«Leben heisst kämpfen»
Bilder zur Geschichte der Sozialistischen Arbeiterjugend Zürich, 1926–1940
Herausgegeben vom Schweizerischen Sozialarchiv, Zürich
Gebunden
2001. 176 Seiten, 250 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0528-9
CHF 48.00 / EUR 32.90 
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Die Jugend in den zwanziger und dreissiger Jahren hatte eine unsichere Zukunft. Wirtschaftskrise, Jugendarbeitslosigkeit und die Bedrohung durch Faschismus und Krieg kennzeichneten diese Zeit. 1926 schloss sich in Zürich eine kleine Gruppe von Jugendlichen in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) zusammen. Sie träumten von einer Gesellschaft, «wo der Stärkere dem Schwächeren hilft, wo jeder sein täglich Brot hat und Gewalttätigkeit und Krieg der Vergangenheit angehören». Die SAJ war bereit, für dieses Ziel zu kämpfen. Zwischen 1928 und 1938, zur Zeit des Roten Zürich, entwickelte sie sich zur aktivsten und wichtigsten politischen Jugendorganisation. Mit ihren roten Sturmfahnen und den blauen Hemden prägte die SAJ das Erscheinungsbild der Zürcher Arbeiterbewegung wesentlich mit. Ihre Mitglieder hatten einen starken Zusammenhalt. Das ist bis heute so geblieben: An den Freundschaftstreffen der einstigen SAJ nehmen immer noch Dutzende von Ehemaligen teil.
Der Bildband vermittelt einen Einblick in die Geschichte dieser Jugendbewegung. Zahlreiche Fotografien, Bilder, Quellentexte und Erlebnisberichte geben das Lebensgefühl dieser Jugendlichen aus der Arbeiterschicht, ihre Ideale, ihre Träume und ihren Alltag wieder. Die einzelnen Kapitel zur Organisationsgeschichte, zur Bildungsarbeit und zur Freizeitgestaltung, zum Geschlechterverhältnis und zu den politischen Aktionen beleuchten eine Zeit, die heute wieder starke Beachtung findet. Die Bildauswahl beruht mehrheitlich auf Dokumenten, die von den damaligen Jugendlichen selbst zusammengetragen wurden. Dieses Material bildet eine einzigartige, lebendige Quelle zur Geschichte der Arbeiterjugend in der Zwischenkriegszeit.

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Besprechungen
Erzählende Bilder Das Gesicht der sozialistischen Arbeiterjugend in der Zwischenkriegszeit Musizierende Jugendliche unterwegs in der Wanderkluft, Einladung zur unterhaltsamen Abendveranstaltung gegen das Knabenschiessen und den Krieg, lachende junge Frauen und Männer halb nackt beim Volkstanz in einem gemischtgeschlechtlichen Zeltlager irgendwo am Waldrand, uniformierte, in geschlossener Formation marschierende, fahnenschwenkende Jünglinge mit grimmig-entschlossenen Blicken an einer sozialistischen Kundgebung: Diese sowie zahlreiche weitere Photographien, Plakate und andere Dokumente zur Geschichte der sozialistischen Jugendbewegung in Zürich von 1926 bis 1940 sind in einem gediegen gestalteten Bildband verewigt, mit dem das Schweizerische Sozialarchiv seine reichen Bestände an Kulturgut einer weiteren Öffentlichkeit bekannt machen möchte. Die Bilder geben als Zeitzeugnisse Einblicke in das gesellschaftliche und politisch-aktivistische Leben der organisierten linken Jugend in einer Zeit von Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit, Antimilitarismus, Auseinandersetzungen mit dem Bürgertum, Bedrohung durch Krieg und Faschismus. Vor den Augen des heutigen Betrachters zieht kaleidoskopartig eine für ihn ambivalente Welt vorüber. Eine ferne und fremde Epoche zeigt sich beim Anblick von Aufmärschen gestiefelter Manifestanten in Uniform oder von Jugendlichen in Knickerbockerhosen. Heiteres Lagerleben, Skiwochenende, Badeplausch oder Liebespärchen wirken vertrauter - bereits Eltern und Grosseltern suchten also das Leben auszukosten und ihre Jugend auszuleben. Die immer wiederkehrenden Personen- und Gruppenporträts sowie die Bilder von Kundgebungen lassen beim Blättern mit der Zeit einen Déjà-vu-Effekt aufkommen. Persönliche Erinnerungen ehemaliger Aktivistinnen und Aktivisten untermalen die ausdrucksvollen Aufnahmen, von denen viele der Hobbyphotograph Röbi Risler geknipst hat. Die einführenden Texte zu den nach Themen - wie Bildung und Freizeit, Geschlechterfrage, Antimilitarismus, Internationalismus und Antifaschismus - gruppierten Bildern sind kurz und etwas knapp gehalten. Wer mehr Einblicke in das Leben der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung gewinnen möchte, kann auf Andreas Petersens Darstellung zurückgreifen (vgl. NZZ 27. 9. 01). Ernst Baumeler Urs Kälin: Leben heisst kämpfen. Bilder zur Geschichte der sozialistischen Arbeiterjugend Zürich, 1926-1940. Chronos- Verlag, Zürich 2001. 176 S., Fr. 48.-. Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ. Neue Zürcher Zeitung POLITISCHE LITERATUR Donnerstag, 31.01.2002 Nr.25 18 (c) 1993-2000 Neue Zürcher Zeitung AG Blatt 2