Zwischen Glanz und Elend
Städtische Elite in Freiburg im Üchtland (18. Jahrhundert)
Gebunden
2014. 336 Seiten
ISBN 978-3-0340-1224-9
CHF 68.00 / EUR 55.50 
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Freiburg zur Zeit des Ancien Régime wird zusammen mit Bern, Solothurn und Luzern gerne als aristokratischer Städteort beschrieben, in dem sich eine abgeschlossene Führungsschicht am Vorbild des europäischen Adels orientierte. Die Vorstellung, dass sämtliche Freiburger «Rentiers» von ihren Einnahmen aus Grundbesitz und Solddienst standesgemäss leben konnten, hält sich bis heute.
Die Geschichte der damaligen Saanestadt blieb jedoch bislang weitgehend unerforscht. Gängige Pauschalisierungen werden in der vorliegenden Arbeit hinterfragt, und anstelle eines einstigen Idealtypus rückt die damalige Realität des Alltags in den Vordergrund.
Zahlreiche, aber wenig beachtete Quellen belegen, dass die städtische Elite Freiburgs im 18. Jahrhundert durch eine komplexe Binnenhierarchie gekennzeichnet war, obwohl sie nach aussen gerne das Bild einer homogenen «bourgeoisie privilégiée» vermittelte. Entsprechend unterschiedlich waren die familiären Strategien zur Wahrung oder Verbesserung des eigenen Status und die Möglichkeiten der innerständischen Distinktion.
Die Studie bietet einen breit angelegten Vergleich von rund hundert Freiburger Familien. Ihr Interesse gilt besonders dem individuellen Alltagshandeln sowie verschiedenen sozial- und kulturgeschichtlichen Themen.

studierte Geschichte und Sozial­forschung und promovierte 2012 zum Thema städtische Elite in Freiburg im Üchtland (18. Jahrhundert). Im Anschluss arbeitete sie am SNF-­Projekt «Une cité assiégée. Freiburg im Üchtland und die Reformation».


Bücher im Chronos Verlag

Inhalt
1. Theorie und Forschungsstand

1.1. Einleitung
1.2. Methodische Grundlagen
1.2.1. Gesellschaftliche Strukturierung, Distinktion und soziale Mobilität im 18. Jahrhundert
1.2.2. Zur Identifizierung der Untersuchungseinheit
1.3. Gliederung der Arbeit
1.4. Forschungsstand
1.5. Quellenlage


2. Der Stand Freiburg im 18. Jahrhundert

2.1. Allgemeine Einführung
2.2. Die städtische Elite Freiburgs im 18. Jahrhundert
2.2.1. Das Bürgerrecht und daran gebundene Privilegien
2.2.2. Die privilegierten Familien


3. Soziale Vernetzung durch die Ehe

3.1. Formen sozialer Kontrolle im 18. Jahrhundert
3.2. Freiburger Brautwerbung
3.3. Ehen im 18. Jahrhundert
3.3.1. Formen und Varianten der ebenbürtigen Ehe
3.3.2. Formen und Varianten der Ehe mit Rangniederen
3.4. Konsequenzen der Ehe mit Rangniederen
3.5. Zwischenbilanz: Distinktion durch Heiratsverhalten


4. Besitzverhältnisse, Kapitaltransfer und Umgang mit finanziellen Problemen 63

4.1. Die Differenzierung auf der Basis der Steuerliste von 1798
4.1.1. Rentenrangierung nach Individuen
4.1.2. Rentenrangierung nach Geschlechtern
4.1.3. Rentenrangierung nach Ehepaaren
4.2. Intergenerationeller Kapitaltransfer
4.2.1. Kapitaltransfer im Vorfeld einer Ehe
4.2.2. Transfer von Familienbesitz: erbrechtliche Grundlagen
4.2.3. Freiburger Erbpraxis im 18. Jahrhundert
4.2.4. Positive und negative Aspekte des Fideikommisses
4.3. Finanzielle Alltagsprobleme und ihre Handhabung
4.4. Zwischenbilanz: Distinktion durch unterschiedliche Besitzverhältnisse


5. Legitimation des Führungsanspruchs durch repräsentative Funktionen

5.1. Das zivile Ämterwesen der Stadtrepublik Freiburg
5.1.1. Zugang, Aufstieg und Sicherung einer Ratsposition
5.1.2. Familiäre Repräsentation innerhalb des Rats
5.1.3. Nicht an die Ratsmitgliedschaft gebundene Funktionen
5.1.4. Zwischenbilanz: Ziviles Ämterwesen und Distinktion
5.2. Die fremden Dienste in Frankreich
5.2.1. Karriere im militärischen Sektor
5.2.2. Zwischenbilanz: Militärische Funktionen und Distinktion
5.3. Frauenklöster in Freiburg
5.3.1. Allgemeine Verteilung
5.3.2. Die Beweggründe einer Klosterwahl
5.3.3. Zugang zu den Oberinnenstellen
5.3.4. Zwischenbilanz zur Etablierung in den städtischen Frauenklöstern
5.3.5. Zwischenbilanz: Distinktion durch Repräsentation in städtischen Frauenklöstern


6. Soziale Vernetzung im Rahmen repräsentativer Funktionen

6.1. Netzwerke der zivilen Karriereplanung: Nach innen wie nach aussen gerichtete Beziehungsformen der Geheimen Kammer
6.2. Netzwerke der militärischen Karriereplanung
6.3. Zwischenbilanz: Seilschaften als Mittel innerständischer Distinktion


7. Erziehung und Standesnormen

7.1. Erziehung und Bildung: Bisheriger Forschungsstand
7.2. Früherziehung und Alternativen zu Freiburgs Bildungsstätten
7.3. Frühe Bildungsinhalte und Spracherziehung aus der Sicht der Familien
7.4. Weiterführende Erziehung und Auslandstouren
7.5. Der Kostenfaktor
7.6. Zwischenbilanz: Erziehung und Bildung als Mittel der innerständischen Distinktion
7.7. Gruppenwerte und soziale Kontrolle durch die Geheime Kammer


8. Die Repräsentation der Ehre

8.1. Städtische Distinktionsvorgaben im 18. Jahrhundert
8.1.1. Titulierung und ständische Rangfolge
8.1.2. Distinktion durch Prozessionsteilnahme
8.1.3. Distinktion durch Kleidung
8.2. Distinktion durch adeligen Status
8.2.1. Adelige Anerkennung innerhalb einer Stadtrepublik
8.2.2. Zur Handhabung des Adelstitels: Kompromissbereitschaft und Verzicht versus höfische Ehren
8.2.3. Beweismittel adeliger Herkunft
8.2.4. Erfolgreicher Aufstieg oder Parvenü?
8.3. Der Tod als letzte Möglichkeit zur Repräsentation der Ehre
8.3.1. Die Freiburger Ausgangslage im 18. Jahrhundert
8.3.2. Die Bestattungswünsche privilegierter Stadtbürger
8.3.3. Distinktion durch die Wahl des Bestattungsorts: Freiburger Stadtkirchen im Vergleich
8.4. Zwischenbilanz zur Repräsentation der Ehre


9. Fallbeispiele zur sozialen Mobilität im 18. Jahrhundert

9.1. Zur Vorgehensweise und Auswahl exemplarischer Familien
9.2. Absteiger: die Haberkorn und die Fillistorf
9.2.1. Der freie Fall der Haberkorn
9.2.2. Der allmähliche Niedergang der Ratsfamilie Fillistorf
9.2.3. Haberkorn und Fillistorf im Vergleich: Eine erste Zwischenbilanz
9.3. Zwischen Schande und Ehre
9.3.1. Die adeligen Praroman im 18. Jahrhundert
9.3.2. Die Techtermann-Concise: Gelungene Familienpolitik trotz Schande
9.3.3. Obenbleiben: Praroman und Techtermann im Vergleich zu den Absteigern


10. Die städtische Elite Freiburgs im 18. Jahrhundert – Schlussbilanz