Von der Zürcher Gartenrevolution
fs . Unter dem - absichtsvoll frivolen? - Titel «Alte Löcher - neue Blicke»
sind die erweiterten Akten einer Tagung zu Innen- und Aussenperspektiven
Zürichs im achtzehnten Jahrhundert erschienen. Zürich wird darin vorgestellt
nicht nur als «Athen der Schweiz» - eine Bezeichnung, die den touristischen
Wert der Limmatstadt schon ein Vierteljahrtausend vor unserer Zeit
illustriert -, sondern ebenso als Drehscheibe einer spezifisch
«schweizerischen» Aufklärung. Ein bunter Strauss von Beiträgen widmet sich
einer ebenso breit angelegten Thematik: Politik - Kunst - Literatur -
Lavater und andere «Figuren»: Unter diesem Raster findet sich etwa ein
erhellender Beitrag von Olivier Burri, der erkundet hat, auf welchen Wegen
sich die französische Aufklärungsliteratur (auch die verbotene) von der
Neuenburger Société Typographique nach Zürich verfolgen lässt; Gerda Mraz
wirft einen Blick in Lavaters Kunstkabinett; Alexandra Bloch stellt die
Schulreform auf der Zürcher Landschaft in den 1770er Jahren in den
Mittelpunkt ihrer Ausführungen; Simone Zurbuchen beleuchtet die Zürcher
«Popularphilosophen» Heinrich Corrodi und Leonhard Meister. Einen wirklich
«neuen» - das heisst ungewohnten - Blick auf vermeintlich Altes wirft
schliesslich Michael Gamper mit seinem Beitrag über Zürichs
«Gartenrevolution». Dabei geht es nicht nur um die Frage Garten oder Natur?
Anhand eines Fragmentes aus der Feder Johann Heinrich Pestalozzis zeigt
Gamper Diskurslinien auf, die von der «Gartenrevolution» zur «moralischen»
Revolution führen.
Alte Löcher - neue Blicke. Zürich im 18. Jahrhundert: Innen- und
Aussenperspektiven. Herausgegeben von Helmut Holzhey und Simone Zurbuchen.
Chronos-Verlag, Zürich 1997. 360 S., Fr. 65.-.
Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON 21.03.1998 Nr. 67 48