Musik im Totengässlein

Detektiv-Roman

Herausgegeben von Paul Ott und Kurt Stadelmann
Schweizer Texte, Neue Folge, Band 25
Gebunden
2007. Nachdruck der Erstausgabe von 1936.
208 Seiten
ISBN 978-3-0340-0833-4
CHF 32.00 / EUR 19.90 
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«Wienert sog gleichmässig an seiner kalten Pfeife. Für seelische Tragödien hatte er wenig Sinn. Ihn interessierte der Fall, aber nicht seine Hintergründe. Was in den Menschen vorging, kümmerte ihn nur, wenn es zur Aufhellung beitragen konnte. Er war durchaus nicht herzlos, aber in den langen Dienstjahren hatte er sich rein sachliche Korrektheit angewöhnt.»

Kriminalkommissar Wienert, der Gegenentwurf zu Glausers Wachtmeister Studer, kehrt in die literarische Landschaft zurück! Und mit ihm das Basel der Dreissigerjahre.
Das Totengässlein ist ein ruhiges, abfallendes Stück Strasse. Doch dreimal in der Woche wird die Ruhe unterbrochen und es ertönt der falsche und scharfe Klang eines Leierkastens. Borro mit seinem grünen Papagei hinkt die Stufen herauf, setzt sich auf den flachen Brunnenrand und spielt seine melancholischen Lieder – und unermüdlich krächzt der Papagei sein «Danke schön».
In derselben Stadt am Rhein mit einer bedeutenden chemischen Industrie geschäftet Hermann Kampschulte im Weinhandel und Immobilienbereich; ihm gehören fast alle Häuser am Totengässlein. Auch Kabarettbesitzerin Trude Schottler, sehr blond und mit unverheirateten 39 Jahren seit drei Wochen in eigenartiger Schwäche dem Barmixer Kurt Allmers verfallen, betreibt hier ihr «Odeon». Kampschulte und Schottler stehen in mehrfacher geschäftlicher Beziehung. Als Kampschulte eines Tages tot im Büro der Schottler entdeckt wird, tritt Kommissar Wienert auf den Plan. Der Polizeiarzt stellt fest, dass Kampschulte nicht an den vom Barmixer Allmers verabreichten Fusstritten gestorben war, sondern vergiftet wurde. Eigenartigerweise führen alle Spuren ins Totengässlein …

Kurt Stadelmann
Ausstellungskurator am Museum für Kommunikation in Bern. Autor und Herausgeber von Fachpublikationen zur Telekommunikation, ihren Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf Kommunikation und Gesellschaft. Mitherausgeber von Schweizer Kriminalromanen als Reprints.


Lange war nicht geklärt, wer genau sich hinter dem Autor «Stefan Brockhoff» verbirgt. Nun kann dieses Pseudonym gelüftet werden. Es ist eines der frühen Autorenkollektive der deutschsprachigen Kriminalliteratur. Beteiligt waren die drei berühmten Germanisten Dieter Cunz (1910–1969), Oskar Koplowitz (später Oskar Seidlin, 1911–1984) und Richard Plaut (später Richard René Plant, 1910–1998). Alle drei sind 1933/35 aus Deutschland emigriert und lebten bis 1938 in der Schweiz – in Basel und Lausanne –, bevor sie in die USA auswanderten. Die Schweiz wirkte als Katalysator für ihr gemeinsames Schreiben von Kriminalromanen. Nicht nur waren die drei Männer im Alltagsleben beinahe unzertrennlich, auch ihre Geschichten spielen hauptsächlich in der Schweiz, und sie haben nur hier zu dritt und nur hier Kriminalromane geschrieben.


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Paul Ott
(* 1955) Germanist und Kunsthistoriker, hat unter dem Pseudonym Paul Lascaux zahlreiche Kriminalromane und -erzählungen publiziert.


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Ausstellungskurator am Museum für Kommunikation in Bern. Autor und Herausgeber von Fachpublikationen zur Telekommunikation, ihren Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf Kommunikation und Gesellschaft. Mitherausgeber von Schweizer Kriminalromanen als Reprints.


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Textauszug

Durch das Fenster, das Gerda zerschlagen hatte, kroch der Abend ins Zimmer. Er schlich über das dürftige Mobiliar, nistete sich fest in den Ecken und an den Wänden, hing schwer und drohend zwischen den Holzbalken der Decke. Der sinkende Tag schickte nur noch ein mattes Licht in den unheimlichen Raum. Es fiel auf den toten Mann, der mit schlaffen Gliedern, das gesenkte Gesicht verzerrt, am Fensterkreuz hing. Man hörte keinen Laut, nur von nebenan schrie der Papagei heiser «Danke schön». Gerda fuhr zusammen. Sie machte einige Schritte im Zimmer, um die lähmende Verzauberung, die über allem zu liegen schien, zu lösen. Ohne es zu merken, streifte sie mit ihrem Arm die Kurbel des Leierkastens. Ein paar gebrochene matte Töne kamen aus dem alten, verstaubten Instrument. Aber die Melodie, zu der die wenigen Klänge gehörten, kannte Gerda doch: «Ach, lieber Tod von Basel …».,Brockhoff gegen Glauser: Aus dem Nachwort von Paul Ott
«Zentral sind Brockhoffs Feststellungen am Anfang und am Schluss des Textes: ‹Ein Kriminal


Pressestimmen

«Dieser Krimi stammt aus dem Jahr 1936 und ist eine echte literarische Entdeckung.» Wolfgang Bortlik, 20Minuten