory Gallagher, Herbert Grönemeyer, The Kinks, John McLaughlin, Iggy Pop, Iron Maiden, Myriam Makeba, Nina Hagen und Udo Lindenberg sind nur einige davon. Derartige Top-Acts können sich die Organisatoren heute aus finanziellen Gründen nicht mehr leisten. Trotzdem bietet das Festival, das im Verlaufe der Jahre durch weitere Kultursparten wie Film, Theater, Kleinkunst und Tanz ergänzt wurde, auch heute noch ein facettenreiches Kulturprogramm. Im Buch mit dem Titel «Festival Fieber!» berichten zahlreiche Protagonisten über ihre Erfahrungen. So erfährt man in einem Interview mit Chris von Rohr, der 1978 mit seiner Band Krokus als Vorgruppe der britischen Boomtown Rats auftrat, dass deren Sänger Bob Geldof seine Gruppe als «allerletzte Lumpenband» bezeichnet habe. Campino, Sänger der deutschen Punkband «Die Toten Hosen», bedauert es noch heute, dass er beim Konzert im Jahre 1992 über die Lautsprechertürme an der Steinberggasse in die Wohnung eines Pfarrers eingedrungen sei und Gegenstände aus dieser im Publikum verteilt habe. Zur Wiedergutmachung habe er der Kirchgemeinde im Nachhinein immerhin an die hundert Bibeln gespendet. Weniger gut an Winterthur und an sein früheres Konzert mit den Stone Temple Pilots erinnern konnte sich der amerikanische Sänger Scott Weiland anlässlich des Auftritts von Velvet Revolver im vergangenen Jahr: Auf die Frage, ob es speziell gewesen sei, mitten in der Altstadt aufzutreten, antwortete er nur mit «Yeah, yeah». «Festival Fieber! - 30 Jahre Winterthurer Musikfestwochen». Das 156 Seiten umfassende, reich illustrierte Buch ist im Chronos-Verlag erschienen und kostet 30 Franken. Neue Zürcher Zeitung ZÜRICH UND REGION Donnerstag, 01.09.2005 Nr.203 57 Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der NZZ (c) 1993-2006 Neue Zürcher Zeitung AG