«Arisierungen» in Österreich und ihre Bezüge zur Schweiz

Beitrag zur Forschung

Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg – Commission Indépendante d'Experts Suisse – Seconde Guerre Mondiale, Band 20
Broschur
2002. 209 Seiten, 11 Tabellen
ISBN 978-3-0340-0620-0
CHF 38.00 / EUR 34.00 
E-Book (pdf)
2021. 209 Seiten, 11 Tabellen
ISBN 978-3-0340-5620-5
CHF 5.00 / EUR 5.00 
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Im Rahmen der Verdrängung der Juden aus der deutschen Wirtschaft und ihrer späteren Beraubung im gesamten NS-Machtbereich spielten «Arisierungen», d.h. die Überführung «jüdischen» Firmeneigentums in «arische Hände», neben Berufsverboten, Boykotten und der Liquidation von Firmen eine zentrale Rolle. Inwiefern schweizerische Privatpersonen, Unternehmen und Behörden in diesen Prozess involviert waren, wurde bisher kaum untersucht. Der vorliegende Forschungsbeitrag präsentiert zahlreiche Einzelfälle und zeigt am Beispiel Österreich strukturelle Zusammenhänge zwischen der wirtschaftlichen «Entjudung» im NS-Machtbereich und der Schweiz auf. Schweizer waren nicht nur als Käufer, sondern auch als Verkäufer, Gläubiger, Schuldner und Vermittler in «Arisierungen» verwickelt. Ausserdem wird untersucht, welche Anstrengungen die schweizerische Diplomatie zum Schutz von jüdischen Schweizern in Österreich unternahm.


Gregor Spuhler, Dr. phil. hist., geboren 1963 in Laufenburg AG. Studium der Geschichte und der Germanistik in Basel und Göttingen. 1997–2000 Projektleiter der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, anschliessend Assistent für Neuere allgemeine Geschichte am Historischen Seminar der Universität Basel. Seit 2007 Leiter des Archivs für Zeitgeschichte der ETH Zürich. Publikationen und Lehrtätigkeit zur Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert mit den Schwerpunkten NS-Verfolgung, Flüchtlingspolitik, Wiedergutmachung und Oral History.


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Lic. phil. I Ursina Jud, geb. 1975, ist Historikerin, sie lebt in Davos und Fribourg.


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Daniel Wildmann, lic. phil., Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz–Zweiter Weltkrieg mit Forschungsschwerpunkt Schweizer Chemie-Industrie und Nationalsozialismus. Forschungsschwerpunkte: deutsch-jüdische Geschichte des 19./20. Jahrhunderts, Geschichte des Nationalsozialismus, Körpergeschichte. Promotionsprojekt zum Themenbereich jüdische Identität und jüdische Männlichkeit in Deutschland zwischen 1890 und 1933. Mitarbeit in diversen Dokumentarfilmprojekten wie «Surava», «Lust auf Wilkomirski» oder «Der Fall Grüninger». Publikation: Begehrte Körper, Konstruktion und Inszenierung des «arischen» Männerkörpers im «Dritten Reich» (Würzburg 1998). Verschiedene Aufsätze zur Vergangenheitspolitik in der Schweiz.
Feldeggstrasse 19, 8008 Zürich; dawildmann@bluewin.ch


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Zusammenfassung

Zusammenfassung

Die Beteiligung von Schweizern an der «Arisierung» der Wirtschaft im nationalsozialistischen Machtbereich war - abgesehen von der Tabakindustrie - bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre kein Thema der historischen Forschung. Die Frage nach Vermögenswerten, die im Zuge der «Arisierung» in die Schweiz gelangten, gehört zum Kern des Mandats der UEK und wird deshalb in verschiedenen Studien behandelt. Der vorliegende Forschungsbeitrag setzt den Akzent auf die Übertragung von Firmeneigentum und konzentriert sich aus folgenden Gründen auf die Ereignisse in Österreich: Erstens setzte die Verdrängung der Juden aus der österreichischen Wirtschaft unmittelbar nach dem «Anschluss» mit brachialer Gewalt ein und war nach wenigen Monaten abgeschlossen; die rechtliche Fragwürdigkeit der unter verfolgungsbedingtem Druck oder gesetzlichem Zwang zustandegekommenen Firmenübernahmen, Entlassungen und Enteignungen war für Schweizer 1938/39 also klar erkennbar. Zweitens ist der grösste Teil der für Österreich relevanten Akten in Wien zentral archiviert und gut zugänglich. Drittens bestand die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit der Österreichischen Historikerkommission, die mehrere Forschungsprojekte zur «Arisierung» lanciert hatte.
Die vorliegende Untersuchung bemüht sich um einen systematischen Zugang zu den Problemen, die mit der Verdrängung der Juden aus dem österreichischen Wirtschaftsleben verbunden sind, und will über die Präsentation von Einzelfällen hinaus strukturelle Zusammenhänge zwischen der Schweiz und der «Arisierung» aufzeigen. Nach der Einleitung gibt sie einen Überblick über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Österreich sowie über die Folgen des «Anschlusses» für die jüdische Bevölkerung Österreichs. Kapitel 3 widmet sich dem Schutz des in Österreich befindlichen Eigentums von jüdischen Schweizern. Kapitel 4 präsentiert zwanzig Fälle, in denen Schweizer Privatpersonen und Unternehmen als Käufer, Verkäufer, Gläubiger, Schuldner und Vermittler an der Überführung jüdischen Eigentums in «arische» Hände beteiligt waren. Kapitel 5 synthetisiert die Ergebnisse unter einer neuen Perspektive: In welcher Weise war der schweizerische Staat, in welcher Weise waren Schweizer Privatpersonen und Unternehmen in den Kampf um das Eigentum der österreichischen Juden involviert?
Die schweizerischen Behörden sahen sich vor allem dort mit den Auswirkungen der «Arisierung» konfrontiert, wo es um den diplomatischen Schutz von Schweizer Staatsbürgern und deren Eigentum ging. Zudem mussten sie sich im Bereich des Warenverkehrs damit auseinandersetzen, dass die im Exil befindlichen österreichischen Gläubiger darum baten, ihre Schweizer Warenschuldner sollten die geforderten Beträge in ihren aktuellen Aufenthaltsstaat und nicht nach Österreich überweisen, wo sie meistens verloren waren. Ausserdem wurden diese Forderungen oftmals von den «arischen» Geschäftsnachfolgern bestritten, weshalb Schweizer Gerichte über die Berechtigung solcher widerstreitender Ansprüche entscheiden mussten. Da in derartigen Fragen die Herausbildung einer konsistenten Praxis gefordert war, sind zum staatlichen Handeln verallgemeinernde Aussagen möglich.
Alle schweizerischen Inhaber von kleineren und mittleren Gewerbebetrieben in Wien waren angesichts von Boykotten und behördlichen Schikanen gezwungen, ihre Geschäfte innerhalb weniger Monate zu liquidieren oder zu verkaufen und wurden dafür weit unter dem Wert entschädigt. Dagegen konnten in schweizerischem Besitz befindliche Immobilien besser, wenn auch nicht vollumfänglich, geschützt werden. Der schweizerische Generalkonsul in Wien zeigte ein erhebliches Engagement zugunsten der betroffenen Schweizer und konnte in einigen Fällen Erfolge erzielen. Allerdings blieb ihm die Unterstützung von seinen vorgesetzten Stellen untersagt, was insofern von Bedeutung war, als die deutschen Behörden 1938/39 diplomatische Schwierigkeiten zu vermeiden suchten und bei entschlossenem Widerstand öfters zurückwichen. Dies wird auch an deren Reaktion auf die Haltung der Schweizer Gerichte deutlich, die die Ansprüche österreichischer Juden gegenüber den Forderungen sogenannter kommissarischer Verwalter schützten. Weil die Niederlage in solchen Prozessen international beachtet werde und das Ansehen schädige, erteilten die deutschen Behörden den kommissarischen Verwaltern Weisung, keine Prozesse im Ausland anzustrengen, um die in der Schweiz befindlichen Vermögenswerte und Forderungen enteigneter jüdischer Eigentümer zu erhalten. Die Schweizerische Verrechnungsstelle zeigte sich dagegen weit weniger sensibel als die Justiz und setzte unter Berufung auf das mit Deutschland bestehende Abkommen durch, dass - abgesehen von einigen Ausnahmen - die gegenüber Schweizer Schuldnern bestehenden Forderungen nach Österreich und nicht den ursprünglichen Eigentümern ins Exil überwiesen wurden.
Die Beteiligung von Schweizer Unternehmen und Privatpersonen an «Arisierungen» im Zuge privatrechtlicher Transaktionen entzog sich weitgehend der Kontrolle durch den Schweizer Staat. Die unterschiedlichen Einzelfälle sind in ihrer Besonderheit nicht geeignet, generelle Thesen zur Schweizer Beteiligung an «Arisierungen» zu formulieren. Allerdings zeichnen sich gewisse Muster ab. Die mit Tochterunternehmen in Österreich vertretenen Industriefirmen konnten, sofern sie wegen ihrer Personalstruktur oder ihrer Eigentumsverhältnisse als jüdisch galten, sich dem Zwang zur «Arisierung» längerfristig nicht entziehen. Auffällig ist jedoch, dass der Kauf jüdischen Firmenkapitals durch die Schweizer (Mit-)Eigentümer und die Entlassung jüdischer Direktoren und Verwaltungsräte in vielen Fällen schon in den ersten Tagen nach dem «Anschluss» erfolgten, dass über die Anpassung der eigenen Firma an die neuen Verhältnisse hinaus auch der Erwerb österreichischer jüdischer Firmen - mit unterschiedlichem Erfolg - versucht wurde, und dass sich mehrere dieser Firmen nach dem Krieg mit Rückerstattungsforderungen konfrontiert sahen oder solche zumindest befürchteten.
Schweizer Banken hatten keine Niederlassungen in Österreich. Sie sahen sich zum einen damit konfrontiert, dass die Nachfolger jüdischer Firmeninhaber Ansprüche auf die bei ihnen liegenden Vermögenswerte erhoben. Die Banken lehnten es ab, die Forderungen kommissarischer Verwalter konsequent zu ignorieren, da sie ihre Interessen in Deutschland nicht gefährden wollten. Allerdings waren sie an der Rechtsgültigkeit ihrer schuldbefreienden Auszahlungen interessiert, weshalb sie im Zweifelsfall die umstrittenen Guthaben bei Gericht hinterlegten und der Justiz den Entscheid überliessen. Zum andern waren Schweizer Banken als Gläubiger stark von der Verdrängung der Juden aus der deutschen Wirtschaft betroffen. Zwar kann die Frage, wie sich die Banken gegenüber ihren Schuldnern verhielten, noch nicht generell beantwortet werden, doch gibt es Hinweise darauf, dass sie primär ihre ausstehenden Forderungen sicherstellen wollten und keine Rücksicht darauf nahmen, dass ihre Schuldner vertrieben, verhaftet und enteignet wurden.
Von besonderer Bedeutung waren schliesslich zum einen die in der Schweiz domizilierten Finanzgesellschaften und zum anderen die Berufsgruppe der Anwälte. Schweizer Anwälte traten aus äusserst unterschiedlichen Gründen sowohl als Kaufinteressenten wie auch als Intermediäre auf; allgemeine Aussagen sind deshalb kaum möglich. Die Analyse der in «Arisierungen» involvierten Finanzgesellschaften erfordert weitläufige Recherchen, waren diese Gesellschaften doch oftmals von vornherein darauf angelegt, Risiken international zu verteilen, steuerliche Vorteile zu nutzen und teilweise auch Eigentumsverhältnisse zu verschleiern. Es gibt jedoch deutliche Hinweise darauf, dass die Existenz einer Schweizer Finanzgesellschaft den Handlungsspielraum für die Verfolgten erweitern konnte, da die Verhandlungen nun die Grenzen des NS-Machtbereichs überschritten und es für die deutschen Behörden schwierig war, eine Schweizer Aktiengesellschaft zu enteignen. Dieser Schutz bestand jedoch nur, wenn die betroffenen Personen sich schon im Ausland in Sicherheit befanden und nicht durch inhaftierte Verwandte oder Freunde erpressbar waren.


Résumé

Résumé

La participation de Suisses à l'«aryanisation» de l'économie dans les territoires sous domination nazie n'a pas fait l'objet de recherches - à l'exception de l'industrie du tabac - avant la seconde moitié des années 1990. Les transferts financiers vers la Suisse dans le cadre du processus d'«aryanisation» font partis du mandat de la CIE; ils sont, à ce titre, traités dans divers travaux. La présente étude met l'accent sur le transfert de biens sociaux et se concentre, pour les raisons suivantes, sur les événements qui se sont déroulés en Autriche: premièrement, les Juifs ont été évincés de la vie économique immédiatement après l'Anschluss avec une violence inouïe. Ce processus n'a pris que quelques mois. Les Suisses étaient au courant de la légalité contestable des reprises forcées des entreprises, des licenciements et des expropriations. Deuxièmement, la plupart des archives sont centralisées à Vienne et sont donc aisément accessibles. Troisièmement, la possibilité s'est offerte de collaborer avec la commission autrichienne d'historiens qui a entrepris plusieurs projets de recherche sur les «aryanisations».
Dans la présente étude, nous nous efforçons d'aborder de manière systématique les problèmes liés à l'éviction des Juifs de la vie économique autrichienne; outre la présentation de cas exemplaires, nous entendons aussi montrer les rapports structurels de la Suisse avec le processus d'«aryanisation». L'introduction est suivie d'un aperçu des relations économiques avec l'Autriche et la description des effets de l'Anschluss sur la population juive. Le chapitre 3 est consacré à la protection des biens appartenant à des Juifs suisses en Autriche. Le chapitre 4 présente vingt cas de particuliers et d'entreprises suisses ayant agi comme acheteurs, vendeurs, créanciers, débiteurs ou intermédiaires dans le transfert de biens juifs en mains «aryennes». Le chapitre 5 résume les résultats de la recherche en les plaçant dans une perspective nouvelle qui examine le rôle joué par la Confédération, des particuliers et des entreprises suisses dans la spoliation des biens des Juifs autrichiens.
Les autorités helvétiques ont surtout été confrontées aux effets des «aryanisations» sur le plan de la protection diplomatique qu'elles doivent accorder aux ressortissants suisses ainsi qu'à leurs biens à l'étranger. Elles ont, en outre, dû faire face aux requêtes de créanciers autrichiens vivant en exil qui demandaient que leurs débiteurs suisses leur fassent parvenir les sommes dues dans leur nouveau pays de résidence et non pas en Autriche, où, dans la plupart des cas, leurs comptes n'étaient plus accessibles. Ces demandes ont souvent été contestées par les repreneurs «aryens» des entreprises, ce qui a obligé les tribunaux suisses de statuer sur la légitimité de ces prétentions. Dans la mesure où ces cas exigeaient une pratique cohérente, on peut s'interroger sur l'attitude des pouvoirs publics.
Tous les propriétaires suisses de petites et moyennes entreprises à Vienne ont été contraints de liquider leurs commerces en l'espace de quelques mois ou de les vendre à des prix très inférieurs à leur valeur réelle. En revanche, les immeubles détenus par des ressortissants suisses ont pu - bien que partiellement seulement - être mieux protégés. Le consul général de Suisse à Vienne a fait preuve d'un engagement exceptionnel en faveur des Suisses concernés et a obtenu gain de cause dans quelques cas. Il n'a toutefois pas bénéficié du soutien de ses supérieurs hiérarchiques, ce qui mérite d'être souligné car les autorités allemandes étaient soucieuses, dans les années 1938/39, d'éviter tout incident diplomatique et faisaient souvent marche arrière en cas de résistance. Cela apparaît clairement dans leur attitude à l'égard des tribunaux suisses qui ont protégé les intérêts des Juifs autrichiens contre les prétentions des commissaires séquestres (Kommissarische Verwalter). Par crainte d'une publicité négative dans les autres pays, les autorités allemandes ont ordonné aux commissaires séquestres de renoncer à de nouveaux procès qui avaient comme but de recouvrer les biens et les créances de propriétaires juifs expropriés, domiciliés en Suisse. L'Office suisse de compensation s'est montré bien moins sensible que les tribunaux; il a appliqué - hormis quelques exceptions - l'accord conclu avec l'Allemagne selon lequel les créances à l'égard de débiteurs suisses devaient être transférées en Autriche et non pas aux anciens propriétaires vivant en exil.
La participation d'entreprises et de particuliers suisses aux «aryanisations» exécutées au moyen de transactions soumises au droit privé a, en grande partie, échappé au contrôle de la Confédération. Chaque cas étant différent, on ne peut pas tirer de conclusions générales sur la participation de la Suisse aux «aryanisations». Il s'en dégage toutefois certaines lignes. Les entreprises industrielles qui détenaient des filiales en Autriche n'ont pas pu se soustraire longtemps aux exigences d'«aryanisation» dès lors qu'elles étaient considérées comme juives parce qu'elles employaient du personnel juif ou parce que des administrateurs juifs siégeaient dans leur conseil d'administration. Il est frappant d'observer que le rachat du capital de sociétés juives par des (co-)propriétaires suisses et le licenciement de directeurs et de membres du conseil d'administration juif ont eu lieu dès les premiers jours qui ont suivi l'annexion de l'Autriche. Outre la rapide adaptation aux nouvelles conditions, ces entreprises ont aussi tenté - avec plus ou moins de succès - d'acquérir des entreprises autrichiennes appartenant à des Juifs. Après la guerre, plusieurs de ces sociétés ont été confrontées à des demandes de restitution ou ont du moins craint de telles actions.
Les banques suisses n'avaient pas de succursales en Autriche. Elles ont cependant été confrontées aux demandes des successeurs des propriétaires juifs qui entendaient récupérer les avoirs déposés auprès d'elles. Les banques avaient refusé d'ignorer systématiquement les exigences de transferts vers le Reich d'avoirs déposés dans leurs établissements pour ne pas nuire à leurs intérêts en Allemagne. Pour faire reconnaître légalement ces paiements, les banques ont, dans certains cas, déposé ces sommes auprès de tribunaux; elles ont ainsi laissé à la justice le soin de trancher les cas douteux. Par ailleurs, des banques suisses ont été impliquées, à titre de créancières, dans l'exclusion de Juifs de la vie économique. D'une manière générale, il n'est pas possible de se prononcer sur le comportement des banques vis-à-vis de leurs débiteurs, mais certains indices donnent à penser qu'elles se sont avant tout efforcées de recouvrer leurs créances et qu'elles ne se sont pas beaucoup souciées de leurs débiteurs qui se faisaient expulser, exproprier et emprisonner.
Enfin, les établissements financiers domiciliés en Suisse, d'une part, et les avocats, d'autre part, ont revêtu une importance toute particulière. Des avocats suisses ont agi, pour des raisons très différentes, soit en tant qu'acheteurs potentiels, soit comme intermédiaires; il n'est donc pas possible de tirer des conclusions générales à leur égard. L'analyse des établissements financiers impliqués dans les «aryanisations» exige des recherches particulièrement approfondies car ces sociétés avaient pour objectif de répartir les risques sur plusieurs pays, d'exploiter les avantages fiscaux et aussi de camoufler les rapports de propriété. Il existe cependant des indices qui prouvent qu'un établissement financier suisse a pu agrandir la marge de man¦uvre de particuliers menacés de persécutions puisque les négociations se situaient en-dehors de la zone d'influence nazie et qu'il était difficile pour les autorités allemandes d'exproprier une société anonyme suisse. Mais cette protection n'était possible que pour les personnes déjà réfugiés à l'étranger, et sur lesquelles on ne pouvait pas exercer de pression par l'intermédiaire de proches ou d'amis emprisonnés.


Riassunto

Riassunto

Fino alla seconda metà degli anni '90, la partecipazione degli svizzeri all'«arianizzazione» dell'economia nell'area soggetta al controllo nazista - a prescindere dall'industria del tabacco - non è stata tema di ricerche storiche. Il quesito sui patrimoni giunti in Svizzera nel corso dell'«arianizzazione» appartiene al nucleo del mandato della CIE ed è perciò trattato in diversi studi. Il presente contributo di ricerca pone l'accento sul trasferimento della proprietà di ditte e per le tre ragioni sottoesposte si concentra sugli avvenimenti in Austria. Primo: l'allontanamento forzato degli ebrei dalla vita economica austriaca iniziò con brutale violenza immediatamente dopo l'«Anschluss» e fu portato a termine nel giro di pochi mesi; l'ambiguità giuridica dei rilevamenti di aziende, dei licenziamenti e degli espropri realizzati sotto la pressione persecutoria o imposti con leggi era quindi nel 1938/39 chiaramente riconoscibile anche per gli Svizzeri. Secondo: la maggior parte degli atti d'archivio rilevanti per l'Austria sono accentrati a Vienna e ben accessibili. Terzo: si era verificata la possibilità di cooperare con la commissione di storici austriaca (Österreichische Historikerkommission), che sul tema dell'«arianizzazione» aveva avviato diversi progetti di ricerca.
La presente ricerca si sforza di applicare un approccio sistematico ai problemi connessi all'allontanamento forzato degli ebrei dalla vita economica austriaca e, al di là della presentazione di singoli casi, vuole evidenziare i nessi strutturali fra la Svizzera e il processo di «arianizzazione». L'introduzione è seguita da una panoramica sulle relazioni economiche fra Svizzera e Austria e sulle conseguenze dell'«Anschluss» per la popolazione ebraica dell'Austria. Il capitolo 3 è dedicato alla tutela delle proprietà in territorio austriaco appartenenti a ebrei svizzeri. Il capitolo 4 espone venti casi in cui cittadini privati svizzeri parteciparono come acquirenti, venditori, creditori, debitori e intermediari al trasferimento in mani «ariane» di proprietà ebraiche. Il capitolo 5 sintetizza i risultati adottando una nuova prospettiva: lo Stato svizzero in che maniera fu coinvolto nella lotta per le proprietà degli ebrei austriaci? E in che maniera vi furono coinvolti cittadini privati e ditte svizzeri?
Le autorità svizzere si videro confrontate con gli effetti dell'«arianizzazione» soprattutto dove questi implicarono la protezione diplomatica di cittadini svizzeri e delle loro proprietà. Nella sfera dello scambio di merci si dovettero inoltre occupare del fatto che creditori austriaci in esilio domandarono agli svizzeri, loro debitori per forniture di merci, di rimettere gli importi richiesti nel loro paese di dimora attuale e non in Austria, dove nella maggior parte dei casi erano persi. Per di più questi crediti furono spesso contestati dai successori «ariani» alla direzione delle aziende, con la conseguenza che i tribunali svizzeri si trovarono a dover decidere della legittimità di tali rivendicazioni conflittuali. L'elaborazione di una prassi consistente dovuta al trattamento di tali questioni, rende possibile trarre conclusioni più generali sull'azione statale.
Davanti ai boicottaggi e alle angherie delle autorità, tutti i proprietari svizzeri di piccole e medie aziende a Vienna furono costretti a liquidare o vendere i loro commerci nel giro di pochi mesi ricevendo indennizzi di molto inferiori al loro valore. Per contro si poté proteggere meglio, anche se non completamente, gli immobili di proprietà svizzera. Il console generale svizzero a Vienna si adoperò con considerevole impegno, in alcuni casi con successo, a favore degli svizzeri interessati. Gli rimase tuttavia negato il sostegno dei suoi superiori, cosa di una certa importanza se si considera il fatto che nel 1938/39 le autorità tedesche cercarono di evitare difficoltà diplomatiche, spesso retrocedendo di fronte ad una decisa resistenza. Ciò traspare chiaramente anche dalla loro reazione alla posizione dei tribunali svizzeri che erano soliti tutelare i diritti degli ebrei austriaci dalle pretese dei cosiddetti amministratori commissariali (Kommissarische Verwalter). Siccome la sconfitta in tali processi attirava l'attenzione internazionale e recava di conseguenza danno alla loro reputazione, le autorità tedesche ingiunsero agli amministratori commissariali di non intentare cause all'estero per recuperare beni e crediti giacenti in Svizzera appartenenti a proprietari ebraici espropriati. L'Ufficio svizzero di compensazione si mostrò invece molto meno sensibile che i tribunali elvetici e richiamandosi all'esistente trattato con la Germania impose - salvo poche eccezioni - la rimessa dei crediti in corso nei confronti di debitori svizzeri, in Austria e non ai proprietari originari ora in esilio.
La partecipazione di ditte e privati svizzeri all'«arianizzazione» nell'ambito di transazioni di diritto privato sfuggì in ampia misura al controllo dello Stato svizzero. I diversi singoli casi, viste le loro peculiarità, non permettono di formulare tesi generali sulla partecipazione svizzera all'«arianizzazione». In essi si delineano tuttavia certi schemi. Nella misura in cui, a causa della composizione del personale o delle condizioni di proprietà vennero considerate ebraiche, le ditte industriali con filiali in Austria non poterono sottrarsi all'«arianizzazione» coatta. Stupisce però che in molti casi l'acquisto di quote di ditte ebraiche da parte dei (com-)proprietari svizzeri e il licenziamento di direttori e consiglieri d'amministrazione ebraici ebbero luogo già nei primi giorni dopo l'«Anschluss» e che, al di là dell'adeguamento della propria ditta alla nuova situazione si cercò - con mutevole successo - di acquisire aziende ebraiche austriache e che dopo la guerra parecchie di queste ditte si videro confrontate con domande di restituzione o almeno le temerono.
Le banche svizzere non disponevano di succursali in Austria. Da una parte si videro confrontate con il fatto che i successori dei proprietari aziendali ebraici avanzarono diritti su valori giacenti presso le banche stesse. Non volendo esporre a rischi i loro interessi in Germania, si rifiutarono di ignorare conseguentemente queste richieste degli amministratori commissariali. Erano tuttavia interessate a che i loro pagamenti liberatori fossero legittimi e perciò, in caso di dubbio, deposero gli averi contestati presso un tribunale lasciando alla giustizia il compito di decidere. D'altro canto le banche svizzere, nella loro qualità di creditori, furono duramente colpite dall'allontanamento degli ebrei dall'economia tedesca. È vero che alla questione su come le banche si comportarono con i loro debitori non si può dare una risposta generale, ma gli indizi esistenti lasciano assumere che esse fossero in prima linea interessate a cautelare i loro crediti pendenti e che non abbiano tenuto conto del fatto che i loro debitori erano stati espulsi, arrestati e espropriati.
Particolare importanza rivestirono infine da una parte le compagnie finanziarie domiciliate in Svizzera e la categoria professionale degli avvocati dall'altra. I singoli avvocati svizzeri agirono, per ragioni personali estremamente discordanti, sia come acquirenti potenziali che come intermediari, ciò che rende quasi impossibile generalizzare una conclusione. L'analisi delle compagnie finanziarie coinvolte nell'«arianizzazione» richiede ricerche estese, visto che esse furono spesso fin dall'inizio finalizzate alla distribuzione internazionale dei rischi, a sfruttare i privilegi fiscali e, in parte, anche a camuffare le condizioni di proprietà. Esistono però chiari indizi che l'esistenza di una compagnia finanziaria svizzera poteva servire ad allargare i margini di manovra dei perseguitati siccome in tale caso i negoziati superavano i confini della zona controllata dai nazisti e l'esproprio di una società per azioni svizzera diventava per le autorità tedesche molto difficile. Questa protezione esisteva però solo nel caso in cui le persone interessate si trovassero già in sicurezza all'estero e non fossero ricattabili con pressioni su parenti o amici incarcerati.


Summary

Summary

Until the second half of the 1990s, no historical research was carried out into Swiss involvement in the aryanisation of businesses in the area under National Socialist control, with the exception of the tobacco industry. The issue of assets which reached Switzerland as part of the aryanisation process is a key element of the ICE's mandate and is therefore examined in a number of the studies. This contribution to the research focusses primarily on the transfer of company ownership, and concentrates on events in Austria, for the following reasons: firstly, the forcible expulsion of Jews from the Austrian business sector commenced immediately after the Anschluss and was completed within a matter of months; the dubious legality of company takeovers, dismissals and expropriations which occurred as a result of persecution or legal duress was therefore apparent to the Swiss by 1938/39. Secondly, the majority of documents relating to Austria are archived centrally in Vienna and are easily accessible. Thirdly, it was possible to collaborate with the Austrian Historical Commission, which had initiated several research projects on aryanisation.
This study seeks to adopt a systematic approach to the issues relating to the expulsion of the Jews from Austrian business life and, in addition to presenting individual cases, strives to highlight the structural links between Switzerland and aryanisation. After the introduction, it provides an overview of the economic relations between Switzerland and Austria and the impact of the Anschluss on Austria's Jewish population. Chapter 3 focusses on the protection of property held in Austria by Swiss Jews. Chapter 4 presents twenty cases in which Swiss individuals and businesses were involved - as purchasers, vendors, creditors, debtors or intermediaries - in the transfer of Jewish property into «aryan» hands. Chapter 5 summarises the results from a new angle: how were the Swiss state or Swiss individuals and companies involved in the contest to take over the property of the Austrian Jews?
The Swiss authorities were mainly confronted with the impact of aryanisation in cases concerning the diplomatic protection of Swiss nationals and their property. In the field of trade, they also had to respond to situations in which Austrian creditors in exile were asking for the amounts owed to them by Swiss debtors to be transferred to them in their current country of residence, rather than Austria, where most of the money would be forfeit. These claims were often contested by the «aryan» successors to the business, so that Swiss courts were obliged to decide which of the conflicting claims were justified. As a consistent practice had to be established for dealing with these issues, it is possible to make generalised statements about the actions of the state.
Faced with boycotts and harassment from the authorities, all Swiss owners of small and medium-sized enterprises in Vienna were forced to wind up or sell their businesses within a few months and were paid far less for them than their true value. By contrast, it was easier to protect real estate in Swiss ownership, although not to the full extent. The Swiss Consul General in Vienna worked tirelessly on behalf of the Swiss nationals affected and his efforts proved successful in some cases. However, he was denied support by his superiors, which proved significant given that the German authorities, seeking to avoid diplomatic difficulties in 1938/39, frequently retreated when confronted with determined opposition. This is also apparent from their reaction to the Swiss courts' approach, which protected the Austrian Jews' rights in the face of demands from «provisional administrators» (Kommissarische Verwalter). Since defeat in cases of this type was noted at international level and resulted in a loss of face, the German authorities instructed the provisional administrators not to institute proceedings abroad to claim the assets and entitlements in Switzerland belonging to dispossessed Jewish owners. The Swiss Clearing Office, on the other hand, showed far less sensitivity than the judiciary and ensured, by referring to the agreement that existed with Germany, that - with few exceptions - amounts owed by Swiss debtors were paid to Austria rather than to the original owners in exile.
The involvement of Swiss businesses and individuals in aryanisation during the course of private transactions largely evaded control by the Swiss state. As each individual case is different, it is not possible to draw general conclusions about Swiss involvement in aryanisation measures. Nonetheless, certain patterns are apparent. Industrial companies represented by subsidiaries in Austria whose staffing structure or ownership categorised them as Jewish were unable to resist forcible aryanisation for long. It is striking, however, that in many cases, the purchase of Jewish-owned shares by Swiss (co-)owners and the dismissal of Jewish directors and administrative boards took place in the first few days after the Anschluss, and that in addition to bringing their own companies into line with the new conditions, attempts were also made to acquire Austrian Jewish companies, with varying levels of success, and that many of these companies were faced with - or at least feared - claims for restitution after the war.
The Swiss banks had no branches in Austria. They were confronted, firstly, with claims from the successors of Jewish company owners, who demanded the handover of the assets deposited with them. The banks refused to reject the provisional administrators' demands on a consistent basis since they did not wish to jeopardise their interests in Germany. However, they were keen to ensure the legal validity of the payments they made to release themselves from liability and therefore deposited the disputed assets with the courts in doubtful cases and allowed the judicial system to decide. Secondly, as creditors, Swiss banks were substantially affected by the expulsion of the Jews from the German economy. Although it is still impossible to draw general conclusions about the banks' conduct towards their debtors, there are indications that their first priority was to safeguard their outstanding claims and that they took no account of the fact that their debtors were being driven out, arrested and dispossessed.
Finally, two further groups are particularly significant: the finance companies domiciled in Switzerland, and the legal profession. For a wide variety of reasons, Swiss lawyers acted both as potential buyers and as intermediaries; it is therefore virtually impossible to make any general statements. An analysis of the finance companies involved in aryanisation requires wide-ranging research, since these companies were often determined from the outset to spread risks internationally, to exploit tax advantages, and in some cases also to conceal true ownership. There are, however, clear indications that the existence of a Swiss finance company could provide the victims of persecution with additional room for manoeuvre, as negotiations thus extended beyond the borders of the area under National Socialist control and it was difficult for the German authorities to expropriate assets from a Swiss limited company. However, this protection existed only if the persons concerned had already reached a safe haven abroad and were not vulnerable to blackmail through the imprisonment of relatives or friends.