Wirtschaft und Herrschaft
Beiträge zur ländlichen Gesellschaft in der östlichen Schweiz (1200–1800)
Broschur
1999. 504 Seiten
ISBN 978-3-905313-18-5
CHF 68.00 / EUR 39.00 
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Mit den grossen französischen Regionalstudien vor Augen wurde an der Universität Zürich vor über zwanzig Jahren ein Forschungsprojekt in Angriff genommen mit dem Ziel, die Kenntnisse über die regionale ländliche Gesellschaft in der spätmittelalterlichen Ostschweiz zu verbessern. Um die offenkundigen sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Lücken zu füllen, schienen die als «Wirtschafts- und Verwaltungsquellen» bezeichneten nichturkundlichen Bestände besonders gut geeignet. Parallel zu den folgenden Erfassungs- und Inventarisierungsarbeiten entstanden Dutzende von schriftlichen Arbeiten. Ausser in einigen Dissertationen und Lizentiatsarbeiten sind die meisten Ergebnisse bislang unpubliziert geblieben. Die im vorliegenden Sammelband abgedruckten 21 Beiträge sollen nun einige Resultate des Projekts einem breiteren Publikum vorstellen. Von der Quellenerfassung über die wissenschaftliche Darstellung von Teilproblemen bis hin zur publikumsgerechten Aufbereitung historischer Stoffe im Museum decken sie zugleich die ganze Bandbreite historischen Schaffens ab.

geb. 1953, Dr. phil., Historiker, Geschäftsführer der Beratungsstelle für Landesgeschichte.


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(1943–2010)


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Aufsätze im Chronos Verlag

Inhalt
Margrit Irniger: Garten, Gartenbau und bäuerliche Familienwirtschaft in der Nordschweiz (14. bis 16.Jahrhundert)
Stefan Sonderegger: Der Rebbrief von 1471 ­ eine wichtige Quelle zum Weinbau im St. Galler Rheintal. Kommentar und Neuedition
Matthias Weishaupt: Zehntverweigerungen von Appenzeller Viehbauern gegenüber dem Heiliggeist-Spital St. Gallen in den Jahren 1440­1483
Susanne Summermatter: Schweigen im Raum Einsiedeln
Margot Clausen: Strukturwandel und bäuerliche Organisationsformen am Beispiel des Klosters Allerheiligen im 15. Jahrhundert
Bruno Meier: Wirtschaftsorganisation und Konjunktur in der Herrschaft Wildegg 1640 bis 1680
Saskia Klaassen: Zürcher Salzmasse im Marktalltag des 17. und 18.Jahrhunderts
Katja Hürlimann: Erinnern und aushandeln. Grenzsicherung in den Dörfern im Zürcher Untertanengebiet um 1500
Markus Stromer: Wege zum Dorf. Die Nutzung ländlicher Wege als Ausdruck dörflicher Selbstbestimmung
Peter Niederhäuser: Dorfgemeinden und Herrschaftsstrukturen im Zürcher Weinland im Übergang zur Frühen Neuzeit
Marc Dosch: Zur Entwicklung der ländlichen Gemeinde in Graubünden im 15. und 16. Jahrhundert
Adrian Collenberg: Alp Ranasca. Rechtshistorische und ökonomische Aspekte einer «Alpwirtschaft aus Distanz» im 15. und 16.Jahrhundert
Urs Amacher: Die Fischermaien. Die Gerichtstage der Fischer zwischen eigener Reglementierung und herrschaftlicher Machtausübung
Alfred Zangger: Alltagsbeziehungen zwischen Klosterherrschaft und Bauern am Beispiel des Prämonstratenserklosters Rüti im 15. Jahrhundert
Erwin Eugster: Die Herren von Toggenburg
Peter Erni: Güterverwaltung und Schriftlichkeit des Klosters St. Katharinental in Basadingen. Bemerkungen zur kontextbezogenen Interpretation spätmittelalterlicher Urbarien
Gregor Egloff: Das Urbar als Werkzeug historischer Erinnerung und Legitimation. Güterverzeichnisse des Kollegiatstifts St. Michael in Beromünster vom 14. bis ins 17. Jahrhundert
Florian Hitz: Eine alpine Schriftlichkeitslandschaft. Rätische Klosterurbare um 1500
Gerold Ritter / Regula Schmid: Geschichte multimedial. Ein elektronisches Lernprogramm im historischen Museum
Dominik Sauerländer: Ist Geschichte ausstellbar? Ländliche Gesellschaft im «Forum der Schweizer Geschichte» in Schwyz
Thomas Hildbrand: Der Tanz um die Schrift. Zur Grundlegung einer Typologie des Umgangs mit Schrift
Roger Sablonier: Ländliche Gesellschaft. Ein Ausblick

Besprechungen
Die östliche Schweiz in der Vormoderne tmn. Breit angelegte Monographien über Regionen im Ancien Régime waren das Markenzeichen der «Annales»-Schule in ihrer kilometrischen Phase ab etwa 1960. Das französische Modell stand geistig Pate, als am Lehrstuhl des Zürcher Mediävisten Roger Sablonier vor über zwanzig Jahren mit der systematischen Aufarbeitung bisher kaum beachteter nichturkundlicher Wirtschafts- und Verwaltungsquellen der östlichen Schweiz begonnen wurde. Ein Sammelband mit 23 Beiträgern gibt eine Vorstellung von den seither und gegenwärtig betriebenen Forschungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte. Sie reichen von der Selbstversorgung im Bauerngarten über die Normierung der Salzmasse oder die mikrogeschichtliche Rekonstruktion der klösterlichen Güterverwaltung und Abgabenerhebung in Basadingen bis hin zur multimedialen oder musealen Präsentation von Geschichte. Machtstrategien der Grafen von Toggenburg werden ebenso analysiert wie das mehr oder weniger konfliktuelle Aushandeln von (Herrschafts-, Dorf- oder Parzellen-)Grenzen in einer Gesellschaft, in der Kataster oft noch fehlen. Erfolgreiche dörfliche Widerspenstigkeit zermürbte in Dachsen und Uhwiesen zwar die lokalen Gerichtsherren, die Adligen von Fulach, in langen Streitigkeiten über Bussen und Abgaben; doch trat in der Mitte des 16. Jahrhunderts der bisherige Schiedsrichter, die Zürcher Landesherrschaft, an ihre Stelle und schränkte den Spielraum der Dorfbewohner viel effizienter ein als die vormaligen Schlossherren auf Laufen. Methodisch unterschiedlich, doch stets theoretisch reflektiert, werden hier zahlreiche Einblicke in den Komplex «ländliche Gesellschaft» ermöglicht. Thomas Meier / Roger Sablonier (Hrsg.): Wirtschaft und Herrschaft. Beiträge zur ländlichen Gesellschaft in der östlichen Schweiz (1200-1800). Chronos, Zürich 1999. 468 S., Fr. 68.-. Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ. Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON 20.05.2000 Nr. 117 68