Katholisch bleiben?

Freiburg im Üchtland während der Reformation (1520–1550)

Gebunden
2017. 288 Seiten
ISBN 978-3-0340-1401-4
CHF 48.00 / EUR 48.00 
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Wie die katholischen Orte der alten Eidgenossenschaft auf die Reformation reagierten, ist selten eingehend behandelt worden. Auch für Freiburg im Üchtland sind viele Fragen offen, hob doch die ältere Historiografie primär das Ergebnis hervor, statt sich mit dem damit verbundenen Prozess zu befassen. Die Studie schliesst Forschungslücken und gewährt durch den Einbezug unberücksichtigter Quellen eine neue Sicht auf die lokalen und regionalen Ereignisse im Zeitraum von 1520–1550.
Sie widmet sich den kaum untersuchten proreformatorischen Freiburger Milieus und evaluiert die lokalen Massnahmen gegen die Reformation. Sie befasst sich mit den vier bernisch-freiburgischen Herrschaften, die den Wechsel vom alten zum neuen Glauben vollzogen. Dabei erläutert sie die Formen der obrigkeitlichen Verwaltung, die bernisch-freiburgische Interaktion in Konfliktsituationen und fokussiert die Rolle der Vogteibevölkerung und der Vögte. Abschliessend richtet sie den Blick auf die Historiografie zum Thema «Freiburg und die Reformation».

studierte Geschichte und Sozial­forschung und promovierte 2012 zum Thema städtische Elite in Freiburg im Üchtland (18. Jahrhundert). Im Anschluss arbeitete sie am SNF-­Projekt «Une cité assiégée. Freiburg im Üchtland und die Reformation».


Bücher im Chronos Verlag

Inhalt

1 Einleitung und Forschungsstand

1.1 Einleitung
1.2 Untersuchungsgegenstände und Gliederung
1.3 Quellenlage
1.4 Bisherige Literatur
1.4.1 Freiburger Beiträge zur Reformationszeit (1520–1550)
1.4.2 Freiburger Geschichte des erweiterten 16. Jahrhunderts
1.4.3 Freiburger Historiografie
1.4.4 Bernisch-freiburgische Herrschaften
1.4.5 Eidgenössischer Kontext

2 Die Freiburger Ausgangslage

2.1 Herrschaftsansprüche im 15. und 16. Jahrhundert
2.2 Wirtschaftliche Entwicklung und städtische Finanzpolitik
2.3 Bevölkerung, Migration und Fremdenangst
2.4 Frühe Bündnis- und Burgrechtspolitik
2.5 Freiburg in der Eidgenossenschaft (1481–1536)
2.5.1 Ein schwieriger Einstieg
2.5.2 Erste Auswirkungen der konfessionellen Spaltung
2.5.3 Freiburgs Verhältnis zu Zürich
2.5.4 Freiburgs Verhältnis zu Bern – vor und nach der Reformation
2.5.5 Freiburg in der konfessionell gespaltenen Eidgenossenschaft (1527–1536)

3 Freiburg und die Rezeption des reformatorischen Gedankenguts

3.1 Die Verbreitung reformatorischer Ideen am westlichen Rand der Eidgenossenschaft
3.2 Proreformatorische Gesinnung innerhalb des Freiburger Welt- und Ordensklerus
3.2.1 Der niedere Klerus in Stadt und Land
3.2.2 Klöster und Ordensgemeinschaften
3.2.3 Die Chorherren des Kapitels St. Nikolaus
3.2.4 Zwischenbilanz zum Freiburger Klerus
3.3 Freiburger Frühhumanisten und gebildete Laien
3.3.1 Forschungsstand und lokale Voraussetzungen
3.3.2 Peter Falck
3.3.3 Der Freiburger Humanistenkreis um Peter Falck (bis 1530)
3.3.4 Freiburger Laien und Kleriker mit humanistischer Bildung
3.3.5 Zwischenbilanz zum Freiburger Frühhumanismus und zu seinen Akteuren
3.4 Luthers Anhängerschaft in Freiburger Ratsfamilien
3.4.1 Räte
3.4.2 Übrige Familienmitglieder
3.4.3 Zwischenbilanz zum Freiburger Rat und zu seinem familiären Umfeld
3.5 Übrige Bewohner der Stadt und der Alten Landschaft

4 Massnahmen gegen die Reformation

4.1 Freiburger Gesetze und Verordnungen gegen die Reformation (1522–1550)
4.2 Die Umsetzung der antireformatorischen Massnahmen in die Praxis (1520–1550)
4.3 Zwischenbilanz zur antireformatorischen Freiburger Innenpolitik (1520–1550)
4.3.1 Zur These der frühen und energischen Vorgehensweise des Freiburger Rats
4.3.2 Zur These der frühen ‹profession de foi› von 1524
4.3.3 Freiburger Massnahmen im eidgenössischen Vergleich
4.4 Kleriker als Agenten des alten Glaubens
4.5 Zur Visualisierung der Frömmigkeit bis Mitte 16. Jahrhundert
4.5.1 Sakrale Kunst
4.5.2 Herrschaftszeichen
4.5.3 Prozessionen und Wallfahrten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

5 Die Einführung der Reformation in den gemeinen Herrschaften

5.1 Grasburg-Schwarzenburg
5.1.1 Ausgangslage und Forschungsstand
5.1.2 Verwaltung, Rechtslage, bernisch-freiburgisches Konfliktmanagement und Grasburger Vögte
5.1.3 Die Reformation in Berner und Freiburger Quellen
5.1.4 Die Reformation aus der Sicht der Historiografie
5.1.5 Die Reformation in Grasburg-Schwarzenburg – eine Zwischenbilanz
5.2 Murten, Orbe-Echallens und Grandson
5.2.1 Rechtliche Ausgangslage und Verwaltung der neuen gemeinen Herrschaften
5.2.2 Die Reformation in der Herrschaft Murten
5.2.3 Die Reformation in Orbe-Echallens und Grandson
5.3 Zur Einführung der Reformation in den bernisch-freiburgischen Herrschaften – Zusammenfassung und Fazit

6 Freiburg und die Reformation in der Historiografie

6.1 Der Stand Freiburg aus der Perspektive eidgenössischer Chronisten des 16. Jahrhunderts
6.1.1 Die ‹Berner-Chronik› des Valerius Anshelm
6.1.2. Die Schweizer- und Reformationschronik von Johannes Stumpf
6.1.3 Freiburg in der Reformationschronik von Johannes Salat
6.1.4 Zwischenbilanz zur Aussensicht eidgenössischer Chronisten
6.2 Die Reformation in der Freiburger Historiografie (16.–18. Jahrhundert)
6.2.1 Die Chronik des Franziskaners Anton Palliard (16. Jahrhundert)
6.2.2 Die grosse Freiburger Chronik des Franz Rudella (16. Jahrhundert)
6.2.3 Die Chronik Fuchs – eine Sichtweise am Ende des 17. Jahrhunderts
6.2.4 Die ‹Histoire des Helvétiens› des Freiburger Schultheissen d’Alt
6.2.5 Johann Jacob Leu und der Artikel ‹Freyburg auch Fryburg›
6.2.6 Zwischenbilanz zur Freiburger Historiografie des 16.–18. Jahrhunderts
6.3 Die Reformation in der späteren Freiburger Historiografie (1850–1960)
6.3.1 Jean Nicolas Berchtold
6.3.2 Alexandre Daguet
6.3.3 «J. B.»
6.4 Die Geschichtsschreibung an der Freiburger Universität (1889–1960)
6.4.1 Franz Heinemann und Karl Holder
6.4.2 Gaston Castella
6.4.3 Albert Büchi und Jeanne Niquille
6.4.4 Louis Waeber
6.4.5 Oskar Vasella
6.4.6 Zwischenfazit zur Freiburger Historiografie von 1850–1960
6.5 Schwindendes Interesse ab 1960
6.6 Die Reformation in der Freiburger Historiografie vor und nach der Jahrtausendwende

7 Schlussbilanz

7.1 Auswirkungen der Freiburger Historiografie
7.2 Freiburgs innenpolitische Vorgehensweise
7.3 Zur Neubewertung der proreformatorischen Freiburger Milieus
7.4 Wieso blieb Freiburg katholisch?
7.5 Zur Reformation in den bernisch-freiburgischen Herrschaften
7.6 Freiburg in der Eidgenossenschaft (1520–1550): eine katholische Schutzmacht?

8 Abkürzungsverzeichnis

9 Bibliografie


Pressestimmen

«Meticulous archival research coupled with a critical reading of previous accounts has produced a study which is all the more compelling because it eschews gaudy reinterpretations and does not seek to pull rabbits out of hats.»

Journal of Ecclesiastical History (2019), Tom Scott, University St. Andrews

«La raison pour laquelle un prince ou une ville adoptent le prêche alors que le voisin défend la messe reste en grande partie un mystère. Pourquoi Berne, en 1528, choisit-elle la Réforme tandis que la ville soeur de Fribourg resta catholique? Au fil des siècles, les historiens étaient convaincus de la dimension viscéralement catholique de Fribourg. Ils avaient confondu l’attitude énergique déployée par les partisans de la Réforme catholique durant la deuxième moitié du 16e siècle avec la situation plus contrastée des décennies précédentes. L’historienne Rita Binz-Wohlhauser souligne combien le processus doit être nuancé. Documents à l’appui, elle s’attache à décrire le fil des événements. Et conclut que l’échec de la Réforme à Fribourg s’explique par le désir de préserver la paix sociale que les autorités civiles estimaient menacées par les nouvelles idées religieuses.»

L’Echo magazine, 5. April 2018, Jacques Rime

«In einem ersten, ereignisgeschichtlich ausgerichteten Hauptkapitel beschreibt Binz-Wohlhauser neben dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext die Mächtekonstellation in der Region und in der Eidgenossenschaft, auf die Freiburg sein politisches Handeln abzustimmen hatte (Kapitel 2). Bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass es dem Freiburger Rat bereits im 15. Jahrhundert gelungen war, kirchliche Jurisdiktionsrechte an sich zu ziehen und eine weitgehende Kontrolle über den Ordensklerus einzufordern. [...] Gemessen am eigenen Anspruch, eine Lücke in der Lokalgeschichtsschreibung füllen zu wollen, vermag das Buch [...] zu überzeugen: Es liefert eine erfrischend neue Sicht auf die Lokalgeschichte Freiburgs, indem es stereotype historiografische Narrative aufdeckt und das Bewahren des katholischen Glaubens nicht als von vornherein feststehendes Ergebnis darstellt.»

sehepunkte 18 (2018), Nr. 11, Philipp Zwyssig

«Vielschichtige Studie zur Auseinandersetzung mit der Reformation im eidgenössischen Freiburg. Freiburg im Üechtland wird in der Forschung meist stark vereinfachend als Bollwerk des Katholizismus behandelt, weshalb sich die Studie vornimmt, eine Reihe von Forschungslücken zu schließen und von daher gängige Forschungsthesen zu evaluieren. [...] In einer Schlussbilanz wird deutlich gemacht, was diese Analysen und Evaluationen ergeben haben: dass die Freiburger Auseinandersetzungen mit der Reformation komplexer waren als bisher angenommen, so dass der Ort in den ersten Jahrzehnten der Reformation nicht als Bollwerk des Katholizismus gelten kann.»

Archiv für Reformationsgeschichte, Beiheft Literaturbericht 46/47 · 2017/2018, Ueli Zahnd