Die theoretischen Annahmen des linguistic turn führten seit 1991 innerhalb der Geschlechtergeschichte zu einer Debatte um die Verwendung des Erfahrungsbegriffes. Fragen, die dabei gestellt wurden, lauteten etwa: Kann Erfahrung historisiert werden, ohne dass sie im Diskurs aufgeht? Wie fliessen die Erfahrungen der untersuchten historischen Frauen und Männer in die Forschung ein? Welche Bedeutung haben die Erfahrungen der Forschenden? Kann überhaupt von feststehenden Erfahrungen ausgegangen werden, insbesondere von spezifisch weiblichen und männlichen Erfahrungen, oder sind Vorstellungen von der Authentizität individueller Erfahrungen endgültig zu verabschieden? Welche Bedeutung hat die Idee gleicher weiblicher Erfahrungen für die Frauenbewegung (gehabt)? Ist politisches Handeln ohne diese Idee möglich und legitimierbar?
Innerhalb dieser Debatte machten manche auf die Begrenztheit des Erfahrungsbegriffs aufmerksam, während andere ihn als theoretisches Konzept für die Geschlechtergeschichte verteidigten. Wie sieht es heute in der Forschungspraxis aus? Wie wird aktuell in der Geschlechtergeschichte mit dem Erfahrungsbegriff gearbeitet? Erweist er sich da als nützlich? Wo liegen die Probleme? Diesen Fragen widmen sich an der 11. Schweizerischen HistorikerInnentagung in Zürich zahlreiche ReferentInnen und Workshop-TeilnehmerInnen. In der Publikation zur Tagung soll der Stand dieser Diskussionen dokumentiert werden.