«Dem fremden kleinen Gast ein Plätzlein decken»

Julie Bikle und die Beherbergung deutscher Kinder in der Schweiz, 1919–1924

Mit einem Vorwort von Bernd Haunfelder

Gebunden
2016. 156 Seiten, 34 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1320-8
CHF 28.00 / EUR 25.00 
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Das Mitleid mit Kindern, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland Hunger litten, veranlasste Julie Bikle, Winterthurerin mit süddeutschen Wurzeln, ein Kinderhilfswerk aufzubauen. Dies ermöglichte es 47 000 Kindern, zwei Monate in einer Schweizer Familie zu verbringen – ein Aufenthalt, der die kleinen Gäste körperlich stärkte und durch die Beziehung zu den Gasteltern bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterliess.
Anhand von Bikles umfangreichem Nachlass wird diese private humanitäre Hilfe lebendig, aber nicht unkritisch dargestellt. Die Quellen zu erfolgreichen Spendensammlungen während der Inflation 1923 zeugen vom grossen Engagement für die «deutschen Brüder» und dokumentieren Hungersnot und Verzweiflung in Deutschland. Dieses Elend kann gerade aus der Perspektive der humanitär engagierten Schweizerin neu gesehen werden. Als genaue Beobachterin des Zeitgeschehens bewies Julie Bikle zudem häufig politischen Weitblick.

Dorothea Steiner, lic. phil., studierte Geschichte und Germanistik in Berlin, München und Zürich. Sie forscht zu Winterthurer Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Inhalt

Einleitung

Deutsche Ferienkinder in der Schweiz

Die Zusammenarbeit mit Emil Abderhalden ab 1919
- Die Unterernährung in Deutschland 1919/20
- Die Winterthurer Hilfsaktion

Die Schweizer Pflegeeltern und die Zuteilung der Kinder

Die Auswahl der Kinder

Zentralstelle der Schweizerfürsorge für deutsche Kinder ab 1920

Die Kinderunterbringung nach 1920

Das Abderhalden-Hilfswerk: Spendensammlung 1922/23

Zusammenschluss mit dem Schweizer Kinderhilfskomitee 1923
- Die Spendensammlung 1923/24 und Berichte aus Deutschland
- Die Kinderunterbringung 1923/24

Schwierigkeiten bei der Kinderunterbringung

Julie Bikles Leben nach 1924

Julie Bikle privat, als alleinstehende Frau

Julie Bikles Motivation

Zusammenfassung

Anhang
- Dankesschreiben
- Mitgliederverzeichnis der Hilfsaktion Winterthur
- Werbegedicht «Der Kinderzug»
- Zahlen zu den Kinderzügen
- Quellen und Literatur
- Abbildungs- und Kartennachweis
- Personenregister


Pressestimmen

«Die Stärke der Darstellung, die mit Zitaten aus Quellen des Nachlasses arbeitet, ist die Thematisierung der Auswahl von Kindern durch Abderhalden, der Suche und Kontrolle der Pflegeeltern sowie der Motivationen und gesellschaftlichen Haltungen von Julie Bikle. Sie steht beispielhaft für Frauen, die sich mit Freiwilligenarbeit speziell in der transnationalen Kinderhilfe engagierten. Das Buch weist erneut darauf hin, dass die linke und bürgerliche Kinderhilfe vom spanischen Bürgerkrieg bis in die beginnende Nachkriegszeit Vorläuferinnen im und nach dem Ersten Weltkrieg hatten, dass aber diese Geschichte keineswegs erschöpfend aufgearbeitet ist.»

Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 105 2018/2, Béatrice Ziegler

«Was sie [Julie Bikle] unternahm und wie es dazu kam, hat Dorothea Steiner mit zahlreichen bewegenden Einzelheiten zur Darstellung gebracht. [...] Es lohnt sich aber unbedingt, die spannenden und packenden Ausführungen von Dorothea Steiner im Original und in extenso zur Kenntnis zu nehmen. Sie hat die Fakten mit wissenschaftlicher Akribie belegt. Wir begnügen uns daher, für unsere Zusammenfassung auf ihr übersichtlich gegliedertes Werk zu verweisen.»

Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 2018, Roberto Bernhard

«Die Qualität des Buches liegt nicht nur in der sorgfältigen und gut lesbaren Darstellung des eindrücklichen, jahrzehntelangen Engagements von Bikle, sondern auch und vor allem in der ausführlichen Wiedergabe von Briefen.»

Der Landbote, 11. März 2016, Peter Niederhäuser

«Es ist wertvoll, an die Not jener Zeit, den enormen Einsatz vieler Einzelner zu erinnern.»

P.S., 11. März 2016, Hans Steiger