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Frydek – Zürich hin und zurück
Die Geschichte zweier Familien – Die Geschichte einer Strasse
Broschur
1997. 168 Seiten, 26 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-905312-23-2
CHF 38.00 / EUR 22.00 
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Der Autor verbringt seine ersten acht Lebensjahre in Friedek, das zusammen mit Mistek eine Doppelstadt bildet. Diese liegt zwischen Mährisch-Ostrau und Teschen, an der Strasse nach Krakau, Warschau und Moskau. In Friedek, das zu Österreich-Schlesien gehört, wohnen die Deutschen, in Mistek (Mähren) am andern Ufer der Ostrawitza, die Tschechen. Auch Juden und Polen beleben das Bild dieser Gegend.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1908. Vier Jahrzehnte lang herrschte in dieser Ecke der Welt Friede. Die Einwohner leben miteinander und führen sich keineswegs als unduldsame Nationalisten auf. Doch die Ruhe ist nicht von langer Dauer. Der Erste und Zweite Weltkrieg, Prager Frühling und russische Besatzung sowie der Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft hinterlassen ihre Spuren.
In Friedek-Mistek kreuzen sich aber auch die Wege zweier Familien: der deutschstämmigen Nowaks und der aus Zürich zugewanderten Furrers. Eine Jahrhundert-Geschichte aus ganz besonderen Blickwinkeln.
1930 übersiedelt der Autor mit seinen Eltern nach Zürich. Seine Begeisterung für den Fussball lebt er als Spieler des FC Zürich aus, als Trainer im Nebenamt, als Sportjournalist sowie als Pressechef des FC Zürich. Die Welt des Fussballs führt ihn seit Ende der sechziger Jahre mehrmals zurück in die Tschechoslowakei; das Knüpfen von Beziehungen führt soweit, dass der tschechische Nationaltrainer zum Trainer des FC Zürich wird.

«Freude und Hoffnung, noch mehr aber Leid und Not, das schildert der Autor am Beispiel der beiden Familien kenntnisreich und spannend.»
Neue Zürcher Zeitung

(1922–2013)

Pressestimmen
«Freude und Hoffnung, noch mehr aber Leid und Not, das schildert der Autor am Beispiel der beiden Familien kenntnisreich und spannend.» Neue Zürcher Zeitung

Besprechungen
Wechselhafte Geschichte Günther Furrers neues Buch «Frydek-Zürich, hin und zurück» Günther Furrer, der bekannte Zürcher Sportjournalist, hat ein neues Buch geschrieben. Nicht über Fussball diesmal, sondern über die Launen der Geschichte: «Frydek-Zürich, hin und zurück». Die Auslandschweizerfamilie Furrer hat sie in diesem Jahrhundert in reichem Masse erfahren. Ein Jahrhundert Geschichte, erzählt aus besonderen Blickwinkeln - das ist die Geschichte zweier Familien, der Furrers und der Nowaks, die Geschichte einer Strasse im heutigen Frydek, die Günther Furrer in seinem Buch «Frydek-Zürich, hin und zurück» erzählt. Furrers Grossvater Gottlieb, ein in Manchester geschulter Textilingenieur aus dem zürcherischen Zwillikon, hatte sich 1908, nach einer langen Berufskarriere in den Zentren der aufstrebenden Textilindustrie der Habsburgermonarchie, in Friedek niedergelassen, wo er als Direktor und Teilhaber in ein grosses Spinnereiunternehmen eintrat. Die Provinzstadt Friedek gehörte bis nach dem Ersten Weltkrieg zu Österreich-Schlesien. Die Nachbarstadt Místek, am andern Flussufer der Ostravice, liegt schon in Mähren. Dort sprachen die Menschen überwiegend Tschechisch, während man in Friedeck Deutsch sprach. An beiden Orten lebten aber auch viele Juden und Polen, was dem Flecken an der Strasse nach Krakau und Warschau das für die k. u. k. Monarchie so typische Gepräge gab. Noch unter den Habsburgern kreuzten sich in Friedek die Wege der zugereisten Familie Furrer mit jenen der alteingesessenen, deutschstämmigen Handels- und Industriellenfamilie Nowak. Aus den anfänglich beruflichen Kontakten wuchsen 1921 familiäre Bande, als Günther Furrers Vater Otto eine Tochter der Nowaks ehelichte. Ein Jahr später kam Günther zur Welt. Diese hatte sich in der Zwischenzeit beträchtlich verändert. Nach dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie fanden sich die Menschen in Friedek fast über Nacht in einem neuen Staat wieder. Aus Friedek wurde Frydek, und tschechische Nationalisten besetzten die Schlüsselstellungen in der jungen Republik Tschecho-Slowakei. Die wechselhafte Geschichte fand auch in der Umbenennung der Hauptstrasse von Frydek, der eigentlichen Lebensader der kleinen Stadt, ihren Ausdruck: Die Kaiser-Franz-Joseph-Strasse wurde zur Wilsonova trida. Sie sollte ihren Namen später noch sechs weitere Male ändern: 1928, nach einem Blitzbesuch des greisen Staatspräsidenten, in Trida T. G. Masaryka, 1939 in Adolf- Hitler-Strasse, 1945 in Lenin-Strasse, 1948 in Klement-Gottwald-Strasse, 1953 in Rote Strasse, 1989 wiederum in Trida T. G. Masaryka. Was sich hinter diesen nackten Daten an menschlicher Erfahrung verbirgt, Freude und Hoffnung, noch mehr aber Leid und Not, das schildert der Autor am Beispiel der beiden Familien Furrer und Nowak kenntnisreich und spannend. Günther Furrer verlebte in der jungen Demokratie Tschecho-Slowakei frohe Kinderjahre - bis zum Einbruch der grossen Weltwirtschaftskrise; sie brachte seinem Vater den Ruin seiner Import-Export-Firma. 1930 übersiedelten seine Eltern mit ihm nach Zürich, wo ihnen ein mühevoller Neuanfang glückte, der mit der Wahl des Vaters zum städtischen Beamten gekrönt wurde. Aus Günther Furrer, wegen seiner Unkenntnis des Schweizerdeutschen von den Schulkameraden anfänglich als «Sauschwab» beschimpft, wurde alsbald ein waschechter Züribueb, der als Junior des FC Zürich seine bereits in Frydek entbrannte Obsession für den Fussball mit Verve auslebte. 1936 kehrte die Familie besuchsweise noch einmal nach Frydek zurück. Die Vorboten des grossen Weltgewitters waren unverkennbar. Günther suchte vergeblich nach seinen jüdischen Spielkameraden; ihre Familien waren, nach dem Tod des weisen Staatsgründers Masaryk Böses ahnend, in die Vereinigten Staaten und nach England ausgewandert. Für die Familien Furrer und Nowak wurde die Visite zum Abschiedsbesuch für immer. Den Zurückgebliebenen widerfuhr all das Schlimme, das die Nazi-Okkupation und der Krieg und die nachfolgende Befreiung durch die Soldaten der Roten Armee den Menschen brachte. Die Überlebenden der Familie Nowak wurden nach dem Krieg Opfer der erbarmungslosen Vertreibungspolitik unter Präsident Benesch. Grossmutter Furrer - der Patriarch Gottfried war 1943 77jährig an Herzschwäche gestorben - überstand nur dank einem Schutzbrief der Schweizer Gesandtschaft körperlich unversehrt. Sie konnte später, zusammen mit einer Tante, repatriiert werden. 1943 hatte es Günther Furrer nicht vermocht, sie zu diesem Schritt zu bewegen - er war mit Billigung des Armeekommandos unter abenteuerlichen Wegen zur Beerdigung seines Grossvaters gefahren. Erst 1966 kehrte Furrer, als Sportjournalist längst arriviert, an die Stätte seiner frühen Kindheitsjahre zurück. Die Reise wurde ihm zur deprimierenden Erfahrung angesichts des Zerfalls, der ihm auf Schritt und Tritt begegnete. Während des Prager Frühlings bereiste er das Land im Auftrag der Illustrierten «Woche». Nach der Niederwalzung der Reformbewegung bekam er für etliche Jahre kein Einreisevisum mehr. Die (Fussball-)Tore öffneten sich für ihn erst wieder, als er mit der tschechischen Fussballegende Václav Jezek Freundschaft geschlossen hatte: an der Europameisterschaft 1976 in - Sarajewo. Heinz Moll Günther Furrer: Frydek-Zürich, hin und zurück. Die Geschichte zweier Familien - Die Geschichte einer Strasse. Chronos-Verlag, Zürich 1997. 168 S., ill., Fr. 38.-. Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ. Neue Zürcher Zeitung KULTUR 16.09.1997 Nr. 214 54