«Arbeitsgeschichte»: update 2000 – «Histoire ouvrière»: update 2000
Traverse. Zeitschrift für Geschichte – Revue d’histoire (ISSN 1420-4355), Band 2000/2
Broschur
2000. 191 Seiten
ISBN 978-3-905315-20-2
CHF 25.00 / EUR 17.40 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • Buchreihe

Schwerpunkt / Dossier Thematique
«Arbeitergeschichte»: update 2000
«Histoire ouvrière»: update 2000
Nicole Schaad, Angelus Eisinger

Arbeitergeschichte im Jahr 2000. Bilanz und Perspektiven
Thomas Welskopp
Résumé

Gender and the Languages of Labor History. An Overview
Kathleen Canning
Abstract

Erfahrung, Diskurs und kollektives Handeln. Neue Forschungsparadigmen in der Geschichte der Arbeiterinnen und Arbeiter
Jakob Tanner
Résumé

Von der Binnendifferenzierung zum «Cosmopolitan pluralism»? Neue Perspektiven für die Geschichte der internationalen Gewerkschaftsbewegung
Madeleine Herren
Résumé

Mutualisme et assurance maladie en Suisse (1893­1912). Une adaptation ambiguë
David Muheim
Zusammenfassung

Comment renouveler l'histoire du mouvement ouvrier. L'exemple de l'interdiction de l'absinthe
Charles Heimberg
Zusammenfassung

Sitzordnungen
Nicole Schaad

Debatte / Debat
Die Schweiz und der Nationalsozialismus. Anmerkungen zu einer Debatte um Forschungsperspektiven und Fragestellungen
Tanja Hetzer, Daniel Wildmann

Historien, expert ou censeur?
Daniel Monnat

Dokument / Document
Revolutionäre Ideen verpackt in lateinische Lehrsätze. Eine etwas ausgefallene Form oppositioneller Öffentlichkeit im Nachmärz
Thomas Christian Müller

Besprechungen / Comptes rendus
Literatur zum Thema / Comptes rendus thématiques
Allgemeine Besprechungen / Comptes rendus généraux

Agenda
Rückspiegel / Echos

Call for Papers

Autorinnen und Autoren / Les AuteurEs

Heftschwerpunkte / Thèmes

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Zusammenfassung

«Arbeitergeschichte»: Update 2000

Nicole Schaad und Angelus Eisinger

Die methodischen, theoretischen und ideologischen Leitbilder der Arbeitergeschichte sind in die Jahre gekommen.(1) Marcel van der Linden versah den 1993 erschienenen Sonderband der International Review of Social History mit dem vielsagenden Titel «The End of Labour History?».(2) Das grosse Fragezeichen am Ende zielte auf die Orientierungslosigkeit der Arbeitergeschichte: ein Forschungsfeld, das einst für einen pionierhaften Aufbruch stand, welches heute aber Gefahr läuft, den Anschluss an jüngere Debatten zu verlieren.
Wichtige ­ wenn auch nur partielle ­ Impulse für die Arbeitergeschichte und die Allgemeine Geschichte kamen zwar bereits in den 1980er Jahren aus der Alltags- und Geschlechtergeschichte.(3) Die analytischen Kategorien «Geschlecht» und «Erfahrung» öffneten den Blick für die Eindimensionalität des bisher verwendeten Klassenbegriffs. Zudem beschleunigten sie unter anderem die Abkehr vom starren dichotomischen Klassenkonzept mit seinem «Oben» und «Unten». Die notwendige Neuorientierung der Arbeitergeschichte wollte dennoch nicht recht in Gang kommen, während sich das Forschungsinteresse auf andere Bereiche verlagerte: Auf «neue soziale Bewegungen», auf Konsumformen, Freizeit, Familie und Nachbarschaftsbeziehungen, in denen Entstehungsprozesse(4) von Geschlecht, Macht, Bewusstsein, Kultur und Identität untersucht wurden.
Die Konjunktur und Krise der Arbeitergeschichte verläuft je nach Forschungskontext freilich unterschiedlich: In der angloamerikanischen Debatte beschäftigten sich die Forschenden der Arbeitergeschichte bereits seit zwei Jahrzehnten mit sprach- und diskursanalytischen, kulturorientierten und konstruktivistischen Ansätzen, während in der deutschsprachigen Diskussion eine an Strukturen des Sozialen, Ökonomischen und Politischen interessierte Sozialgeschichte dominierte. In der Forschungspraxis werden die unterschiedlichen theoretischen und methodischen Ansätze mittlerweile miteinander verbunden.
Ein kurzer Blick auf die Entwicklungen in der schweizerischen Debatte zeigt ­ diese Einschätzung ergänzend ­ vor allem zwei Dinge:(5) Einmal waren lange Zeit viele der schweizerischen Beiträge eher der deutschen strukturorientierten sozialgeschichtlichen Richtung verpflichtet, trugen oft Wesentliches zu ihr bei und öffneten sich deshalb ähnlich zögernd den neueren Ansätzen aus dem angelsächsischen Raum. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der schweizerischen «Arbeitergeschichte» der letzten Jahrzehnte darf nicht vergessen werden. Arbeitergeschichtsschreibung war gerade in den 1960er und frühen 1970er Jahren «Geschichte von unten» par excellence. Nicht wenige der Arbeiterhistoriker und -historikerinnen bezogen ihre Motivation aus einer Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen. Die enttäuschten Erwartungen dieses Geschichtsverständnisses verstärkten auch in der Schweiz die Abwanderungsbewegungen zu den neuen Forschungsfeldern wie «Alltag» und «Frauengeschichte», die nicht nur neue Fragen an die Arbeitergeschichte stellten, sondern sie auch mit methodischen und theoretischen Innovationen bereicherten.(6)
Ist Arbeitergeschichte erneuerbar? Und wo kann sie von neuen prozess- und handlungsorientierten Ansätzen profitieren? Diese Fragen werden in der hier vorgelegten Ausgabe von traverse erörtert. Sie knüpft an eine Tagung an, die unter dem Patronat des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) im März 1999 in Bern unter dem Titel «Objektive Bedingungen und subjektive Erfahrungen: neue theoretische Ansätze in der Geschichte der Arbeiter und Arbeiterinnen» durchgeführt worden war. Ein Teil der Tagungsreferate sind in diesem Band veröffentlicht.
Thomas Welskopp beschäftigt sich mit den Herausforderungen theoretischer Modelle, aus denen sich Perspektiven für eine «Neue» Arbeitergeschichte formulieren lassen. Dabei betont er angesichts der zunehmenden Vielfalt und Spezialisierung der Arbeitergeschichte die Notwendigkeit, zwischen Sozial- und Kulturgeschichte oder Akteurs- und Systemgeschichte zu vermitteln: mit dem Begriff der «sozialen Praxis» und mit der Einsicht, komplexe Identitätskonstruktionen in der historischen Arbeiterschaft zuzulassen sowie Prozesse der Gemeinschaftsbildung und Vergesellschaftung zu berücksichtigen. Überdies fordert er, den analytischen Klassenbegriff zu modernisieren und auf soziale Handlungsfelder kapitalistischer Gesellschaften zu erweitern.
Kathleen Canning bringt aus der kulturwissenschaftlichen Forschung linguistische, diskursive und symbolische Aspekte in die Arbeitergeschichte ein. Ausgehend von der angloamerikanischen Debatte skizziert sie die Impulse der Geschlechtergeschichte für die Arbeitergeschichte: mit der Kategorie «Geschlecht» werden bestehende Interpretationsmuster dekonstruiert und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung auch als Produkt von Diskursen (gendered narratives) analysiert. Canning verbindet die Kategorien «Geschlecht», «Klasse», «Staatsbürgerschaft» und «Nation» zu einem Forschungsfeld und zeigt anhand methodischer Überlegungen zur Körpergeschichte, wie diese gemeinsam die Arbeitergeschichte «beleben» könnten.
Ausgehend vom Paradigmenwechsel der Geschichtsschreibung befasst sich Jakob Tanner mit kulturalistischen Ansätzen, die konstruktivistisch und handlungstheoretisch begründet sind: im Zentrum stehen diskursive Strategien der Arbeiterbewegung und die Bedeutung von Bildern für Kommunikationsprozesse. Zunächst diskutiert der Autor an Textbeispielen aufgeworfene theoretische und methodische Fragen, die er anschliessend mit Bildern um eine symbolische, ikonographische und semiotische Lektüre ergänzt. Er verdeutlicht den Übergang vom proletarischen Habitus zur Inszenierung des normalen, prosperierenden Staatsbürgers. Indem er den Handlungsbegriff um den Zugang von Diskursen und visueller Kommunikation erweitert, zeigt er mögliche Perspektiven für sozial- und kulturhistorische Ansätze in der Arbeitergeschichte auf.
Die internationale Gewerkschaftsbewegung hat bis heute in der Debatte um die Neuorientierung der Arbeitergeschichte keine wesentliche Rolle gespielt. Madeleine Herren interessiert sich für die Gründe der wissenschaftlichen Zurückhaltung, die sie vor allem in der Nabelschau verortet, die Unterschiede betont und einen international vergleichenden Ansatz erschwert. Die Autorin stellt neuere Untersuchungen zur internationalen Gewerkschaftsbewegung vor und skizziert abschliessend Forschungsperspektiven für die Geschichte der internationalen Gewerkschaftsbewegung.
David Muheim beschäftigt sich mit den sogenannten Hilfsgesellschaften und der kontroversen Diskussion über das erste Eidgenössische Krankenversicherungsgesetz, das 1900 in der Volksabstimmung abgelehnt wurde. Die vom Autor untersuchte Fédération des Sociétés de secours mutuels de la Suisse romande war gegen eine obligatorische und soziale Versicherung, musste sich dann aber mit der Einführung des eidgenössischen Kranken- und Unfallversicherungsgesetzes 1918 dem Wandel zur modernen Versicherungsgesellschaft unterziehen. Der Autor stellt die unterschiedlichen Positionen und verschiedenen Strukturen dieser Hilfsgesellschaften wie auch ihr Verhältnis zur Arbeiterbewegung vor.
Charles Heimberg diskutiert am Beispiel des Absinthverbots zu Beginn des 20. Jahrhunderts die soziale Lage und Befindlichkeit der politischen Arbeiterbewegung in der Westschweiz. Die Initiative über ein Absinthverbot wurde in einer emotionalen, angespannten Atmosphäre im Anschluss an einen Mordfall lanciert, bei welchem Alkohol im Spiel war: der Abstimmungskampf löste innerhalb der Arbeiterbewegung, insbesondere in der Westschweiz, heftige Kontroversen aus.
Die Beiträge geben einen Einblick in die internationale, aber auch nationale Neuorientierung der Arbeitergeschichte. Gemeinsam verweisen sie auf einen Forschungsbedarf: Darin wird kollektives Handeln und Bewusstsein nicht als selbstverständlich betrachtet, sondern vielmehr nach den Entstehungsbedingungen gefragt; Klassenbeziehungen werden auf Milieus erweitert und Machtfelder sowie Herrschaftsstrukturen in ihrer Heterogenität und Dynamik untersucht; Organisationen und Institutionen werden in ihrer sozialen Praxis und symbolischen Dimension analysiert; und schliesslich wird der Begriff der «Klasse» in seiner konstruktivistischen Ausprägung als relationale Kategorie in Verbindung mit anderen Kategorien wie Geschlecht und Ethnizität begriffen.

Anmerkungen

(1) Thomas Welskopp, «Von der verhinderten Heldengeschichte des Proletariats zur vergleichenden Sozialgeschichte der Arbeiterschaft ­ Perspektiven der Arbeitergeschichtsschreibung in den 1990er Jahren», in 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 3 (1993), 34­53.
(2) Marcel van der Linden (Hg.), «The End of Labour History?» Sonderheft der International Review of Social History 38 (1993).
(3) Vgl. Joan W. Scott, Gender and the Politics of History, New York 1988; Alf Lüdtke (Hg.), Alltagsgeschichte: zur Rekonstruktion historischer Erfahrungen und Lebensweisen, Frankfurt a. M. 1989.
(4) Vgl. Edward P. Thompson, The Making of the English Working Class, Harmondsworth 1979 (zuerst 1963): bereits in dieser Untersuchung hatte sich E. P. Thompson für die Entstehungsbedingungen der Arbeiterklasse interessiert.
(5) Einen Überblick bieten Brigitte Studer, François Valloton (Hg.), Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung. Eine historiographische Bilanz 1848­1998, Zürich 1998. Zu den Schweizer Pionierarbeiten aus frühen Jahren zählen v. a.: Rudolf Braun, Sozialer und kultureller Wandel in einem ländlichen Industriegebiet, Zürich 1999 (erstmals 1965); Rudolf Vetterli, Industriearbeit, Arbeiterbewusstsein und gewerkschaftliche Organisation, Göttingen 1978.
(6) Vgl. u. a.: Elisabeth Joris, Heidi Witzig (Hg.), Frauengeschichte(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz, Zürich 1986; siehe auch die Anschlussuntersuchung derselben Autorinnen: Brave Frauen und aufmüpfige Weiber. Wie sich die Industrialisierung auf Alltag und Lebenszusammenhänge von Frauen auswirkte (1820­1940), Zürich 1992.


Résumé

«Histoire ouvrière»: update 2000

Nicole Schaad und Angelus Eisinger

(Traduction: Thomas David)

Les modèles méthodologiques, théoriques et idéologiques de l'histoire ouvrière ont vieilli.(1) Marcel Van der Linden avait d'ailleurs donné au numéro spécial de la International Review of Social History, paru en 1996, le titre évocateur de «The End of Labour History?».(2) Le point d'interrogation à la fin du titre mettait explicitement en évidence la perte d'orientation de l'histoire ouvrière: un champ de recherche, ayant apporté autrefois un véritable renouveau à la discipline, mais qui court aujourd'hui le risque de perdre le contact avec les débats les plus récents. Dans les années 1980, l'histoire de la vie quotidienne et l'histoire des genres ont toutefois renouvelé ­ mais seulement partiellement ­ l'histoire ouvrière.(3) Les catégories analytiques «genre» et «vécu» ont en effet remis en question l'approche unidimensionnelle de la notion de classe utilisée jusqu'alors. Elles ont en particulier accéléré l'abandon du concept de classe dans sa dimension rigide, marquée par la dichotomie entre classes supérieures et inférieures. Cependant, cette réorientation de l'histoire ouvrière n'est pas parvenue à insuffler un nouvel élan, alors que la recherche se déplaçait vers de nouveaux champs: les «nouveaux mouvements sociaux», les formes de consommation, la famille et les relations de voisinage, au travers desquels les processus de formation des catégories de genre, de pouvoir, de conscience, de culture et d'identité étaient examinés.
Cette conjoncture de l'histoire ouvrière s'est déroulée, en fonction du contexte de la recherche, sur des modes bien distincts. Dans les débats anglo-saxons, les chercheurs ont mis l'accent, depuis deux décennies, sur les approches constructivistes, linguistiques, centrées sur l'analyse du discours et attachées aux faits culturels. Dans l'espace germanique, par contre, une histoire sociale s'attachant aux structures du social, de l'économie et du politique a prédominé. Dans la pratique de la recherche, ces différentes perspectives théoriques et méthodiques ont été entre-temps combinées.
Un bref regard sur l'évolution des débats en Suisse ­ pour compléter ce tableau ­ met en avant deux points principaux.(4) D'une part, un grand nombre de contributions helvétiques se sont inscrites dans la perspective de l'histoire sociale allemande, participant souvent activement aux débats, mais ne se sont ouvertes qu'avec hésitation aux concepts anglo-saxons. Un autre aspect essentiel de l'histoire ouvrière suisse de ces dernières décennies doit être souligné. Cette dernière était dans les années 1960 et au début des années 1970 une histoire d'en bas par excellence. La plupart des historiennes et des historiens tiraient leur motivation d'une critique des comportements sociaux existants. Les attentes déçues de cette perspective historique ont à leur tour renforcé, en Suisse, le déplacement de la recherche vers de nouveaux champs comme «l'histoire de la vie quotidienne» et l'«histoire des femmes», qui non seulement posaient de nouvelles questions à l'histoire ouvrière, mais l'enrichissaient de nouveaux apports méthodologiques et théoriques.(5) Peut-on renouveler l'histoire ouvrière? Et quelles seront les sources de ce renouvellement? Ces questions ont été débattues dans le présent numéro de traverse. Ce dernier est issu d'une journée organisée en mars 1999 à Berne sous le patronage de l'association des syndicats suisses et intitulée «Conditions objectives et expériences subjectives: nouvelles perspectives théoriques dans l'histoire des ouvrières et des ouvriers». Une partie des contributions ont été réunies dans ce volume.
Thomas Welskopp s'est intéressé aux défis posés par les modèles théoriques, à partir desquels des perspectives pour une nouvelle histoire ouvrière se laissent formuler. Il insiste, en regard de la spécialisation croissante de l'histoire du mouvement ouvrier, sur la nécessité de concilier l'histoire sociale et culturelle ou celle des acteurs et des systèmes. Pour ce faire, il met en avant le concept de «Praxis sociale» afin d'intégrer des constructions identitaires complexes au sein de la classe ouvrière et de tenir compte des processus de formation communautaire et de socialisation. Il revendique en outre la modernisation du concept de classe et son élargissement, dans les sociétés capitalistes, aux domaines d'intervention sociale de ces dernières.
Kathleen Canning intègre, dans le cadre d'une recherche sur l'histoire culturelle, des éléments linguistiques, discursifs et symboliques dans l'histoire du mouvement ouvrier. A partir des débats anglo-saxons, elle esquisse les contributions que l'histoire des genres peut apporter à l'étude de l'histoire ouvrière. Avec la catégorie «genre», des modèles d'interprétation existants sont en effet déconstruits et la division sexuelle du travail est également interprétée comme le produit des discours (gendered narratives). Canning relie entre elles les catégories de «genre», de «classe», de «citoyenneté» et de «nation». Elle montre, à partir de réflexions sur l'histoire du corps, de quelle manière ces catégories peuvent, ensemble, vivifier l'histoire ouvrière.
Partant du changement de paradigme de l'écriture historique, Jakob Tanner traite des dimensions culturalistes, qui se fondent sur des aspects constructivistes et pragmatiques. L'analyse des stratégies discursives produites par le mouvement ouvrier et le décryptage des images constituent le point central de cette contribution. Tout d'abord, l'auteur discute de questions théoriques et méthodologiques à partir de textes. Il poursuit ensuite son analyse, sur la base d'un corpus d'images, proposant ainsi une lecture symbolique, iconographique et sémiotique globale. Il rend explicite le passage d'un habitus prolétarien à la mise en scène d'un citoyen normal, prospère. Ce faisant, il intègre les discours et la communication visuelle, et met en évidence de nouvelles pistes pour les approches sociales et culturelles de l'histoire ouvrière.
Le mouvement syndical international n'a joué jusqu'à présent aucun rôle dans les débats autour de la nouvelle orientation de l'histoire ouvrière. Madeleine Herren s'intéresse aux raisons de cette retenue scientifique. Elle l'attribue à un excès de nombrilisme, qui souligne les différences et qui rend difficile une perspective internationale comparative. L'auteur présente de nouvelles recherches touchant au mouvement syndical international et esquisse, pour finir, des perspectives pour leur réalisation.
David Muheim s'est intéressé aux sociétés de secours et à la controverse sur la première loi fédérale d'assurance maladie, qui est rejetée en 1900 en votation populaire. La Fédération des Sociétés de secours mutuels de la Suisse romande, examinée par l'auteur, s'opposait au principe d'une assurance sociale obligatoire, mais a cependant dû, suite à l'introduction de la loi fédérale sur l'assurance maladie et accident de 1918, s'adapter à l'évolution vers une société d'assurances moderne. L'auteur présente les différentes positions et structures de cette société de secours, ainsi que son attitude vis-à-vis du mouvement ouvrier.
Charles Heimberg discute, à partir de l'exemple de l'interdiction de l'absinthe au début du 20e siècle, de la situation sociale du mouvement ouvrier en Suisse romande et de l'émergence d'une conscience politique au sein de ce dernier. L'initiative pour l'interdiction de l'absinthe fut lancée ­ à la suite d'un assassinat, où l'alcool avait joué un rôle ­ dans une atmosphère tendue et émotionnellement chargée. La campagne électorale suscita à l'intérieur du mouvement ouvrier, en particulier en Suisse romande, de violentes controverses.
Les contributions donnent un aperçu de la nouvelle orientation de l'histoire ouvrière à l'étranger, mais également en Suisse. Toutes renvoient à un impératif  de la recherche: l'action et la conscience collectives ne sont pas considérées comme allant de soi; ce sont plutôt leurs conditions d'émergence qui sont explorées. Les relations de classe sont élargies aux milieux sociaux et les rapports de force, ainsi que les structures de pouvoir, sont examinés dans leur hétérogénéité et leur dynamique; les organisations et les institutions sont analysées dans leur dimension sociale et leur praxis symbolique; finalement le concept de classe est conçu dans son expression constructiviste, liée aux autres catégories telles que le genre et l'ethnicité.

Notes

(1) Thomas Welskopp, «Von der verhinderten Heldengeschichte des Proletariats zur vergleichenden Sozialgeschichte der Arbeiterschaft ­ Perspektiven der Arbeitergeschichtsschreibung in den 1990er Jahren», in 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 3 (1993), 34­53.
(2) Marcel van der Linden (Hg.), «The End of Labour History?» Numéro spécial de International Review of Social History 38 (1993).
(3) Voir en particulier Joan W. Scott, Gender and the Politics of History, New York 1988; Alf Lüdtke (Hg.), Alltagsgeschichte: zur Rekonstruktion historischer Erfahrungen und Lebensweisen, Frankfurt a. M. 1989.
(4) Pour un aperçu de cette historiographie, nous renvoyons à Brigitte Studer, François Valloton (Hg.), Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung. Eine historiographische Bilanz 1848­1998, Zürich 1998. Parmi les travaux pionniers en Suisse, voir entre autres: Rudolf Braun, Sozialer und kultureller Wandel in einem ländlichen Industriegebiet, Zürich 1999 (erstmals 1965); Rudolf Vetterli, Industriearbeit, Arbeiterbewusstsein und gewerkschaftliche Organisation, Göttingen 1978.
(5) Elisabeth Joris, Heidi Witzig (Hg.), Frauengeschichte(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz, Zürich 1986; voir également la recherche finale de ces deux historiennes: Brave Frauen und aufmüpfige Weiber. Wie sich die Industrialisierung auf Alltag und Lebenszusammenhänge von Frauen auswirkte (1820­1940), Zürich 1992.


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