Sie waren am Rheinfall
Der Rheinfall in der europäischen Literatur
Texte vom Mittelalter bis in die Gegenwart
Gebunden
2009. 392 Seiten, 5 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0918-8
CHF 38.00 / EUR 24.00 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
Was dachten und fühlten Frauen und Männer im Laufe der Jahrhunderte, wenn sie am Rheinfall standen, vor diesem «Wunder der spielenden Natur, was es sonst in Europa nirgends gibt»? Die Texte dieses Buches helfen dem Leser, den Rheinfall als literarisches Abenteuer zu erleben, so wie ihn unsere Vorfahren gesehen haben. Zeugnisse aus über tausend Jahren dokumentieren den Wandel des Rheinfalls vom Furcht einflössenden Ort zum touristischen Kitschbild.

Mythen, Sagen und Legenden stehen am Anfang der «Rheinfall-Saga». Die Gelehrten des 15. Jahrhunderts berichten dann schon mit kühlerem Kopf in Chroniken und geografischen Beschreibungen über das seltsame Naturschauspiel. Kaufleute ärgern sich über das Hindernis für die Schifffahrt, das wiederum Dichter anregt zu hymnischen Gesängen über die Natur.
Eine wahre Hochblüte erlebt die «Rheinfall-Literatur» ab 1700, als die Europäer von der Reiselust gepackt werden. Tausende durchqueren Europa, viele davon besuchen den Rheinfall und berichten in ihrer Sprache in ganz unterschiedlichen Formen: in Briefen, Tagebüchern, Memoiren. Es werden Geschichten und Gedichte verfasst über den Rheinfall.
Ganz Europa ist vor Ort. Neben unzähligen vergessenen Schriftstellern finden wir immer wieder die berühmten Vertreter verschiedener Denkrichtungen der jeweiligen Epoche: Goethe, Mörike, Schopenhauer und Fichte, den französischen Romantiker Lamartine und Victor Hugo, Alexandre Dumas, den englischen Kunstkritiker Ruskin, Mary Shelley, James Fenimore Cooper, den Märchenerzähler Andersen und viele andere mehr.
Mit dem Aufkommen des Massentourismus Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzen gedruckte Reiseführer die persönlichen Berichte und Erlebnisse. Fotografien vom Rheinfall kommen in Umlauf und verdrängen allmählich die Skizzen oder Gemälde. Der Rheinfall wird zur Kulisse in Liebesromanen und historischen Novellen.
Das Buch bietet den bis anhin umfassendsten Überblick über die «Rheinfall-Literatur». In akribischer Kleinarbeit wurden über Jahrzehnte hinweg Zeugnisse aus verschiedenen europäischen Sprachgebieten gesammelt, die nun im vorliegenden Band mit Kurzkommentaren versehen abgedruckt sind.

(1923–2014)
Heinrich Gebhard Butz geboren und aufgewachsen in Neuhausen am Rheinfall. Studium an den Universitäten Zürich und Lausanne. Dissertation über das Kloster Rheinau im 16. Jahrhundert. Gymnasiallehrer in Luzern. Lehrbeauftragter an der Universität Madrid. Dozent an der Seniorenuniversität Luzern.

Inhalt
Erster Teil: Ein schrecklicher Wunderfall. Vom Mittelalter bis 1700

1 Vom «Laufen» zum «Rheinfall»
2 Aus der Sagenwelt
3 Auf der Durchfahrt
4 Neugierige Besucher
5 Ein schrecklicher Wunderfall
6 Gedichte aus dem 16. und 17. Jahrhundert


Zweiter Teil: Höhepunkte der Rheinfall-Literatur. Von 1700 bis Mitte 19. Jahrhundert

1 Reiselust – ein kulturelles Ereignis
2 Der Rheinfall als Ziel
3 Ansichten vom Rheinfall – einst berühmte, heute vergessene Autoren aus dem deutschen Sprachraum
4 Berühmte Frauen und Männer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
5 Besucher aus Frankreich
6 Man spricht Englisch am Rheinfall
7 Reisende aus Dänemark
8 Russen entdecken den Rheinfall
9 Seltene Gäste aus Italien


Dritter Teil: Niedergang der Rheinfall-Literatur – Aufstieg des Tourismus. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart

1 «Der Neuzeit Drache, die Lokomotive»
2 Die letzten Reiseberichte
3 Reiseführer und Schaubücher
4 Poesie um den Rheinfall
5 Geschichten am Rheinfall
6 Der Rheinfall wird erwähnt


Vierter Teil: Offene Fragen

1 Der Rheinfall in der antiken Literatur
2 Ist der Rheinfall gemeint?
3 Der Rheinfall und die Musik
4 Ist der Rheinfall unüberwindlich?

Textauszug
Friedrich Gottlieb Klopstock 1764

Wie der Rhein im höheren Thal fern herkomt
Rauschend, als käm Wald und
Felsen mit ihm,
Hochwogig erhebt sich sein Strom,
Wie das Weltmeer die Gestade

Mit gehobner Woge bestürmt! Als donnr’ er,
Rauschet der Strom, schäumt, fliegt, stürzt sich herab
Ins Blumengefild’, und im Fall
Wird er Silber, das emporstäubt.

So ertönt, so strömt der Gesang; Thuiskuon,
Deines Geschlechts.
,Arthur Schopenhauer 7. Juni 1804

Wir waren noch eine kleine halbe Stunde davon entfernt, u. schon hörten wir das dumpfe Brausen, was immer stärcker wurde bis wir am Ufer standen u. den grossen Wasserfall vor uns hatten: u. mit Erstaunen sahen wir die brüllenden Gewässer als Wolcken von Schaum mit tobender Wut herabstürzen, und dann wieder hoch in die Luft sprüzen, dass von dem blossen Staub der in dem Kampf verlohren geht, sich ringsumher ein ewiger Regen verbreitet. Es hatte eben geregnet, dem ungeachtet kam die Sonne grade hervor als wir zum Rheinfall gelangten, u. mahlte über dem S

Pressestimmen
«Ob Hartmann von Aue in seinem "Erec" schom um 1200 herum den Rheinfall beschrieben hat oder nicht, ist eine der offenen Fragen aus diesem anregenden Buch eines Liebenden. Schön aussehen tut's auch. Kein Reinfall also, auch als Geschenk nicht.» Klaus Hübner, Schweizer Monatshefte

«Ein letztes Kapitel heisst zwar "Offene Fragen", doch Leserwünsche lässt dieses exzellente Buch kaum offen.» Urs Bugmann, Zentralschweiz am Sonntag

«"Sie waren am Rheinfall" versammelt Ausschnitte von Texten verschiedenster Autorinnen und Autoren aus fünf Jahrhunderten, die der Herausgeber jeweils in kleinen Einführungen gewandt kommentiert und thematisch miteinander verbindet.» NZZ

«Das Buch bietet den bis anhin umfassendsten Überblick über die «Rheinfall-Literatur». In akribischer Kleinarbeit wurden über Jahrzehnte hinweg Zeugnisse aus verschiedenen europäischen Sprachgebieten gesammelt, die nun im vorliegenden Band mit Kurzkommentaren versehen abgedruckt sind.» Susanne Sturzenegger, Radio DRS 1, WortOrt