Botenkommunikation und metonymisches Erzählen

Der Parzival Wolframs von Eschenbach

Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 23
Broschur
2013. 280 Seiten
ISBN 978-3-0340-1023-8
CHF 38.00 / EUR 34.00 
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Boten standen in den letzten Jahrzehnten immer wieder im Zentrum unterschiedlicher Forschungsarbeiten. Dabei faszinierte unter anderem, dass in der Botenkommunikation generell eine Eigenheit vormoderner Medien zutage tritt, nämlich eine ausgeprägte Teilhabe an Abwesendem. Literarische Texte wie der Parzival Wolframs von Eschenbach (um 1200) integrieren diese Eigenschaft der Botenkommunikation in imaginäre Welten und spielen sie auf der Ebene des Dargestellten wie der Darstellung durch: Der Parzival weist in seiner Erzählwelt nicht nur überdurchschnittlich viele, variantenreiche und komplexe Botenszenen auf, es zeigt sich an diesem Text auch eine ausgeprägte Reflexion des Erzählens selbst. Die Studie verfolgt mit einer Analyse der Botenkommunikation das Ziel, einerseits Einsichten in mediale Erscheinungen der Vormoderne zu gewinnen, andererseits wesentliche Erkenntnisse über die Bedeutungskonstitution und Poetik des Parzival zu liefern.

Sabine Chabr studierte in Zürich und Genf deutsche sowie französische Sprach- und Literaturwissenschaft. Von 2008 bis 2011 arbeitete sie als Doktorandin im Nationalen Forschungsschwerpunkt «Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen» (Zürich).

Inhalt

Einleitung

Methodische Vorbemerkungen I . Medialität
II. Metonymische Kommunikation
III. Metonymisches Erzählen

Eine Phänomenologie der Botenkommunikation im Parzival I . Botenkommunikation im Überblick
II. Begriffe der Botenkommunikation
III. Ausprägungen der Botenkommunikation
1. Räume
2. Figuren
3. Botschaften
4. Abläufe
IV. Botenkommunikation – tabellarisch

Raumzustände. Botenkommunikation in der Parzival- und Gawan-Handlung I. Arthurische Raum- und Zeitverhältnisse
II. Der Protagonist als Bote. Zwischen Stellvertretung und Substitution
1. Parzival als Bote. Die Begegnung mit Ither in Nantes
III. Die Protagonisten als Botensender. Vermittelte Präsenz und Rückbezug
1. Parzival als Botensender. Orilus, Jeschute und ihre Vorgänger
2. Gawan als Botensender. Der Brief an den Artushof
IV. Die Protagonisten als Botenempfänger. Hereinbrechen und Aufbrechen
1. Parzival als Botenempfänger I: Cundries Botschaft am Plimizoel
2. Gawan als Botenempfänger. Kingrimursels Botschaft am Plimizoel
3. Parzival als Botenempfänger II: Cundries Botschaft in Joflanze
V. Fazit

Nähe und Ferne. Botenkommunikation auf dem Feld von Joflanze I . Zur Joflanze-Handlung
II. Formen der Nähe und Ferne
III. Botenkommunikation I: Fernhalten und Annähern
1. Annähern I: Die Versammlung
2. Fernhalten. Die strît- und die minne-Fernkommunikation
3. Annähern II: Begegnung der Liebenden und Versöhnung der Feinde
4. Ferne Nähe und nahe Ferne. Gaben, Briefe und Boten
IV. Botenkommunikation II: Trennung
V. Kampfkommunikation. Eine Variante stellvertretender Kommunikation
VI. Fazit

Überschneidungen. Das Übermitteln von Neuigkeiten in Erzählung und Botschaft I . Überschneidungen
II. Erzähler und Bote
III. Frau Aventiures Eindringen ins Erzählerherz
IV. Von hungrigen âventiure-Empfängern. Das arthurische Fastengebot
V. Das Erzählen von wunder VI. Fazit


Besprechungen

«Die Zürcher Promotionsschrift widmet sich den verschiedenen literarischen Funktionen von Botenfiguren in Wolframs Parzival: ‹Sie informieren, gliedern, verzögern, beschleunigen, illustrieren, konterkarieren› (12). [...] Anhand zahlreicher Beispiele aus der Parzival- und Gawan-Handlung sowie aus der Joflanze-Handlung zeigt die Verf. auf, wie die metonymischen Relationen der Botenfiguren des Parzival oft dazu beitragen, die Protagonisten in ein großes kommunikatives Netz einzubinden.»

Bibliography of the International Arthurian Society, Volume LXVI (2014)

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.