Die Musik der Juden Osteuropas

lomir ale singn

Redaktionelle Mitarbeit: Petra Goldman

Broschur
2002. 2. Auflage 2008.
179 Seiten, durchgehend illustriert, mit Musik-CD
ISBN 978-3-0340-0547-0
CHF 44.00 / EUR 29.90 
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Seit den 70er Jahren hat die jiddische Musik, insbesondere die Klesmermusik, einen unglaublichen Aufschwung erlebt. Klesmer-Ensembles entstehen überall, und besonders in Deutschland erfreuen sie sich grosser Beliebtheit.
Vom Aufschwung zur Mode ist es oft nicht weit; und die Mode hat es mit sich gebracht, dass zwar viel jiddische Musik gesungen und gespielt wird, oft aber die historischen, sprachlichen, kulturellen und stilistischen Hintergründe völlig ausser Acht gelassen werden.
Lomir ale singn will über diese Hintergründe informieren. Das Buch bietet seriös recherchierte Information auf verständliche Art vermittelt, mit zahlreichen Illustrationen und Notenbeispielen. Es informiert über die Musik der Synagoge (mit einem Exkurs über die gemässigte Reform in Deutschland), das jiddische Lied, jiddisches Theater und jiddischen Film und über Klesmermusik. Einen breiten Raum nehmen Biographien von Dichtern, Komponisten und Interpreten ein; viele dieser Lebensgeschichten, insbesondere bei den grossen Synagogenkantoren der Vergangenheit, lesen sich wie Abenteurgeschichten. Zwei Anhänge informieren über die traditionellen jüdischen Tonarten und die Formen der Klesmermusik. Ausserdem enthält das Buch eine reichhaltige Bibliographie und Diskographie sowie ein Glossar.
Dem Buch liegt eine CD bei, die einen klingenden Eindruck der beschriebenen Musik vermittelt. Unter den Tonbeispielen befinden sich zahlreiche Raritäten; bei Drucklegung des Buches ist keines der aufgenommen Stücke anderweitig auf CD erhältlich.

Der Autor befasst sich seit über dreissig Jahren als Forscher und Interpret mit ostjüdischer Musik. Er konzertiert in Europa und den USA, hat zahlreiche CDs und Radioprogramme produziert und hält regelmässig Vorträge. Er ist Initiator und künstlerischer Leiter des seit 1988 alle zwei Jahre stattfindenden Jiddisch-Festival in Fürth (Bay.). Zusammen mit Petra Goldman gibt er die Anthologie Ostjüdischer Musik heraus, eine CD-Reihe mit historischen Aufnahmen.

Pressestimmen

Vom Schtetl zum Broadway

j. h. Die Musiker tragen Namen wie Efrem Zimbalist oder Naftule Brandwein; die besten von ihnen singen «mit einer Träne in der Stimme». Fröhlichkeit und Melancholie, die beim jiddischen Lied eine enge Verbindung eingehen, prägen auch die Instrumentalmusik. In seinem anregenden Buch beschreibt François Lilienfeld, selbst Sänger und Akkordeonist, die Entwicklung der ostjüdischen Musik und zeigt auf, dass Synagogalmusik, jiddisches Lied und Klezmermusik nur drei Facetten einer einzigen Kultur darstellen. Während der Nazizeit wurde diese Kultur beinahe ausgerottet und konnte nur im amerikanischen Exil überleben, wo ihr auch ein kommerzieller Erfolg beschieden war. Viele der in knappen Biographien vorgestellten Musiker waren nicht nur Grenzgänger im geographischen Sinn, sondern bewegten sich auch musikalisch zwischen der überkommenen Tradition und den Bedürfnissen der Unterhaltungsindustrie. Während die jüdische Musik in Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg nie mehr recht Fuss fassen konnte, hat sie in den letzten Jahrzehnten gerade in Deutschland einen grossen Aufschwung erlebt, wo heute - pointiert ausgedrückt - die Enkel der Täter für die Enkel der Opfer spielen. Ein Glossar mit Fachbegriffen, eine kommentierte Bibliographie und Diskographie sowie eine CD mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen runden diese materialreiche Einführung ab.

François Lilienfeld: Lomir ale singn. Die Musik der Juden Osteuropas. Chronos-Verlag, Zürich 2002. 178 S., Fr. 44.-.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 30.11.2002 Nr.279 64
(c) 1993-2000 Neue Zürcher Zeitung AG Blatt 1


«Mit seiner reichen Bebilderung ist das Buch nicht nur kurzweilig zu lesen, es sollte auch im Lese-Kanon für darbietende KünstlerInnen und MusikerInnen bzw. Film- und HörfunkkommentatorInnen, die über osteuropäisch-jüdische Musik berichten, enthalten sein.»
Ane Klein in Jiddistik Mitteilungen