Postmigrantische Balkanbilder

Ästhetische Praxis und digitale Kommunikation im jugendkulturellen Alltag

Kulturwissenschaftliche Technikforschung, Band 8
Gebunden
2018. 266 Seiten, 90 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1416-8
CHF 48.00 / EUR 48.00 
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Im Social Web inszenieren Jugendliche eine gemeinsame Herkunft aus den westlichen Balkanstaaten auf vielfältige Art. Dabei entstehen Fotografien und Collagenbilder, über welche stereotype Vorstellungen des «Balkanischen» verhandelt werden. Das Buch gibt Einblick in die Medienwelten postmigrantischer Jugendkulturen im deutschsprachigen Europa, vor allem in der Schweiz. Anhand zahlreicher Beispiele wird gezeigt, wie Vorstellungen von Ethnizität und Herkunft im Umgang mit digitaler Fotografie und Online-Kommunikation angeeignet, aber auch reproduziert werden. Im Zentrum stehen die intermedialen Praktiken, durch welche Symbole und Narrative aus Jugend- und Populärkultur sowie aus nationalen Diskursen zu neuen Erzählungen des «Balkanisch-Seins» verwoben werden. Dabei geht es immer auch um die Ambivalenz von kreativer Anrufung und sozialer Ermächtigung in Prozessen gesellschaftlicher Ästhetisierung.

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Fachreferent für den Forschungsbereich Kunst/Medien/Design am Collegium Helveticum, einem gemeinsamen Institute for Advanced Study von ETH Zürich, Universität Zürich und Zürcher Hochschule der Künste.


Aufsätze im Chronos Verlag

Inhalt

Einleitung Einstieg ins Thema
Theoretische Rahmung
Forschungsfeld und Untersuchungsgegenstand
Methodische Überlegungen
Aufbau des Buches

1. Ethnizität als Stellvertreter-Code Balkanmigration und die postmigrantische Schweiz
Problematisierung und Diskursivierung des Balkans
Ethnizität als Stellvertreter-Code
Anrufung und Umdeutung ethnischer Identität

2. Intermedialität im postmigrantischen Alltag Translokale Kommunikation als postmigrantische Erfahrung
«Ich schaue eigentlich in beide Richtungen»: Transkulturelle Medienrezeption als Ressource
Zirkulierende Symbole im jugendkulturellen Alltag
Intermedialität und Transkulturalität

3. Aneignung nationaler Symbole «Textual Poaching» im digitalen Zeitalter
Kontext: Nationale Symbole im Alltag
Objekte materieller Kultur
Das Echo der jugoslawischen Desintegration
Populärkulturelle Überformung
«Schweizer Stars jubeln auf Albanisch»: Nationale Symbole in der Öffentlichkeit
Jugendkulturelle Überformung
Ästhetik der Militanz
«Shine Ya Light»: Populär- und alltagskulturelle Codierungen albanischer Identität

4. Flagge, Körper, Bild Fotografische Selbstdarstellung und digitalisierte Kommunikation
Flaggen-Selfies
Die Landesflagge küssen
«Nationalstolz» als Differenzen überwindende Praxis?
Augenbilder  

5. Balkanbilder Medienamateure zwischen Hegemonie und Widerständigkeit
Kontext: Die Facebook-Seite «Ich liebe den Balkan»
Balkan-Memes
Orientalisierung postmigrantischer Alltagskultur
«50 Shades of Pite»: Esswaren als fotografisches Motiv
Technikerzählungen
Soziale Rollen und Konflikte
«Balkan-Heritage» und Nationalgeschichte
Urlaub vs. Alltagsleben
Orte und Grenzen

6. «Balkan-Style» Ethnisierung als jugendkulturelle Praxis
«Balkan Reality»: Ethnizität und sozialer Status im Nightlife
Do-it-yourself-Glamour
Sex & Crime als transnationale Narrative

Schluss Zusammenfassung
Ausblick

Literatur
Quellen
Abbildungen


Pressestimmen

«Der Doppeladler, der während der Fussball WM 2018 für Schlagzeilen gesorgt hat, ist auch im vorliegenden Buch eine Art Star. Das Selfie eines albanischen Jugendlichen, dessen Handyrückseite einen Doppeladler zeigt, ziert den Buchumschlag. Die Frage, mit welchen Praktiken Jugendliche mit familiärem Balkanbezug ihre kulturelle Identität in den sozialen Medien aushandeln und konstruieren, steht am Anfang von Christian Ritters Studie. Da in der digitalen Kommunikation das Visuelle  besonders ausgeprägt ist, liegt es nahe, dass dem bildlichen Selbstausdruck von Jugendlichen grosses Gewicht beigemessen  wird. [...] So wird der Doppeladler auf Flaggen, Tätowierungen, Alltagsgegenständen und in der Geste mit den verschränkten Daumen gezeigt. Die Studie erklärt anhand eines eindrücklichen Datenmaterials, wie Jugendliche Ethnizität als soziale Ressource nutzen.»

Medientipp

Akzente. Das Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich, 1/2019, Thomas Hermann